Telefon-Phreaking und mehr werden durch LTE wieder möglich

Das so genannte Phreaking war eine Standard-Praxis der frühen Hacker-Szene, um die damals noch ziemlich hohen Telefongebühren vermeiden zu können. Vergleichbare Verfahren könnten nun wieder aufleben - dank der breiten Verfügbarkeit von LTE und einiger Sicherheitslücken in den Mobilfunknetzen.
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Telefonica

Infografik: Entwicklung des MobilfunksEntwicklung des Mobilfunks
Im Wesentlichen war das Phreaking eine Sache der 1960er und 1970er Jahre. Damals nutzte man technische Lücken in den Telefonnetzen, um beispielsweise kostenlose Ferngespräche führen zu können. Die Apple-Gründer Steve Jobs und Steve Wozniak verdienten mit Geräten, die dies konnten, ihr erstes eigenes Geld. Und John Draper wurde als 'Cap'n Crunch' berühmt, da er entdeckte, dass man mit einer Spielzeug-Pfeife, die mit den gleichnamigen Frühstücksflocken ausgeliefert wurde, das AT&T-Telefonnetz manipulieren konnte.

Heute bedarf es schon etwas mehr als einer Plastik-Pfeife, doch in den modernen LTE-Netzen wird das Phreaking plötzlich wieder möglich. Das berichten südkoreanische Sicherheitsforscher, die sich seit einiger Zeit mit der Technologie auseinandersetzen. Sie haben so beispielsweise Möglichkeiten gefunden, wie man mit manipulierten Datenpaketen sich selbst als Gesprächsteilnehmer tarnen kann, außerdem sei es möglich, DoS-Angriffe auf die Telefonie-Funktionen zu fahren und dafür zu sorgen, dass andere Kunden höhere Beträge auf ihre Rechnungen geschrieben bekommen.

Für die verschiedenen Szenarien sind mehrere Sicherheitslücken auf unterschiedlichen Ebenen verantwortlich. So ermöglicht es beispielsweise das Mobile-Betriebssystem Android, heimlich Telefonie-Verbindungen im Hintergrund aufzubauen. Andere Probleme sind hingegen in der Technik der Netzbetreiber selbst verankert. Diese verzichten teils auf bestimmte Sicherheits-Features, in anderen Fällen sind die Implementierungen des LTE-Standards schlicht fehlerhaft.

"Im Grunde gibt es beides: Fehler und Dinge, die einfach übersehen wurden", erklärte Yongdae Kim vom koreanischen Technologie-Institut KAIST, der das Untersuchungsprojekt leitete. Die jeweiligen Netzbetreiber sowie auch Google wurden schon vor einiger Zeit über die Schwierigkeiten informiert und arbeiten an einer Behebung der Probleme.

Dass LTE hier besonders anfällig ist, liegt in der Natur der Technologie begründet. Bis hin zum 3G-Mobilfunk waren beispielsweise Telefonie und Datendienste noch getrennt voneinander und arbeiten teils auf Grundlage verschiedener Protokolle. LTE ist hingegen ein einheitliches Datennetz, auf dem verschiedene Services wie VoIP für Telefonate und eben normale Datenverbindungen nebeneinander existieren.
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