Keiner weiß genau wo: Chinesische Rakete stürzt bald unkontrolliert ab
Der schwerste unkontrollierte Wiedereintritt seit 20 Jahren
China hatte am 29. April den ersten Teil seiner Raumstation Tiangong, übersetzt etwa "Himmelspalast", in eine Umlaufbahn gebracht. Das Problem: Nach dem erfolgreichen Aufstieg in den anvisierten Orbit war ein weiterer wichtiger Teil der Mission aber gescheitert: Die Long March 5B-Raketenstufe konnte nicht wie geplant kontrolliert zum Wiedereintritt gebracht werden. Während sich die chinesische Regierung zu dem kritischen Vorfall ausschweigt, schlägt unter anderem die Europäische Weltraumagentur ESA deutlich Alarm: Es handle sich um den "schwersten unkontrollierten Wiedereintritt" seit zwei Jahrzehnten, zitiert die Süddeutsche Zeitung die Agentur in ihrem Bericht. Long March 5B: Erfolgreich gestartet, Wiedereintritt ungewiss Da China keine Daten liefert, alle Daten aber dafür sprechen, dass man die Kontrolle über die Raketenstufe vollständig verloren hat, bemühen sich international jetzt Experten um eine Einschätzung. Die ESA errechnet aus ihren Modellen, dass der Wiedereintritt am Sonntagvormittag 11 Uhr deutscher Zeit erfolgen wird. Dass die NASA ihre Einschätzung einige Stunden früher ansetzt, zeigt aber, wie schwer hier eine zuverlässige Berechnung möglich ist. So plant China seinen Himmelspalast Auch Manuel Metz vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt betont, dass alle Berechnungen hier mit "großen Unsicherheiten behaftet" sind. Unzählige Faktoren wie Atmosphärendichte, Sonneneinstrahlung und Eintrittswinkel übersteigen aktuelle Möglichkeiten zur exakten Simulation. Darüber hinaus sind Wissenschaftler außerhalb Chinas auch auf Schätzwerte in Bezug auf die Konstruktionsdetails beschränkt. Für Metz ist eine Einschätzung aber klar: "Es gibt eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Trümmerteile die Erde erreichen."Die Frage bleibt: Wo?
Aktuell erlaubt es die Flugbahn der Raketenstufe einige Regionen der Welt als möglichen Einschlagsort auszuschließen. Für Deutschland kann man dabei vollständige Entwarnung geben, da die geneigte Bahnachse laut SZ nie nördlicher als 41,5 Grad auf der Nordhalbkugel oder südlicher als 41,5 Grad auf der südlichen Hemisphäre verläuft. Die ESA betont, dass aber Einschläge in Teilen von Portugal, Spanien, Italien und Griechenland nicht auszuschließen sind. Die weiteren Risikozonen erstrecken sich von Nord- und Südamerika über weite Teile Asiens bis hin zu Afrika und Australien.Vor allzu großer Gefahr schützt aber rund um den Globus die Tatsache, dass 75 Prozent der Oberfläche von Wasser bedeckt sind - damit steigt die Chance natürlich deutlich, dass Trümmer auf unbewohnten Gebieten landen. Wer das Schicksal der havarierten Raketenstufe verfolgen will, kann dies beispielsweise sehr anschlaulich beim Web-Service Orbiting Now tun.
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