HP gibt webOS auf und überlässt Apple das Feld
HP-Chef Léo Apotheker Der Chef des größten Konkurrenten Dell unterbreitet via Google+ auch gleich einen Vorschlag: HP könnte seine PC-Sparte doch Compaq nennen, warf er provokant in den Raum. Damit spielt er auf die Übernahme von Compaq durch HP im Jahr 2002 an, die für 18,6 Milliarden US-Dollar über die Bühne ging. Das Geschäft mit Desktop-PCs und Notebooks ist inzwischen nicht mehr so profitabel wie vor einigen Jahren. Branchenexperten behaupten, dass wir inzwischen in einer Post-PC-Ära leben, die von alternativen Formfaktoren bestimmt wird, darunter Smartphones und Tablets. Statistische Betrachtungen des Marktes belegen diese Behauptungen.
Auch HP hatte diesen Trend erkannt und verleibte sich im letzten Jahr das Unternehmen Palm für 1,2 Milliarden US-Dollar ein. Dabei gewann man unter anderem das Betriebssystem webOS, für das man große Zukunftspläne hatte. Riesige Budgets wurden in den Aufbau einer Entwickler-Community gesteckt. Neue Geräte wie das Smartphone Pre 3 und das Tablet TouchPad wurden geschaffen - letzteres entwickelte sich zu einem Ladenhüter, der Preis wurde bereits zwei Mal nach unten korrigiert.
HP TouchPad mit webOS Aus diesem Grund zieht der Konzernchef Léo Apotheker jetzt die Notbremse und verabschiedet sich aus dieser Branche. "Die Konsumenten verändern die Nutzung der PCs. Der Tablet-Effekt ist Wirklichkeit und die Verkaufszahlen des TouchPad entsprechen nicht unseren Erwartungen", sagte er im Rahmen einer Telefonkonferenz mit Investoren. Der ehemalige SAP-Chef, der erst vor einem Jahr die Führung des Konzerns übernahm, sprach von einer "wachsenden Komplexität des Wettbewerbs". Er wiederholte, dass der Tablet-Effekt real sei. Apple ist in diesem Bereich mit dem iPad unangefochtener Marktführer - kein anderes Gerät kann es mit dem Tablet aus Cupertino aufnehmen. HP hatte sich gute Chancen ausgerechnet, schließlich kamen Hard- und Software aus einer Hand. Dennoch überlässt man dem Konkurrenten jetzt das Feld.
Die blanken Geschäftszahlen bescheinigen HP jedoch ein gesundes Wachstum. Der Umsatz konnte von 30,7 auf 31,2 Milliarden US-Dollar gesteigert werden. Der Gewinn pro Aktie stieg sogar von 75 auf 93 US-Cent. Im nächsten Quartal wird HP laut eigenen Schätzungen den Umsatz stabil halten können, doch aufgrund der hohen Restrukturierungskosten wird der Gewinn auf 50 US-Cent pro Anteilsschein zurückgehen. Dazu trägt auch die weiterhin sinkende Nachfrage nach PCs bei.
Kommentar: Was wird aus HP?
Derzeit sieht es so aus, als würde die Entwicklung des Konzerns einen ähnlichen Lauf nehmen wie die von IBM. Der einstige PC-Gigant hatte seine PC-Sparte verkauft und konzentriert sich seitdem auf Unternehmenslösungen - mit Erfolg, was die Geschäftszahlen belegen. HP will nach eigenen Angaben verstärkt auf Cloud Computing setzen, um Produkte anzubieten. Dafür will man den britischen Software- und Cloud-Spezialisten Autonomy übernehmen - 10 Milliarden US-Dollar sollen dafür fließen. Das passt zwar nicht unbedingt zum eisernen Sparvorhaben von Apotheker, doch der Schritt scheint unausweichlich, um in der neuen Wettbewerbslandschaft Fuß fassen zu können.
Siehe auch: Desktop-PCs: HP & Acer flüchten in Business-Markt
Den Markt für Privatanwender scheinen sich inzwischen andere Unternehmen untereinander aufzuteilen. Vor allem Apple erfreut sich wachsender Beliebtheit. Das iPhone gilt als ungeschlagenes Smartphones, das iPad als ungeschlagenes Tablet und die Verkaufszahlen für iMacs und MacBooks legen deutlich zu. Google versucht es nun mit einer ähnlichen Strategie wie Apple, was der Kauf von Motorola Mobility beweist. Scheinbar hatte Steve Jobs Recht als er behauptete, dass die Produkte deutlich besser sind, wenn Hardware und Software aus einer Hand kommen und somit ideal aufeinander abgestimmt sind.
"Viele Unternehmen eilen auf den Tablet-Markt und betrachten die Geräte als den nächsten PC. Die Hardware und Software wird von verschiedenen Unternehmen gemacht. Sie betrachten die Geräte unter Gesichtspunkten, die auf PCs zugetroffen haben", erklärte Steve Jobs im Rahmen der Vorstellung des iPad 2. "Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass dies nicht der richtige Ansatz ist. Es handelt sich um Post-PC-Geräte, die einfacher zu nutzen sein müssen als ein PC. Sie müssen intuitiver sein als ein PC. Hardware, Betriebssystem und Anwendungen müssen deutlich nahtloser miteinander kombiniert werden." Die heutige Nachricht von HP wird der Apple-Chef sicherlich händereibend aufnehmen und sich denken: "Ich habe es ja gesagt..."
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