Streit um Spotify-Bezahlung:
Letztlich haben alle Seiten Recht

Immer wieder ist in den letzten Monaten der Streit zwischen Musikern und der Streaming-Plattform Spotify um die Bezahlung aufgeflammt. Die Künstler bekommen aus ihrer Sicht zu wenig, Spotify zahlt wiederum aus eigener Perspektive so viel man kann. Nun stellt sich heraus: Beide haben recht.
Der französische Verband der Musikindustrie Syndicat National de l'édition Phonographique (SNEP), der von den Major Labels Universal Music, Sony Music und Warner Music dominiert wird, hat die Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaft Ernst & Young beauftragt, genauer aufzuschlüsseln, wie sich die Gelder der Abonnenten letztlich verteilen. Dabei zeigte sich, dass der größte Teil letztlich an die Major Labels fließt. Aber es wäre wohl auch leichtfertig, diesen nun schlicht Gier vorzuwerfen.

Die Verteilung der Spotify-GelderDie Verteilung der Spotify-GelderDie Verteilung der Spotify-GelderDie Verteilung der Spotify-Gelder

Aufgeschlüsselt auf einen Abonnenten, der im Monat 9,99 Euro für die Nutzung des Streaming-Dienstes bezahlt, überweist Spotify 6,24 Euro weiter - also etwa 63 Prozent. Der übrige Teil verbleibt allerdings keineswegs komplett bei dem Unternehmen. Vom Gesamtbetrag gehen auch noch rund 17 Prozent Steuern ab. So verbleiben 21 Prozent der gesamten Monatsgebühr bei Spotify - hiervon muss dann der gesamte Betrieb der Plattform inklusive des Personals für Technik und Redaktion, der Server, des Traffics und einigem mehr bezahlt werden.

Von den 6,24 Euro, den Spotify an die Musikindustrie überweist, verbleiben immerhin 73 Prozent bei den Labels. Der kleinste Teil - 11 Prozent - werden an den Künstler selbst ausgezahlt. Von der gesamten Abo-Gebühr erhalten die Musiker also nur etwa 7 Prozent, was den Ärger bei diesen durchaus erklären kann. 10 Prozent der Monatsgebühr beziehungsweise 16 Prozent des Anteils, den die Musikbranche bekommt, fließen außerdem an die Komponisten und Texteschreiber, die ebenfalls bei vielen Stücken eine wichtige Rolle spielen, sowie an beteiligte Publisher.

Sahnen die Major Labels ab?

Auf den ersten Blick erfüllen die Labels hier also die Rolle, die ihnen per Vorurteil zugestanden wird: Sie sacken einfach den größten Anteil ein. Die Musikfirmen behaupten allerdings ebenfalls, nicht gerade viel Spielraum zu haben, um mehr Geld an die Künstler zu überweisen. So wird in der Untersuchung auch darauf verwiesen, dass die Unternehmen den größten Teil der Einnahmen wieder ausgeben: Die Produktion von Alben kostet Geld - denn Studios, Tontechniker und Produzenten wollen bezahlt sein. Weitere Gelder verschlingen Marketing und Vertrieb. Lediglich 5 Prozent ihres Anteils können die Labels demnach als Gewinn verbuchen - was im Vergleich zu anderen Wirtschaftsunternehmen nicht gerade üppig ist. Auch wenn der digitale Vertrieb über Spotify sicherlich billiger ist, als die Herstellung und Verbreitung von CDs, steigt die Gewinnmarge hier nicht in einen zweistelligen Bereich, der in anderen Segmenten Standard ist.

Den Berechnungen der Studie zufolge, sind es letztlich rund 26 Cent pro Spotify-Abonnent, die bei den Labels als Reingewinn verbucht werden. Noch weniger bleibt dem Betreiber der Plattform selbst: An den 9,99 Euro Monatsgebühr verdient Spotify letztlich 10 Cent. Wenn man den Reingewinn nach allen Ausgaben und Steuern allein betrachtet, erhalten die Künstler selbst mit 68 Cent beziehungsweise 41 Prozent den größten Anteil von jedem Abonnenten.
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