Lahmes Internet: Alle meckern, kaum jemand reicht Beschwerde ein

Wenn es um den privaten Internetanschluss geht, liefern viele Netzbetreiber in Deutschland nicht die vertraglich vereinbarte Geschwindigkeit. Einer Auswertung der Bundesnetzagentur zufolge nehmen allerdings nur wenige Verbraucher die Möglichkeit einer Preisminderung wahr.
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Seit Dezember lässt das neue Telekommunikationsgesetz eine Minderung der von Providern veranschlagten Grundgebühren für Breitbandanschlüsse (z.B. DSL, Kabel und Glasfaser) zu, sollten "erhebliche, kontinuierliche oder regelmäßig wiederkehrende Abweichungen bei der Geschwindigkeit" festgestellt werden. Somit besteht für viele Bürger theoretisch die Möglichkeit, bei mangelhafter Leistung der Netzbetreiber ihre Internetkosten zu senken. Doch scheinbar ist der Prozess für Otto Normalverbraucher noch immer zu kompliziert. Infografik Breitbandausbau: Versorgung mit schnellem Internet kommt in FahrtBreitbandausbau: Versorgung mit schnellem Internet kommt in Fahrt Auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) gab die Bundesnetzagentur bekannt, dass von Mitte Dezember bis Ende Juni lediglich 22.000 Messungen festgestellt wurden, die zu teilweise erfolgreichen Beschwerden bei Providern führten. Die Anzahl der Messungen sei zudem rückläufig. Bis Ende Februar wurden bereits rund 15.000 Messkampagnen durchgeführt. Innerhalb von vier Monaten kamen somit nur 7000 weitere dazu.

30 Messungen bis zur Verhandlung mit dem Netzbetreiber

Ein Minderungsanspruch kann von Verbrauchern nur dann durchgesetzt werden, wenn die Breitbandmessungs-App der Bundesnetzagentur verwendet wird und dabei bestimmte Messverfahren eingehalten werden. So müssen Kunden an drei unterschiedlichen Tagen jeweils 10 Messungen in einem bestimmten zeitlichen Abstand durchführen. Nach insgesamt 30 Messungen kann das Messprotokoll im Anschluss mit den vertraglich vereinbarten Geschwindigkeiten abgeglichen und als Grundlage für die Beschwerde verwendet werden. Breitbandmessung Desktop-App der BundesnetzagenturAuszug aus einem Speedtest mit der Breitbandmessungs-App Das Tool der Bundesnetzagentur dürfte für viele Verbraucher zu aufwendig sein, wie Felix Flosbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen gegenüber der dpa zu verstehen gibt. Zudem wäre die Hemmschwelle zu hoch, da die Preisminderungen mit Providern jeweils im Einzelfall geklärt wird. Die tatsächliche Ersparnis kann somit im Vorfeld nicht immer konkret, aber zum Beispiel über diverse Minderungsrechner ermittelt werden. Ebenso beschwert sich Flosbach: "Leider gibt es noch immer eine große Kluft zwischen Marketing und Wirklichkeit in der Kommunikation der Telekommunikationsbranche."

Weniger Messungen = bessere Leitungen?

Die Netzbetreiber hingegen freut es. Vodafone sieht die rückläufigen Nachweisverfahren über die Breitbandmessungs-App als "ein positives Zeichen, dass die fortlaufende Netzaufrüstung bei Kunden ankommt". Der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) geht zudem davon aus, "dass die ganz überwiegende Mehrheit der Nutzerinnen und Nutzer mit ihren Internetanschlüssen zufrieden" ist. Die Schwankungen in der Download-Geschwindigkeit werden zudem als normal bezeichnet, vor allem bei Kupferleitungen.

Download Breitbandmessung - DSL-Speedtest Siehe auch:
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