Wendt: Der 11. September passiert jetzt per E-Mail

Anlässlich des heute in Berlin beginnenden Europäischen Polizeikongresses hat der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) erneut Panikmache vor den angeblichen Gefahren durch Angriffe aus dem Internet betrieben.
Rainer Wendt griff dafür tief in die Katastrophenkiste: "Der nächste 11.-September-Anschlag kommt per E-Mail", sagte er gegenüber der 'Neuen Osnabrücker Zeitung'. "Dass Hacker-Terroristen ein AKW zur Explosion bringen, die Stromversorgung unserer Städte kappen oder Klärwerke stoppen, um die Bevölkerung zu vergiften, sind reale Bedrohungsszenarien."

IT-Sicherheitsexperten halten solche Gefahren zwar für ziemlich unrealistisch, doch das hält Wendt nicht davon ab, sie ins Feld zu führen - denn so lassen sich Forderungen nach mehr Personal wohl am effektivsten verkaufen. Immerhin 2.000 neue Polizeibeamte, die im Bereich der IT-Sicherheit ausgebildet sind, verlangt der Hardliner, um gegen entsprechende Attacken gerüstet zu sein.

Auch auf EU-Ebene wird inzwischen an besseren Schutzmaßnahmen gearbeitet, mit denen Angriffe aus dem Netz abgewehrt werden können. Hier geht es allerdings eher um Szenarien, bei denen die Wirtschaft durch das Ausspionieren von Geschäftsgeheimnissen oder Nutzerdaten in Mitleidenschaft gerät.

Wendts Kollegen von der Konkurrenzorganisation Gewerkschaft der Polizei (GdP) sehen allein schon deswegen einen erhöhten Handlungsbedarf - denn es drohe die Gefahr, dass Unternehmen ihre Absicherung verstärkt in die Hände von Spezialunternehmen legen, wenn der Staat sie nicht gewährleisten kann. "Der Staat darf seinen Strafverfolgungsanspruch in keinem Deliktsbereich aufgeben und sein Gewaltmonopol nicht gefährden", warnte GdP-Chef Bernhard Witthaut.

Der jährlich stattfindende Europäischen Polizeikongress steht in diesem Jahr unter dem Motto "Schutz und Sicherheit im digitalen Raum". Durch den Schwerpunkt kann damit gerechnet werden, dass insbesondere aus dieser Veranstaltung an den kommenden beiden Tagen weitergehende Forderungen nach einer stärkeren Überwachung des Netzes auf die Agenda gesetzt werden.
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