Bis zu 10 Jahre Haft: Kanada beschäftigt kurioser Fall um Teenie-Hacker

Weil er frei verfügbare Dokumente sequenziell von einem Informations­portal einer Behörde heruntergeladen hat, muss sich in Kanada jetzt ein Teenager wegen "Computer-Missbrauch" verantworten. Der 19-jährige Kanadier soll nichts von der Datenschutzverletzung geahnt haben, trotz­dem drohen bis zu 10 Jahre Haft.

Wer zählen kann, ist klar im Nachteil

Wenn Dokumente auf einem Informationsfreiheitsportal für jedermann frei zugänglich sind und keine Kennzeichnung als vertraulich gegeben ist, sollte man meinen, dass deren Download wohl keine Konsequenzen nach sich ziehen sollte. Wie sich jetzt in einem kuriosen Fall zeigt, der aktuell die kanadische IT-Szene beschäftigt, könnte genau ein solcher Zugriff auf frei verfügbare Daten jetzt einem Teenager zum Verhängnis werden.


Wie heise in seinem Bericht schreibt, hatte der 19-Jährige rund 7000 Dokumente von einem Informationsportal der Provinz Neuschottland heruntergeladen. Das Problem: Aus bisher nicht bekannten Gründen hatte die Regierung auf demselben öffentlichen Server auch Inhalte gespeichert, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Da der Teenager aber einfach der Download-URL jeweils 1 hinzugezählt und so alle verfügbaren Dokumente automatisch bezogen hatte, fanden sich unter seinen Downloads eben auch diese Inhalte.

Dabei soll es sich um 250 Dokumente über Bürger handeln, die auf Basis des Informationsfreiheitsgesetzes Anfragen zu über sie erhobenen Daten gestellt hatten. Zwar muss für solche Daten in Kanada keine Anonymisierung vorgenommen werden, da diese aber ohne Passwortschutz und Kennzeichnung für Vertraulichkeit auf dem öffentlichen Server gelagert waren, landeten sie aber eben auch im Datensatz des Angeklagten.

Behörden greifen durch

Als dieses den Behörden bekannt wurde, hat sich die Provinzregierung dann dazu entschlossen, hart gegen den Teenager vorzugehen. Wie der Beschuldigte in einem Interview mit dem kanadischen Rundfunk CBC beschreibt, seien 15 Beamte zu einer Hausdurchsuchung angerückt und hätten alle elektronischen Geräte der Familie beschlagnahmt. Sowohl er als auch seine Eltern und die minderjährigen Geschwister seien daraufhin stundenlang ohne Rechtsbeistand verhört worden. Vor einem Strafgericht soll sich der Teenager jetzt für die "nicht autorisierte Nutzung eines Computersystems" verantworten. Eine Weitergabe der Daten wird ihm nicht zur Last gelegt.

Die kanadische IT-Szene zeigt sich von dem Fall bestürzt. Die Regierung hätte die Dokumente nie auf dem frei zugänglichen Server ablegen dürfen, sei aktuell aber wohl nicht bereit einen Fehler einzugestehen - so hatte man es auch unterlassen, die betroffenen Bürger darüber zu informieren, dass ihre vertraulichen Daten offen lagen, obwohl dies gesetzlich vorgeschrieben ist. Andere Experten weisen darauf hin, dass der Server nicht einmal im Bezug auf Suchmaschinen eingeschränkt war, also auch Google und das Internet Archiv die Inhalte speichern konnten. Mit einer Spendenkampagne soll jetzt die Verteidigung des Teenagers finanziert werden.

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