Barry Sonnenfeld: Netflix hat im HDR-Wahn meine Produktion versaut

Die Hersteller von Fernsehern versuchen den Nutzern natürlich 8K- und HDR-Technologien schmackhaft zu machen, um neue Geräte zu ver­kaufen. Bei den Produzenten von Inhalten, wie dem Regisseur Barry Sonnenfeld, stoßen sie damit auf wenig Gegenliebe.
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Samsung
"HDR ist die Zukunft - aber das sollte nicht so sein", erklärte Sonnenfeld auf einem Podium auf der Branchenmesse CEDIA Expo 2019. Für einige Sportübertragungen sei die Technik sicherlich eine gute Sache, darüber hinaus tauge sie aber für nichts. Und im Zuge dessen schimpfte der bekannte Mann aus Hollywood auch über seinen aktuellen Auftraggeber Netflix, der ihm gerade eine Produktion verhunzte.

Sonnenfeld führte bereits bei mehreren großen Erfolgen wie den "Men in Black"-Filmen, "Get Shorty" und der "Addams Family" Regie. Für Netflix drehte er in der letzten Zeit die Serie "Eine Reihe betrüblicher Ereignisse". Und hier gerieten Regisseur und Auftraggeber aneinander. "Wir wollten es richtig düster, richtig flach", erklärte Sonnenfeld. Die Bilder sollten eher im ungesättigten Pastell-Stil daherkommen.

Eine Reihe betrüblicher Ereignisse: Trailer zur 3. Staffel

Die erste Staffel konnte man auch noch so produzieren. "Und dann hat Netflix gesagt: 'Wir wollen alles in HDR.'", berichtete der Regisseur. Selbst mit einem enormen Aufwand in der Nachbearbeitung habe man es dann nicht hinbekommen, die beiden Stilrichtungen halbwegs aufeinander abzustimmen, so dass die Bilder in der zweiten und dritten Staffel komplett anders wirken.

8K ist auch nicht besser

Das Problem bestehe nun darin, dass die Streaming-Anbieter nicht nur versuchen, sich über die Inhalte, sondern auch technisch voneinander abzuheben. Netflix preschte hier mit seinem Alles-HDR-Konzept vor, obwohl die Technologie überhaupt nicht für alle Inhalte sinnvoll und manchmal sogar deutlich kontraproduktiv sei. Und weil natürlich auch keiner der anderen im Marketing hinterherhinken will, folgen auch die Konkurrenten der HDR-Schiene. Er hofft nun, dass sich er und seine Kollegen durchsetzen können, die bereits die breite Einführung eines Filmmaker-Modus fordern, in dem die Inhalte dann genau mit den Einstellungen zu sehen sind, die die Produzenten vorgesehen haben.

Und ähnlich ablehnend steht Sonnenfeld der 8K-Auflösung gegenüber. Diese habe vielleicht bei Sport-Übertragungen wie etwa bei Eishockey eine Berechtigung. "Herzlichen Glückwunsch, wir können jetzt zum ersten Mal in der Geschichte wirklich sehen, wenn der Puck ins Netz geht", sagte Sonnenfeld, der den Sport selbst überhaupt nicht anschaut. 4K- und 8K-Kameras würden bei Filmen hingegen dafür sorgen, dass alles wie eine Soap-Opera aussieht. Daher würden die Kameraleute in Hollywood schon überall herumlaufen und nach Objektiven und Filtern suchen, die dem entgegenwirken.

Siehe auch: Netflix bringt HDR für Windows 10-Nutzer, läuft mit App und in Edge
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