Piraterie: Gut für Konzert-Veranstalter, schlecht für Kinokarten-Verkäufe

Piraterie ist ein komplexes Thema mit vielen Gründen und auch Auswirkungen, entsprechend intensiv wird es auch immer wieder diskutiert. Letzteres betrifft die Besitzer der Urheberrechte, Politiker und natürlich auch Nutzer. Objektive Daten stellen dabei nicht zwangsläufig die Basis für derartige Debatten dar. Eine Studie der University of Amsterdam zeigt hier interessante Trends.
Es gab in den letzten Jahren und mittlerweile Jahrzehnten bereits diverse Studien zum Einfluss von Piraterie auf die Inhalte-Industrie. Die Unterschiede in den Ergebnissen sind teilweise beträchtlich. Dennoch oder vielleicht sogar gerade deshalb stellt eine Studie (PDF) des Institute for Information Law der Universität von Amsterdam einen wichtigen Beitrag dar.

Großer Datensatz

Denn für die Untersuchung befragte man 35.000 Teilnehmer, darunter 7000 Minderjährige in 13 Ländern. Diese Daten verglich man mit einer ähnlichen Studie aus dem Jahr 2014 und konnte so auch interessante Tendenzen und Trends aufzeigen.

Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist, dass die Zahl an Online-Piraten in fast allen europäischen Ländern abnimmt, zu erkennen war das in Frankreich, Polen, Spanien, Schweden und den Niederlanden. Einzige Ausnahme in Europa war Deutschland, hier gab es einen geringen Anstieg. In Europa gibt es in Spanien die meisten Piraten, in Thailand, Brasilien und Indonesien gab es aber noch mehr Menschen, die illegal Inhalte herunterladen. Piraterie-Studie der University of Amsterdam In Deutschland wird zwar recht wenig heruntergeladen, der Wert ist aber leicht gestiegen Das Filesharing-Blog TorrentFreak hat mit Joost Poort, einem der Studienautoren, gesprochen und dieser merkte an, dass Piraten und legale Nutzer weitgehend dieselben Menschen sind. Denn rund 95 Prozent aller Piraten konsumieren Inhalte auch legal. Interessant ist, dass diese etwa doppelt so viel dafür ausgeben wie Nicht-Piraten.

Kostenfrage

Nicht überraschend sind auch die Ergebnisse, wonach in ärmeren Ländern mehr illegal heruntergeladen wird als in reichen. Der Kostenfaktor ist einer der am häufigsten genannten, wenn es um die Gründe für Piraterie geht.

Piraterie hat einen negativen Effekt auf die Verkäufe, auch das ist keine allzu überraschende Erkenntnis. Eine Ausnahme sind Minderjährige, was aber daran liegt, dass diese ohnehin nicht viel Geld haben, das sie in Inhalte investieren könnten.

Konzerte boomen

Es gibt aber signifikante Unterschiede, welche Inhalten illegal konsumiert werden und welche Folgeeffekte Piraterie hat. So lassen die Daten darauf schließen, dass zehn illegal geladene Alben zu drei zusätzlichen Konzert-Besuchen führen. Gleichzeitig kaufen Musikfans aber deutlich weniger Musik (physisch und digital) - auf Streaming hat das hingegen keine Auswirkungen. Anders gesagt: Musikfans geben das Geld letztlich trotzdem aus, aber eben für Live-Gigs.

Kinos leiden

Im Prinzip umgekehrt ist es beim Thema Video: Hier hat Piraterie kaum oder keine Auswirkung auf Downloads oder Kauf-DVDs und -Blu-rays. Das gesparte Geld geben die Filesharer aber nicht für Kinobesuche oder Online-Streams aus, so die Daten der Forscher aus den Niederlanden.

All das wird Kenner der Thematik nicht unbedingt überraschen. Die Forscher ziehen aber aus ihren Ergebnissen nicht den Schluss, dass strengere Urheberrechtsgesetze oder die Verfolgung von Piraten wirksame Mittel sind.

Es sei keine gute Idee, so Poort, die größte Konsumentengruppe der Industrie zu jagen. Stattdessen plädieren die Forscher für bessere Verfügbarkeit, erschwinglichere Preise und auch dafür, dass man die Inhalte besser finden kann.
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