Amazon baut Marketplace auf Druck deutscher Kartellwächter um

Der weltgrößte Online-Händler Amazon hat sich mit dem Bundeskartellamt darauf geeinigt, die Nutzungsbedingungen für seine Marketplace genannte Plattform zum Vertrieb von Drittanbietern zu ändern. Damit beugt sich der Konzern dem wachsenden Druck der Kritiker in Europa und den USA, laut denen Amazon seine Marktmacht ausnutzt.
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Das Bundeskartellamt teilte heute mit, dass man eine seit sieben Monaten andauernde Untersuchung des Geschäftsgebahrens von Amazon einstellt. Amazon hat sich demnach bereit erklärt, die Geschäftsbedingungen für die Nutzung durch Drittanbieter (Business Solution Agreement) zu ändern, welche den Amazon Marketplace für den Vertrieb ihrer Produkte verwenden. Mit dem Ende der deutschen Untersuchung gehen die auf Ebene der EU-Kommission laufenden Ermittlungen allerdings trotzdem weiter.

Nach Angaben der Wettbewerbshüter sollen die von Amazon zugesagten Änderungen der Nutzungsbedingungen für den Marketplace nicht nur in Deutschland gelten, sondern auch für Händler in anderen Ländern wie Großbritannien, Italien, Frankreich und Spanien greifen. Außerdem will man die Änderungen sogar für Amazons weltweite Portale in Amerika und Asien umsetzen, heißt es weiter.

Für die Drittanbieter soll Vieles besser werden

Man habe weitreichende Verbesserungen für die kleineren Händler erreicht, die Amazon Marketplace nutzen, so der Chef des Bundeskartellamts Andreas Mundt in einer Stellungnahme. Die Ermittlungen gegen den Konzern würden daher eingestellt. Amazon habe sich bereit erklärt, die Änderungen innerhalb von 30 Tagen umzusetzen, so dass damit besser über die Rechte und Pflichten der Drittanbieter aufgeklärt werden kann. Die Dritthändler sind für rund 58 Prozent der über Amazon verkauften physischen Güter verantwortlich.

Von Amazon war zu dem Thema nur zu hören, dass man weiter "hart arbeiten, viel investieren und neue Werkzeuge und Dienste erfinden wolle, um den Vertriebspartnern aus aller Welt dabei zu helfen, neue Kunden zu erreichen und ihr Geschäft auszubauen". Künftig wird Amazon Firmen, die von der Marketplace-Nutzung ausgeschlossen werden sollen, 30 Tage vorher informieren und konkrete Gründe für die Sperrung nennen. Bisher war die spontane Sperrung ohne Angabe von Gründen üblich.

Außerdem können die Händler bei Problemen Gerichtsverfahren gegen Amazon in ihren Heimatländern anstreben, statt wie bisher immer nur Gerichte in Luxemburg nutzen zu müssen. Darüber hinaus bekommen die Anbieter die Möglichkeit, Entscheidungen von Amazon bezüglich der Übernahme von Rücknahmekosten für Produkte anzufechten. Hinzu kommt, dass Amazon nun eine "fairere" Darstellung der Nutzerbewertungen bieten muss und für mehr Klarheit bezüglich der Regelungen aus seinen Nutzungsbedingungen sorgt.

Die Neuerungen betreffen zunächst rund 300.000 Anbieter, die den Amazon Marketplace über Amazon.de verwenden. Deutschland bzw. Amazon.de ist der größte europäische Markt für den Handelsgiganten, setzte man hierzulande allein im letzten Jahr doch über 20 Milliarden Euro um.
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