NSA fing täglich weltweit 200 Mio. beliebige SMS ab

Die amerikanische National Security Agency (NSA) hat in Zusammenarbeit mit dem britischen Geheimdienst GCHQ laut Dokumenten aus dem Fundus des Whistleblowers Edward Snowden über Jahre hinweg im Rahmen eines Programms namens "Dishfire" jeden Tag fast 200 Millionen beliebige SMS in aller Welt abgefangen und untersucht.
Wie die britischen Zeitung The Guardian und der Fernsehsender Channel 4 berichten, hat die NSA beim "Dishfire"-Programm täglich knapp 200 Millionen SMS gesammelt, unabhängig von ihrem Versandort. Neben dem Inhalt der Nachrichten wurden auch Daten zu Absender und Empfänger, Standort, den genutzten Netzwerken und Kreditkartendaten der jeweiligen Nutzer gesammelt.

Aus Dokumenten des GCHQ soll die "willkürliche und ungerechtfertigte" Sammlung der Daten beim "Dishfire"-Programm zum Ziel gehabt haben, "alles was man kann" zu sammeln, statt nur die Kommunikation von bekannten Überwachungszielen zu speichern. Die NSA habe umfangreichen Gebrauch von ihrer SMS-Datenbank gemacht, um Informationen zu Kontaktlisten, Reiseplänen, Finanztransaktionen und mehr zu erlangen. Davon seien auch Personen betroffen, die keiner illegalen Aktivitäten verdächtigt wurden.

Der Geheimdienst gibt in einer vom Guardian veröffentlichten internen Präsentation an, dass im April 2011 täglich im Schnitt rund 194 Millionen Textnachrichten gespeichert wurden. Mit einem weiteren Untersuchungsprogramm namens "Prefer" seien automatisch weitere Analysen der willkürlich gesammelten Kommunikationsdaten vorgenommen worden, heißt es.

Bei "Prefer" seien automatisch verschickte Textnachrichten, wie etwa SMS, die über einen verpassten Anruf oder Angaben zu internationalen Roaming-Kosten enthalten, verwendet worden, um "vom Inhalt abgeleitete Metadaten" zu erhalten und die bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit entsprechenden Informationen versorgten Datenbanken der Geheimdienste zu befüllen und die bestehenden Analysewerkzeuge zu verbessern.

Im Durchschnitt habe die NSA täglich fünf Millionen SMS mit Angaben zu verpassten Anrufen nutzen können, um sich über die sozialen Netzwerke bestimmter Personen zu informieren oder zu erfahren, wer wann wen anruft. Außerdem konnten anhand der SMS zu Roaming-Gebühren im Ausland rund 1,6 Millionen Grenzüberquerungen pro Tag nachvollzogen werden. Hinzu kamen täglich rund 110.000 Namen von elektronischen Visitenkarten, wobei teilweise auch Bilder enthalten waren. Außerdem konnten 800.000 Finanztransaktionen pro Tag nachvollzogen werden.

An jedem Tag konnte man außerdem aus rund 76.000 SMS-Nachrichten Geodaten erhalten, darunter auch Informationen über Treffen oder Wegbeschreibungen. Weiterhin konnte die NSA anhand diverser von Reiseunternehmen verschickten Nachrichten Reisepläne, Verspätungen und Verschiebungen nachvollziehen.

Bei der Sammlung der SMS-Daten wurden Informationen von und zu US-Telefonnummern entfernt oder zumindest "minimiert", die Daten von Nutzern aus anderen Ländern wurden jedoch ausgewertet und in die Datenbanken aufgenommen. Von der NSA war in einer Stellungnahme zu hören, dass die Sammlung der Daten und ihre Auswirkungen nicht willkürlich und unbegrenzt erfolgt sei, sondern sich nur gegen gerechtfertigte ausländische Überwachungsziele gerichtet habe. Dabei hätten eng gesteckte rechtliche Richtlinien bestanden.

In Großbritannien dürfen die Behörden zwar die SMS-Kommunikation nicht ohne richterlichen Beschluss einsehen, doch Analysten des GCHQ haben der Präsentation zufolge zumindest mit den genutzten Telefonnummern gearbeitet. Der Mobilfunkanbieter Vodafone reagierte nach eigenen Angaben "geschockt", weil sein gesamtes "Geschäftsmodell auf dem Schutz der Privatsphäre" der Kunden beruht. Ob das "Dishfire"-Programm heute noch läuft, ist derzeit unklar. Zumindest im Jahr 2012 war es aber noch aktiv.
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