Überwachung: Zivilen Ungehorsam von Spam lernen

Die Diskussion über mögliche Maßnahmen, mit der dem Überwachungsapparat der Geheimdienste ein Schnippchen geschlagen werden kann, wurde nun um eine Technik erweitert, die aus der Welt der Spammer kommt.
Sicherheit, Kamera, überwachung
K's Photo's (CC BY-SA 2.0)
Der neuseeländische Juraprofessor Gehan Gunasekara von der University of Auckland hat vorgeschlagen, die Systeme von NSA und Co. durch ein Verfahren zu verwirren, dass als Bayesian-Poisoning-Angriff bekannt ist. Mit diesem versuchen für gewöhnlich Spammer die automatischen Filtersysteme zu durchbrechen. Dies geschieht, indem sie ihre Werbenachrichten gezielt so aufbauen, dass sie möglichst nicht wie eine Werbebotschaft aussehen.

Als die ersten Berichte über die Überwachungsmaßnahmen auftauchten, versuchten Nutzer bereits im Rahmen der "Operation Troll the NSA" gegen die Bespitzelung zu protestieren. Im Zuge dessen sollten sehr viele Nachrichten verschickt werden, die bestimmte Schlüsselwörter enthielten - in der Hoffnung, dass die Filter der Geheimdienste auf diese anspringen und überlastet werden.

Dies ist nach Ansicht Gunasekaras aber kein besonders viel versprechender Weg. Denn einerseits sind entsprechende Analysesysteme heute so gut, dass sie solche plumpen Attacken durchaus erkennen, andererseits ist die Erfassung von Inhalten nur ein kleiner Teil des Problems. Wesentlich effektiver kommen die Überwacher zu Erkenntnissen, indem sie die Verbindungsdaten erfassen und auswerten.

Man müsse also geschickter vorgehen, um ein so großes Grundrauschen zu erzeugen, dass die automatischen Analysesysteme nicht mehr unterscheiden können, wer nun wirklich für eine genauere Beobachtung interessant ist, führte der Professor aus. "Verwendet keine eindeutigen Wörter wie 'explosiv' oder 'Jihad' oder Namen wie 'Achmed'. Seid schlauer. Bezieht euch auf vage und unbestimmte 'Projekte', Schulungen, Reisen nach Übersee und Treffen mit fiktiven Personen", führte Gunasekara in einem Gastbeitrag im New Zealand Herald aus.

Um gerade die Analyse der Vorratsdaten zu erschweren, sei es notwendig, dass die echten eigenen Kontakte in einer Flut von angeblichen Freunden verschwinden und die eigenen Bewegungsprofile, die anhand der Handy-Logins in Mobilfunkzellen erstellt werden können, überhaupt nicht zu den Routen passen, über die man in der Kommunikation spricht.

"Fragt zufällig irgendwelche Fremden, ob sie sich dem Protest anschließen wollen und mit euch E-Mails austauschen. Besucht radikale Webseiten, auch islamistische oder anarchistische - daran ist nichts Illegales", so Gunasekaras. "Sprecht hin und wieder, 'etwas unternehmen' zu wollen. Und baut viele Online-Identitäten auf."

Dies wäre laut Gunasekaras eine Form des zivilen Ungehorsams, die nicht etwa einzelnen dabei hilft, sich vor der Überwachung zu verstecken, wie es Verschlüsselung und Anonymisierung vielleicht zu einem gewissen Grad schaffen. Statt dessen würden die Analysesysteme der Geheimdienste letztlich so viele falschpositive Rückmeldungen über potenzielle Verdächtige geben, dass deren Überwachung kaum mehr möglich wäre.

Laut dem Rechtsprofessor wäre dies eine Art moderne Form des Salzmarsches von Mahatma Gandhi. In der Kolonie Indien lag die Herstellung und der Handel mit Salz unter einem Monopol der britischen Besatzungsmacht. Um dieses zu brechen, begannen sehr viele Menschen selbst Salz zu produzieren. Als auch 60.000 Verhaftungen nicht dazu führten, dass sie damit aufhörten, musste die britische Kolonialmacht letztlich ihr Monopol aufgeben - und Indien später in die Unabhängigkeit entlassen.
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