Zeitbombe tickt: Riesiges IoT-Botnetz baut sich unter dem Radar auf
Infografik: Was ist ein Botnetz
Erste Analysen der Malware wurden von den Security-Unternehmen Qihoo 360 und Check Point aus China und Israel durchgeführt, berichtete das US-Magazin BleepingComputer. Diese kommen inzwischen auf eine Schätzung von rund 2 Millionen infizierten Systemen. Seit September hat sich der Trojaner dabei weitgehend unter dem Radar immer weiter ausgebreitet und befällt dabei vor allem Überwachungskameras und digitale Videorecorder.
Dieses Beuteschema ist nicht ganz unbekannt - auch Mirai setzte sich vor allem auf diesen Geräten fest, um ein Botnetz aufzubauen. Dass es hier ähnlich läuft, dürfte daran liegen, dass im Reaper einige Code-Bestandteile von Mirai zweitverwertet werden. Allerdings trifft dies eben nur für einige Teile der neuen Malware zu, viele andere Bereiche sind komplett neu entworfen worden.
Jetzt mit richtigen Exploits
Umgebaut wurde unter anderem der Mechanismus zur Verbreitung des Schadcodes. Mirai setzte noch darauf, das Netz nach offenen Telnet-Ports zu durchsuchen und mit fest eincodierten Standard-Logins Zutritt zu erlangen. Reaper hingegen bringt eine Reihe von Exploits mit, die auf Sicherheitslücken in der Malware abzielen. Hat der Trojaner es geschafft, ein IoT-System zu übernehmen, meldet er sich sich bei der Kommando-Infrastruktur und tut ansonsten erst einmal nichts.Reaper setzt auf insgesamt neun Schwachstellen in weiter verbreiteten Firmware-Modulen. Die Sicherheitslücken sind im Grunde schon länger bekannt. Allerdings können die Betreiber Reapers darauf vertrauen, dass IoT-Systeme in den seltensten Fällen mit Patches versorgt werden - wenn der jeweilige Hersteller überhaupt einmal solche liefert, ist immer noch fraglich, ob der Kunde diese auch einspielt.
Das Reaper-Botnetz befindet sich derzeit noch in einer recht frühen Wachstumsphase. Mit weitergehenden Aktivitäten ist es noch nicht aufgefallen. Hier ist damit zu rechnen, dass die Infrastruktur zuschlagen wird, sobald das Botnetz nach Ansicht der Betreiber eine hinreichende Größe erreicht hat. Da natürlich niemand weiß, wann dies der Fall sein wird, haben wir es hier mit einer tickenden Zeitbombe mit unbekanntem Ziel zu tun.
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