iOS 10 im Härtetest: Was bietet Apples neues Betriebssystem?

Über neun Jahre ist es her, dass Steve Jobs auf der Bühne der Macworld stand und das erste iPhone vorstellte. Version 1 des heute als iOS bekannten Betriebssystems hat nur auf den ersten Blick etwas mit der heute erschienen Version 10 zu tun - einzig das Netz an Icons auf dem Homescreen ist geblieben.
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Drumherum wurde so gut wie alles umgekrempelt: Noch gar nicht mit an Bord waren funktionsfähige Benachrichtigungen, echtes Multitasking und - kaum zu glauben - der App Store.

Eins vorweg: iOS 10 ist seit Jahren der Stagnation und Facelifting mal wieder ein ordentlicher Sprung vorwärts und bietet Android in vielen Bereichen Paroli (Widgets, Control Center, neue APIs und Erweiterungen). Auch auf App-Ebene (z.B. iMessages und Photos) holt Apple auf und will verhindern, dass populäreren Drittherstellern den Bordapps das Wasser abgraben.

Doch nicht alles glänzt: Im Ergebnis unseres Dauertests verraten wir Ihnen, welche Neuerungen wirklich sinnvoll sind und was Apple besser machen könnte. Wir nutzten iOS 10 Beta 1 deshalb produktiv auf drei Geräten: Einem iPod Touch der 6. Generation, einem iPhone 6S und einem iPhone 6S Plus und konnten uns so schon seit Juni einen detaillierten Ersteindruck machen.

Schicke Optik, aber kein Dark Mode

Die Optik von iOS 10 ist eine Weiterführung der noch von iOS 7 eingeführten "flacheren" Designlinie. An allen Ecken und Enden wurden jedoch vorher zu schwach hervorgehobene oder transparente Elemente, wie Benachrichtigungen oder das neue Benachrichtigungscenter, deutlich "verstärkt": iOS 10: Viele kleine Neuerungen Die oben gut sichtbare Optik der Benachrichtigungen ziehen sich durchs gesamte System und bringen neuen Look and Feel mit an Bord, bleiben aber Geschmackssache: Während zuvor Benachrichtigungen beispielsweise dezent auf dem Sperrbildschirm erschienen und diesen nur leicht abdunkelten, verlangen Sie jetzt volle Aufmerksamkeit und ziehen (z.B. in Meetings oder im Café) mehr Blicke auf sich als zuvor. Bekommt man mehrere Textnachrichten leuchtet nämlich der gesamte Bildschirm grauweiß auf.

Gelöst hätte man das Problem übrigens prima durch einen Dark Mode, der für tvOS-Nutzer angekündigt, aber iOS-Nutzern merk­würdig­erweise vorenthalten wurde. Gut denkbar, dass Apple solch einen Modus erst mit dem im nächsten Jahr angedachten OLED-Screen einführt. Da OLEDs besonders beim Anzeigen schwarzer Pixel Energie sparen können (die Pixel werden gar nicht ausgeleuchtet), wäre dies ein sinnvoller Modus um noch mehr Strom zu sparen.

Widgets & Benachrichtigungen

Neben der genannten neuen Optik ist die größte und wohl sichtbarste Neuerung von iOS 10 das neue Widgets-Center, das Sie über eine Wischbewegung nach links vom Homescreen oder dem Sperrbildschirm erreichen. Ganz nach Android-Vorbild finden Sie hier Mini-Varianten zahlreicher Apps, wie beispielsweise die nächsten Kalendereinträge, Lieblingskontakte, das aktuelle Wetter, OneNote-Notizen oder News-Headlines:
iOS 10: Viele kleine Neuerungen iOS 10: Viele kleine Neuerungen
In der Liste rechts sehen Sie einen Auszug der zum Start verfügbaren Widgets. Wahrscheinlich wird dies in den kommenden Monaten noch drastisch erweitert, sodass alle Top-Apps auf iOS hier ein Stelldichein feiern. Insgesamt macht das Center schon in dieser ersten Ausbaustufe einen äußerst reifen Eindruck: Ein einfaches Scrollen durch die Liste der Widgets genügt und man ist wieder "up-to-date", ohne gar das iPhone zu entsperren.

Übrigens: Da die Wischbewegung nach links bei iOS 9 noch zur Passcode-Eingabe führte, kann diese jetzt nur noch über einen Druck auf den Home-Button mit einem nicht authentifizierten Finger erreicht werden.

Umdenken für Entsperren

Als iPhone-Besitzer der ersten Stunde haben sich bestimmt nicht nur bei mir ein paar fixe Routinen in den Smartphone-Alltag eingeschlichen: Aus Interesse oder manchmal auch purer Langeweile nehme ich seit Jahren das iPhone in die Hand und drücke den Power-Knopf, um das Gerät einzuschalten und zu sehen, ob es neue Benachrichtigungen gibt.

Bei iOS 10 funktioniert das standardmäßig ganz anders: Beim bloßen Aufheben oder Umdrehen des iPhones wird der Bildschirm automatisch hell und zeigt Benachrichtigungen und die Uhrzeit an.

Aufgrund des antrainierten Reflexes, drücke ich jedoch immer noch beim Aufheben des iPhones auf den Power-Knopf, was dafür sorgt, dass der Screen zunächst automatisch erleuchtet und dann sofort wird ausgeht. Hier ärgere ich mich eher über mich als über Apple: Die Idee ist genial, ich muss umdenken!

Und nun zur nächsten Irritation: Beim Berühren des Home-Buttons wird das iPhone ab iOS 10 standardmäßig nicht mehr entsperrt. Stattdessen muss der Knopf gedrückt werden. Diese "zusätzliche" Bestätigung löst das Problem für iPhone 6- und besonders 6S-Nutzer, deren Fingerabdruckscan so schnell funktionierte und das iPhone oftmals ungewollt durch Berührung der Hometaste entsperrte.
iOS 10: Viele kleine Neuerungen iOS 10: Viele kleine Neuerungen

Flottere Schnappschüsse

Wer kennt das nicht: Man will mal eben ein Foto schießen, doch das winzige Kamerasymbol rechts unten im Lockscreen ist im Eifer des Gefechts mal wieder nicht zu treffen. Bei Tageslicht oder einem leicht verschmutzten Bildschirm ist das mehr als nur eine lästige Fummelei - und bis man es dann nach dem fünften Mal geschafft hat, ist das Motiv auch schon wieder weg. iOS 10 löst das Problem endlich: Eine Wischbewegung nach rechts genügt und die Kamera-App wird gestartet.

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