USA und China führen einen neuen kalten Krieg um Unterseekabel

Der Kampf der Großmächte um Einfluss-Sphären wurde bisher vor allem mit militärischer und wirtschaftlicher Präsenz geführt. Inzwischen ist die Dateninfrastruktur als wichtiger weiterer Fak­tor hinzugekommen - wie sich anhand von Unterseekabeln zeigt. Insbesondere zwischen den USA und China läuft hier eine kaum wahrnehmbare Auseinandersetzung ab, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. China arbeitet in verschiedenen Bereichen daran, Infrastrukturprojekte unter die eigene Kontrolle zu bekommen - das betrifft neben Handelsstraßen mit den zugehörigen Häfen und Bahntrassen eben auch den Internet-Backbone.

Und Washington hält dagegen: Gerade erst hat man es geschafft, ein großes Unterseekabelprojekt durch Anreize und Druck gegenüber den beteiligten Unternehmen unter eigene Kontrolle zu bekommen. Das US-Unternehmen SubCom begann im Februar im Auftrag eines größeren Konsortiums eine 600 Millionen Dollar teure Datenverbindung aufzubauen. Die South-East-Asia-Midd­le-East-Wes­tern-Eu­rope 6, kurz SEAMEWE-6, wird ein Dutzend Länder auf dem Weg von Singapur nach Frankreich verbinden und dabei drei Meere durchqueren. Sie soll im Jahr 2025 fertiggestellt werden.


Unterbieten und Gegenhalten

Das chinesische Unternehmen HMN Technologies stand vor drei Jahren kurz davor, den Auftrag zu ergattern. Drei staatliche chinesische Telekommunikationsunternehmen - China Telecom, China Mobile und China Unicom - hatten als Mitglieder des Konsortiums, zu dem auch Microsoft und das französische Telekommunikationsunternehmen Orange gehörten, Finanzmittel zugesagt, wie sechs an dem Geschäft beteiligte Personen berichten. Und HMN, das aus einer Huawei-Tochter hervorging, konnte durch staatliche Subventionen aus Peking das günstigste Angebot vorlegen - 100 Millionen Dollar weniger, als jetzt veranschlagt wurde.

Doch seitens der USA wurde hinter den Kulissen interveniert. Denn in Washington fürchtet man, dass eine so wichtige Dateninfrastruktur unter chinesischer Kontrolle die Spionage-Möglichkeiten des asiatischen Staates deutlich verbessert. Immerhin geht es nicht zwingend um die Inhalte der Kommunikation - der Zugriff auf die Datenflüsse in einem Backbone bietet über die Metadaten wertvolle Informationen darüber, wer mit wem und in welchem Umfang kommuniziert. Das kann erhellender sein als der direkte Inhalt von E-Mails.

SEAMEWE-6 ist dabei nur ein Beispiel, wie um die Verbindungen gerungen wird. Manchmal läuft es auch deutlich direkter. So wurden wahrscheinlich von China zwei Kabel gekappt, mit denen Taiwan ans Internet angebunden ist. Der Inselstaat wird von Peking als abtrünniger Teil des eigenen Staatsgebietes betrachtet.

Zusammenfassung
  • USA und China kämpfen um Einfluss auf Dateninfrastruktur.
  • US-Unternehmen SubCom baut Unterseekabel SEAMEWE-6.
  • China versucht, Infrastrukturprojekte unter eigene Kontrolle zu bringen.
  • USA interveniert, um chinesische Kontrolle zu verhindern.
  • China kappt Kabel, um Taiwan vom Internet abzuschneiden.
  • Metadaten aus Datenflüssen können wertvolle Informationen liefern.

Siehe auch:
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