Datenleck bei VBB-Fahrcard:
Umfassende Bewegungsprofile möglich

Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) bewirbt seine Fahrcard als die Zukunft des Öffentlichen Personennahverkehrs, die Umstellung auf das elektronische Ticket ist derzeit voll im Gange. Doch nun gerät Sand ins Getriebe, denn der Fahrgastverband IGEB hat herausgefunden, dass die Fahrcard entgegen VBB-Versicherungen Bewegungsprofile abspeichert bzw. dazu in der Lage ist.
Berlin, U-Bahn, Bvg
Sputnik

Die Zukunft?

"Kein lästiges Wechseln des Wertabschnitts, Anspruch auf Ersatz bei Verlust oder Diebstahl, kein Missbrauch durch andere Personen - der elektronische Fahrschein macht Sie fit für die Zukunft im ÖPNV." So bewirbt der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg seine schrittweise Einführung der Fahrcard auf seiner Webseite und versichert dann auch: "Ein Missbrauch der VBB-Fahrcard durch andere Personen ist nicht möglich, da die Karte durch den Kunden sofort beim Verkehrsunternehmen gesperrt werden kann und den höchsten Sicherheitsstandards entspricht."

Stimmt nicht, sagt aktuell der Fahrgastverband IGEB: In der kommenden Ausgabe seiner Zeitschrift Signal heißt es (PDF), dass mit den elektronischen Fahrkarten sehr wohl ein Missbrauch möglich ist und detaillierte Bewegungsprofile erfasst werden können. IGEB hat bei einem Praxistest beweisen können, dass mit Hilfe der frei verfügbaren App mytraQ sowie einem NFC-fähigen Smartphone genau ausgelesen werden kann, wann und wo man seine Fahrcard an einem Kontrollgerät vorbeigeführt hat.

Abgeschaltet

Nach anfänglichen Dementi und sogar Vorwürfen in Richtung des Fahrgastverbandes hat sich nun BVG-Sprecher Markus Falkner zu Wort gemeldet und gegenüber der Berliner Morgenpost das "Datenleck" bestätig. Falkner verwies darauf, dass sich die Technik noch in der Pilot- und Testphase befinde und dass das Schreiben der Daten von den Lesegeräten in den Bussen auf die Karten der Fahrgäste "weder vorgesehen noch beabsichtigt" sei.

Man gibt die Schuld dem Hersteller des Systems, dieser sei aufgefordert worden, den Fehler schnellstmöglich zu beheben, so der BVG-Vertreter. Bis dahin werde dieser Teil der Kontrolltechnik deaktiviert, heißt es. Die IGEB-Forderung nach einer bis dahin vorübergehenden Papier-Fahrkarte kommentierte der VBB nicht.
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