Globalfoundries: Fabrik in China ist fertig gebaut und wird eingestampft

Es sollte eines der prestigeträchtigsten Chip-Projekte Chinas werden: Die Halbleiter-Fabrik des Herstellers Globalfoundries wird jetzt wieder einge­stampft. Für das Streben des Landes nach technologischer Unabhän­gig­keit ist das ein herber Rückschlag.
Prozessor, Chip, Wafer
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Vor drei Jahren hatte die Stadtverwaltung von Chengdu dem US-Unternehmen den roten Teppich ausgerollt und die Ansiedlung des Werkes gefeiert. Immerhin sollten rund 10 Milliarden Dollar in die Anlage investiert werden, die eigentlich ab Mitte 2018 mit der Verarbeitung von 300-Millimeter-Wafern beginnen sollte. Im Grunde wurde das Werk auch fertiggestellt - seine Arbeit nahm es bis heute aber nicht auf.

Nun berichtet die Tageszeitung South China Morning Post, dass das Projekt komplett eingestellt wird. Eine entsprechende Bestätigung erhielt man auch von einem Sprecher des Chip-Unternehmens. Dieser erklärte auch, dass den bereits eingestellten Mitarbeitern verschiedene Optionen angeboten wurden - was aber letztlich nur bedeutet, dass man über die Abwicklung ihrer Entlassungen spricht. 320 Beschäftigte hatte man trotz des noch nicht erfolgten Fertigungsstarts schon eingestellt.

Handelskrieg ist nicht der Grund

Es kam natürlich umgehend zu Spekulationen, nach denen der Handelskrieg zwischen den USA und China Auslöser für die Sache sei. Allerdings spielt die Eskalation der Konflikte in Wahrheit, wenn überhaupt, lediglich eine untergeordnete Rolle. Vielmehr scheint das Kernproblem in einem ziemlich umfassenden Management-Versagen zu liegen.

Lokale Experten berichten unter anderem, dass es quasi kaum eine vernünftige Planung oder Marktforschung gegeben habe, bevor man das Projekt in die Wege leitete. Schon zuvor hatte Globalfoundries ein Bauprojekt in Chongqing starten wollen, was aber aus unbekannten Gründen stillschweigend eingestellt wurde. Daraufhin wollte Chengdu seine Chance nutzen und setzte große Hoffnungen in die Sache.

Bereits im Oktober 2018 erklärten die Betreiber des Werkes, das zu 51 Prozent zu Globalfoundries gehörte, dass man die Fertigungspläne für den Start so nicht umsetzen werde. Einerseits hatten sich die Anforderungen im chinesischen Markt deutlich geändert und der US-Konzern hatte da auch nicht die Mittel, kurzfristig die Anlagen umzubauen. An letzterem änderte sich bis heute nichts und da man nun beschloss, stärker in die Produktionsstätten in den USA zu investieren, dürfte sich daran auch nichts ändern.

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