Berlin plant elektronische Kontrolle von Schülern

In Berlin wird zum kommenden Schuljahr ein Pilotprojekt zur Einführung des so genannten elektronischen Klassenbuchs gestartet. Dieses soll die Verwaltungsarbeit durch Schulgremien und Lehrer erleichtern. Allerdings birgt es auch massive Risiken hinsichtlich des Datenschutzes.
Wie die Berliner Senatsverwaltung in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Fraktion der Piratenpartei im Berliner Abgeordnetenhaus ausführte, könnte das System nach der Pilotphase, die an zehn Schulen stattfinden soll, schon ein Jahr später im großen Maßstab eingeführt werden - vorausgesetzt, der Test ist erfolgreich und die Finanzierung gesichert. So sehen es zumindest die Planungen der Schulsenatorin Sandra Scheeres vor.

Mit dem elektronischen Klassenbuch soll es Lehrern beispielsweise ermöglicht werden, Eltern eine SMS zu senden, wenn ihre Kinder nicht zum Unterricht erscheinen. Weiterhin ist es möglich, detaillierte Informationen über einzelne Schüler und deren allgemeines Verhalten zentral zu speichern. Das System könnte Lehrern im Bedarfsfall auch von zuhause aus über das Internet einen Zugriff erlauben. Die Anbindung über schulinterne WLANs via Tablet wird geprüft.

Martin Delius, bildungspolitischer Sprecher der Berliner Piratenfraktion, sieht dabei strukturelle und technische Probleme aufkommen. "Statt auf Überzeugung, Betreuung und Attraktivität der schulischen Angebote setzt Frau Scheeres auf Überwachung und Kontrolle. Sie nimmt dabei die Gefahr in Kauf, dass neben den gewollten SMS an Eltern auch schnell ungewollt ein öffentlicher Pranger mit Live-Fehlzeiten im Internet auftaucht", erklärte er.

Bei den für den Testbetrieb vorgesehenen Lösungen würden außerdem sensible Daten über Schüler, Lehrer und sogar Erziehungsberechtigte über das Internet verfügbar gemacht, elektronisch weiterverarbeitet und zwangsläufig auf viele Endgeräte kopiert.

Die Senatsverwaltung sieht hierin kein Problem: "Ein unbefugter Zugriff auf das elektronische Klassenbuch ist bei beiden Anbietern systembedingt ausgeschlossen", hieß es. Das sieht Delius allerdings anders: "Die Erfahrung mit derlei Systemen hat gezeigt, dass es keine endgültige Sicherheit für solche massiven Datensammlungen geben kann", sagte er.

Der Piraten-Vertreter forderte angesichts der zu hohen Missbrauchsgefahr, auf das Projekt zugunsten einer höheren Datensparsamkeit zu verzichten. "Es gibt an den Berliner Schulen mit Sicherheit bessere Möglichkeiten, die rund 72.000 Euro, die dieses Pilotprojekt kosten würde, zu investieren", so Delius.
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