Apple will bis zu 30 Prozent seiner Produktion aus China abziehen

Apple lernt aus Trumps Handelskrieg: der US-Computerkonzern will sich bei der Produktion seiner Geräte wie iPhone, iPad und MacBook breiter aufstellen und deshalb bis zu 30 Prozent seiner Kapazitäten aus China heraus verlagern. Die dafür nötigen Veränderungen sollen gigantisch sein - und letztlich nichtmal unbedingt mit dem Verhalten der US-Regierung zu tun haben.
Foxconn, Tim Cook, Apple Foxconn
Apple
Wie der japanische Wirtschaftsdienst Nikkei Asian Review berichtet. hat Apple alle seine großen Zulieferer aufgefordert, die Kosten für eine Verlagerung von 15 bis 30 Prozent ihrer Produktionskapazitäten aus China in andere Länder in Südostasien zu prüfen. Angeblich bereitet Apple derzeit eine grundlegende Umstrukturierung seiner Lieferkette vor, die für die Zulieferer und Vertragsfertiger enorme Auswirkungen haben dürfte.

Apple hat laut dem Bericht erkannt, dass man die Produktion nicht zu stark in China konzentrieren sollte. Zwar schwelt im Hintergrund weiterhin der Handelskrieg zwischen den USA und China, der durch Strafabgaben auf Produkte aus dem jeweils anderen Land für erhöhte Kosten sorgt, doch letztlich gebe es auch eine Reihe anderer Faktoren, die Apple zu dem jetzt geplanten Umbau seiner Lieferkette bewegt haben sollen.

China auch unabhängig von Trumpscher Zollpolitik weniger attraktiv

Konkret werden die sinkende Geburtenrate, steigende Lohnkosten und das generelle Risiko einer zentralisierten Fertigung in nur einem Land als Risiken für den iPhone- und Mac-Hersteller genannt. Selbst bei einer Beilegung der Streitigkeiten zwischen Washington und Peking würden diese Faktoren weiter Bestand haben, heißt es.

Auch dann, wenn die von Trump und seiner Regierung angekündigten neuen Strafzölle auf in China gefertigte Produkte im Wert von 300 Milliarden Dollar ausbleiben sollten, sei es für Apple höchst sinnvoll, sich in Sachen Fertigung breiter aufzustellen, wird eine Quelle aus dem Umfeld des Konzerns zitiert.

In China hängen rund 5 Millionen Jobs von Apple ab

Apple nutzt China seit gut 20 Jahren als wichtigsten Standort für die Fertigung einer Vielzahl von Produkten. Rund fünf Millionen Arbeitsplätze sollen in dem Land von Apples Präsenz abhängen, wobei dazu auch gut 1,8 Millionen Software-Entwickler gehören, wie aus einer Studie von Apple selbst hervorgeht.

Nur rund 10.000 Menschen sind dabei in China direkt bei Apple angestellt. Stattdessen setzt man wie praktisch alle Konkurrenten auf die Kooperation mit Vertragsfertigern und Zulieferern, die je nach Bedarf Kapazitäten schaffen und dabei Mitarbeiter schnell neu einstellen oder eben entlassen.

Dazu gehören natürlich der weltgrößte Vertragsfertiger Foxconn sowie dessen ebenfalls mit dem Bau des iPhone betraute Konkurrenten Pegatron und Wistron, der Notebook-Spezialist Quanta, der iPad-Fertiger Compal und die mit dem Bau der AirPods beauftragten Produzenten Inventec, Luxshare-ICT und Goertek.

Auch die Zulieferer der Bauteile müssten mit umziehen

Sie alle wurden von Apple nun aufgefordert, Optionen für eine Produktion der jeweiligen Geräte außerhalb Chinas auszuloten. Passend dazu beobachten deren Zulieferer, die zum Beispiel Gehäuse und Platinen besteuern, wohin die Apple-Partner "umziehen" werden, um ihrerseits gegebenenfalls ebenfalls den Standort zu wechseln.

Zwar werden bereits vereinzelt iPhones außerhalb Chinas gebaut, genauer gesagt in Indien, doch bisher kommen mehr als 90 Prozent aller Apple-Produkte aus Werken in China. Als neue Standorte kommen angeblich Länder wie Mexiko, Indien, Vietnam, Indonesien, Malaysia in Frage, wobei Indien und Vietnam als favorisierte Kandidaten für den Bau von iPhones gelten sollen. Bis Apple und seine Produktionspartner aber tatsächlich in großen Stückzahlen außerhalb Chinas Hardware produzieren, wird es wohl noch eine Weile dauern.

Bis die Produktion wirklich läuft, dauert es Jahre

Einerseits müssen die Voraussetzungen in Sachen Infrastrukur stimmen, andererseits will man sich natürlich entsprechende Fördermittel der jeweiligen örtlichen Behörden sichern. Außerdem ist die Lieferkette von Apples hochkomplizierten Produkten ebenfalls nicht sonderlich einfach aufgebaut.

Sie zu reproduzieren dürfte eine der größten Herausforderungen sein, weshalb Vertreter der Vertragsfertiger laut dem Bericht davon ausgehen, dass es mindestens eineinhalb Jahre dauert, bis die ersten Produkte an einem neu gewählten Standort vom Band laufen. Anfangs würden die Stückzahlen zudem sehr gering ausfallen, so der Bericht weiter.
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