Senf dazu: Make America Great Again - der Rest der Welt kann brennen

China ist auf dem Vormarsch, vor allem wirtschaftlich. Das ist ein Fakt, mit dem sich viele schwertun. Ja, Beziehungen zu China sind schwierig, schließlich ist es keine Demokratie und hat eine alles andere als saubere Weste, wenn es um Menschenrechte geht. Doch rechtfertigt das die Eskalation, die die USA im Zusammenhang mit Huawei derzeit betreiben?
Android, Huawei, trump, Adler
Nehmen wir ein Szenario an. Zugegeben, es ist weit hergeholt, aber im Fall Huawei spielt ja Vernunft ohnehin eine untergeordnete Rolle. Nehmen wir also an, eine Katze ist auf einen Baum geklettert und kommt nicht mehr herunter. Klar, man kann die Feuerwehr rufen und das blöde Vieh vom Baum holen. Folge: Besitzer glücklich, heldenhafte Feuerwehr, Katze verhungert nicht.

Man kann aber natürlich auch eine Cruise Missile abschießen und den Baum dem Erdboden gleichmachen, auch das löst das "Katze auf Baum"-Problem. Es bedeutet aber auch: Besitzer tot, Feuerwehr tot, Katze tot, Gegend kaputt.
Infografik: Der steile Aufstieg von HuaweiDer steile Aufstieg von Huawei
Zugegeben, das ist eine recht und vielleicht zu heftige Metapher. Aber es ist auch eine bisher nie dagewesene Eskalation, die der US-Präsident der­zeit betreibt. Diese hat natürlich Hintergründe und diverse Ebenen. Dazu zählen einerseits der Handelskonflikt mit China und dem Rest der Welt.

Auch Europa hat es mit der neuen wirt­schaft­lichen Weltmacht zu tun, auf dem alten Kontinent versucht man sich aber in klassischer Diplomatie und Verhandlungen hinter verschlossenen Türen. Doch es geht auch anders, wie der US-Präsident beweist: Denn dieser arbeitet ja seit Amtsantritt nach dem Motto "Zuerst twittern, dann nachdenken".

Das ist auch im Fall China so. Kommen wir also zum "Andererseits", also den Fall Huawei. Denn dieser steht im Mittelpunkt des Handelskonflikts. Das liegt an den berechtigten Bedenken, dass der Netzwerkausrüster spionieren könnte. Diese Frage kann und muss man sich stellen. Tut man das, dann muss man sich aber auch die Frage stellen, ob die USA nach nach den Snowden-Leaks zur weitreichenden Überwachung durch die NSA hier tatsächlich den ersten Stein werfen können. Aber das nur am Rande.

EU pragmatisch

In der EU stellt man sich die Frage, wie weit man Huawei vertrauen kann, natürlich auch. Der Zugang ist aber pragmatischer, entsprechend erklären Macron und Merkel, dass man die Erfüllung der Sicherheitskriterien an oberste Stelle stellt. Das bedeutet kurz gesagt: Wenn sich Huawei an die Spielregeln hält, dann spricht auch nichts dagegen, dass sie am 5G-Aufbau beteiligt sind.

Doch die Trump-Regierung nutzt die Bedenken gegen Huawei und China aus, um Konsumenten auf der ganzen Welt in einen Handelskrieg zu ziehen. Denn der jüngst ausgerufene wirt­schaftl­iche Notstand basiert darauf, dass die nationale Sicherheit der USA bedroht sein soll. Diese Interpretation ist aber eine gewagte.

Der Zweck heiligt die Mittel

Dass Trump nach dem Motto "Der Zweck heiligt die Mittel" arbeitet, war schon bei seiner Not­stands­erklärung zum Bau der Mauer zu Mexiko der Fall. Doch dieses zentrale Wahl­kampf­ver­sprech­en war aus unserer Sicht "nur" eine bilaterale und moralische Angelegenheit. Sprich: Betrifft uns nicht einmal am Rande. Aktuell hat Trump aber die ganze Welt in den Konflikt hineingezogen. Denn mit dem erwähnten Notstand zwingt er den Konflikt allen auf, ob sie es wollen oder nicht.

So musste Google, streng nach den Vorgaben der eigenen Regierung, Huawei vom kommerziellen Android-Strang ausschließen, zumindest temporär. Auch wenn vieles noch unklar ist: Im schlimmsten Fall wird das zur Folge haben, dass bis auf Weiteres auch Nutzer hierzulande keine Android- und Play-Store-Updates bekommen werden.
Wo es Huawei schwer hat und wo nichtWo es Huawei schwer hat und wo nicht
Mehr noch: Firmen, die auch nur mit einem Bein in den USA tätig sind, geschweige denn die US-Unternehmen selbst, dürfen nun nicht mehr mit Huawei Handel betreiben. Die Folgen für die Tech­nik­welt und Weltwirtschaft sind also gra­vie­rend. Arbeitsplätze könnten vor allem in der westlichen Welt betroffen sein, denn der Atem der Chinesen ist lang und die Kriegskassen sind voll.

Trump beweist mit seiner "Make Amerika Great Again"-Rhetorik und -Politik auch in diesem Fall, dass gut gemeint durchaus das Gegenteil von gut sein kann. Denn ein Huawei-Bann wird auch in den USA jede Menge Arbeitsplätze kosten, bei Qualcomm, Intel und wie sie alle heißen. Ob das das Mittel ist, Amerika wieder groß zu machen, darf man durchaus bezweifeln.

Vielleicht macht Trump wieder einmal einen Rückzieher, weil ihm jemand erneut das Smartphone wegnimmt und sagt "Nope, Donald, ganz schlechte Idee". Doch offenbar wird die Zahl der Berater im Weißen Haus, die sich das trauen, immer geringer. Und so müssen wir uns wohl darauf einstellen, dass die so durch und durch globalisierte Technikwelt von einem Mann abhängig ist, der glaubt, dass es nichts Leichteres gibt als Handelskriege zu gewinnen.

Wichtige Updates zum Thema: Derzeit erreichen uns stetig immer mehr Details und offizielle Statements zum vorläufigen Entzug der Huawei-Android-Lizenz und der möglichen Beendigung der Zusammenarbeit seitens US-amerikanischen Unternehmen, die wir in folgenden Artikeln separat aufbereitet haben.

  • 22.05. 11:39 Uhr
    Huawei soll Lizenz für Smartphone-CPUs auf ARM-Basis verlieren

    Der britische Chip-Designer ARM hat seine Mitarbeiter angewiesen, sämtliche Verträge, Support-Aktivitäten und anderweitigen Kontakte mit Huawei mit sofortiger Wirkung ruhen zu lassen. Huawei droht somit der Verlust der Grundlage für seine Smartphone-Prozessoren.

  • 22.05. 08:49 Uhr
    Huawei-Chef äußert sich erstmals: USA verbieten uns Windows & Android

    Huaweis Endkunden-Chef Richard Yu hat sich erstmals zu den Trump-Sanktionen geäußert. Seinen Angaben zufolge ist neben Android auch Windows betroffen. Es sei für ihn kaum zu glauben, dass die USA in einen von ihren Sicherheitsbedenken nicht betroffenen Bereich eingreifen.

  • 21.05. 17:10 Uhr
    Huawei: Android-Ersatz angeblich ab Herbst - Apps bis zu 60% schneller

    Huawei soll laut chinesischen Medienberichten eine eigene Android-Alternative angekündigt haben. Das Ersatz-Betriebssystem soll auf Smartphones, PCs und anderen Plattformen laufen und mit Android-Apps kompatibel sein. Andere Quellen melden jedoch, dass dieses sogenannte "Project Z" alles andere als fertig sei.

  • 21.05. 00:12 Uhr
    USA fahren Huawei-Sperre zurück: Updates für Android & Co für 90 Tage

    Die US-Regierung hat in einem überraschenden Schritt kurzfristig bekannt gegeben, dass Huawei für einen Zeitraum von zunächst 90 Tagen weiterhin mit seinen bestehenden Lieferanten aus den USA interagieren und somit wenigstens vorläufig für die Update-Versorgung seiner Kunden garantieren kann.

  • 20.05. 16:58 Uhr
    Embargo auch auf Windows? Microsoft lässt Huawei-Frage (noch) offen

    Wenn Google kein Android mehr an Huawei liefert, was passiert dann mit Windows? Microsoft ist schließlich ebenfalls ein amerikanisches Unternehmen muss sich ebenfalls an die Vorgaben aus Washington halten. Noch lässt Redmond diese Frage aber offen.

  • 20.05. 12:29 Uhr
    Huawei-Eskalation: Jetzt gerät Apple ins Kreuzfeuer wichtiger Kunden

    Apple gilt mit seinen iPhones, iPads und Macs in China als DAS Symbol für tolle Technik aus den Vereinigten Staaten. In der zugespitzten Situation des eskalierenden Handels­krieges führt das jetzt zu massiven Boykott-Aufrufen.

  • 20.05. 10:39 Uhr
    Erstes Statement von Huawei zu Entzug der Android-Lizenz

    Huawei hat sich mit einiger Verzögerung jetzt erstmals zu dem Thema zu Wort gemeldet. In einer offiziellen Stellungnahme heißt es, dass alle bestehenden Geräte weiterhin mit Sicherheits-Updates und Services versorgt werden sollen.

  • 20.05. 09:48 Uhr
    Google: Aktuelle Huawei-Smartphones sollen funktionieren wie bisher

    Google hat mittlerweile auch von offizieller Seite angedeutet, dass Huaweis Android-Lizenz suspendiert wurde. Der Internetkonzern sicherte aber zu, dass die Huawei-Kunden auch weiterhin Zugriff auf Google Play und andere Services haben werden.

  • 20.05. 07:58 Uhr
    Google war nur der Anfang: Auch US-Chip-Konzerne stellen Huawei kalt

    Nach Google haben als Reaktion auf die neuen Sanktionen der Trump-Regierung gegen Huawei die Chipkonzerne Qualcomm, Xilinx, Intel und Broadcomm laut einem Medien­bericht entschieden, vorerst keine weiteren Chips an den Hersteller zu liefern.

  • 19.05. 21:36 Uhr
    Bericht: Google hat Huawei die Android-Lizenz entzogen

    Der Internetkonzern Google hat laut einem inzwischen von mehreren Quellen unabhängig bestätigten Bericht der Nachrichtenagentur Reuters seine Zusammenarbeit mit Huawei rund um das mobile Betriebssystem auf Eis gelegt. Hintergrund sind offenbar die jüngsten Sanktionen der US-Regierung, welche amerikanischen Firmen die Kooperation mit Huawei untersagen.


Was meint ihr? Hat Donald Trump recht mit seinem scharfen Vorgehen gegen Huawei und China oder übertreibt es der US-Präsident? Schreibt uns in den Kommentaren, was ihr zum Fall Huawei denkt.
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