EU-Urheberrecht: Verlage jubeln und schicken Mrd.-Rechnung an Google

Die Unterschriften der verschiedenen Gremien, die der neuen EU-Urheberrechtsrichtlinie in den letzten Tagen zustimmten, sind noch nicht ganz trocken, da wittern die deutschen Verlage schon Morgenluft. Über ihre Verwertungsfirma VG Media haben sie Google nun einen neuen Lizenzvertrag in Verbindung mit einer stattlichen Rechnung geschickt.
Kriminalität, Geld, Erpressung, Mafia
Public Domain
Mit der neuen Richtlinie wurde auch das hierzulande im Kern gescheiterte Leistungsschutzrecht für Presseverlage auf ganz Europa ausgedehnt. Die Regelung gibt den Verlagen das Recht an Überschriften und kleinen Textschnipseln, wie sie beispielsweise in den Suchergebnissen von Google auftauchen, um den Link zu unterfüttern. Wenn der Suchmaschinenbetreiber diese weiterhin zeigen will, muss er eine Lizenz einholen.

Die Verlage, die massive Lobbyarbeit in das Gesetz gesteckt hatten, wurden aber enttäuscht. Statt bereitwillig größere Beträge zu überweisen, drohte Google damit, die Online-Auftritte der von ihnen veröffentlichten Angebote einfach nicht mehr oder extrem reduziert in den Ergebnislisten anzuzeigen. Und während die Regelung so zu den erwarteten Konsequenzen für kleinere Angebote im Netz führte, die teils ihre Dienste einstellen mussten, wurde Google kurzerhand eine kostenlose Lizenz erteilt, damit die Besucherzahlen nicht plötzlich massiv einbrechen.

Europa ist unser

Offenbar geht man bei der VG Media nun davon aus, dass Google sich keine weitere Verweigerungshaltung mehr leisten wird, wenn es um den gesamten europäischen Markt geht. Daher schickte man nun einfach mal neu ausgearbeitete Lizenzverträge mit gleich angehängten Rechnungen. Direkt will die VG Wort für die Zeit des Bestehens des deutschen Leistungsschutzrechtes von 2013 bis 2018 rückwirkend Lizenzgebühren in Höhe von 1,24 Milliarden Euro haben, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet.

Die Summe entspricht einem Anteil von immerhin 5 Prozent dessen, was Google in diesem Zeitraum in Deutschland an Umsätzen generierte. Das Ganze gilt auch gleich noch als Vergleichsangebot, mit dem die noch anhängigen Gerichtsverfahren um das Leistungsschutzrecht beigelegt werden könnten.

Und die Verträge, die Google unterzeichnen soll, sehen noch wesentlich höhere Forderungen vor - wobei die VG Media hier bereits in der Annahme agiert, auch von den Verlagen in anderen europäischen Ländern mit der Einholung der Gelder beauftragt zu werden. Hier will man für dieses Jahr dann 3,44 Milliarden Euro und der Betrag soll bis 2024 auf 8,5 Milliarden Euro steigen.

Siehe auch: LSR: VG Media gibt sich Google geschlagen, erlaubt Gratisnutzung
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