Windows 98, Ebay & Mechaniker:
Eine Bahn läuft auf dem letzten Loch

Zu seinem Start im Jahr 1972 war BART, so die Abkürzung für die Bahn in San Francisco, Spitzentechnik. 50 Jahre später dürfen viele der blau-silbernen Züge immer noch rollen - al­ler­dings nur dank alter Frankenstein-Laptops, Windows 98 und Ebay.

Top-modern, mal gewesen, jetzt eher am Ende seines Lebens

Bay Area Rapid Transit: Mit diesem Nahverkehrs-Versprechen hatte San Francisco in den 70er Jahren das Verkehrssystem BART aufgebaut. Der Ansatz: Verzicht auf alte Schienen und angestaubte Signaltechnik, her mit elektrischen Züge mit schlanken Aluminiumkarosserien und einem fast autonomen Betrieb. Damaliges Preisschild für 450 Wagen: 160 Millionen US-Dollar. Das Problem mit diesem Alleingang: Viel der eingesetzten Technik schaffte nie den Durchbruch oder war schon weniger später überholt. Wie The Mercury News zum Jubiläum beschreibt, wird BART ein halbes Jahrhundert später nur durch Windows 98, Jagdzüge auf Ebay und findige Mechaniker zusammengehalten. Bay Area Rapid Transit (BART) JubiläumBART am Eröffnungstag: 50 Jahre später rollen die Züge noch Die kurios eigene IT- und Mechanik-Welt rund um BART nimmt schon bei der Fehlerdiagnose ihren Anfang. Für diesen Zweck kommen IBM Thinkpads aus dem Jahr 2000 mit Windows 98 zum Einsatz - so alt klingt das doch gar nicht? Der Mechaniker Shawn Stange beschreibt gegenüber den Journalisten den Prozess, an die Logfiles der Bahn zu kommen: "Dieses Zeug wurde vor so langer Zeit geschrieben. Man muss also Windows 10 nutzen, eine virtuelle Windows 98-Maschine öffnen und dann das DOS-Programm ausführen, um die Protokolldateien herunterzuladen", sagte er. "Es ist primitiv." Zu diesem Zweck hält man so viele der Laptops wie möglich vor, die im Zweifelsfall selbst aus mehreren alten Kollegen zusammengesetzt werden.


Teile finden in Web

Geht es um Reparaturen, weiß der Mechaniker John Allen von interessanten Abenteuern rund um BART zu erzählen. Bevor die Arbeiten beginnen können, müssen die Mechaniker oft erst einmal Recherche betreiben. "Manchmal wissen wir nicht einmal, wie das Teil heißt", so Allen. Und so bleibt ihm und seinen Kollegen oft nicht viel übrig, als mit einer Aufnahme bewaffnet im Netz auf Teile-Jagd zu gehen. "Manchmal fangen wir buchstäblich mit einem Foto an und durchforsten dann verschiedene Hersteller und eBay auf der Suche nach einem ungewöhnlichen Teil."

Für die meisten der alten Bart-Züge geht es in den nächsten zwei Jahren auf den Schrottplatz. Ihren Platz nehmen neue Modelle im Wert von 2,6 Milliarden US-Dollar ein. Findige Fachleute wird San Francisco aber weiter brauchen, die neuen Züge sind nämlich seit ihrem Start von Software-Problemen geplagt.

Siehe auch: Die Modelleisenbahn war schon fast tot - bis zum Corona-Boom
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