Bionic Commando - Am Greifarm durch 3D-Welten

Gameplay - Teil 2

Mit bionischem Arm ausgerüstet stürzt sich der Spieler nun ins Abenteuer - und zwar sprichwörtlich - ein gewaltiger Hechtsprung vom Wolkenkratzer befördert ihn direkt in die zerstörten Straßenschluchten von Ascension City. Der Weg führt nun hangelnd, schwingend und schießend von Relaisstation zu Relaisstation, dargestellt durch eine Markierung auf dem Bildschirm, der Spieler weiß zumindest immer, in welche Richtung er sich zu bewegen hat.


Die Relaisstationen, immer von ganzen Gegnerhorden bewacht, werden mittels bionischem Arm "gehackt" um die massenweise in der Gegend herum schwebenden Minen zu entschärfen, an denen sich Nathan dann über Hindernisse und Schluchten hangeln muss. Auch die schon erwähnten Memos und Dokumente lassen sich an diesen Stationen einsehen. Doch beim Hangeln an den entschärften Luftminen stellt sich erste Ernüchterung in Bezug auf die nicht ganz ausgereifte Steuerung ein.

Konnte man zuvor beim spaßigen Hangeln durch die Straßen- schluchten von Laterne zu Hauswand zu Straßenschild zu Laterne auch mal danebengreifen, ist nun jeder Fehlgriff tödlich. Und danebengegriffen wird oft. Jedes zu greifende Ziel wird durch eine spezielle Markierung angezeigt, mit der linken Schultertaste wird der Greifer ausgefahren und krallt sich fest. Wenn sich der schweißgebadete Spieler nun mittlerweile von der neunten zur zehnten Mine hangelt und unser Held leicht im falschen Winkel schwingt, die Markierung nach dem Loslassen vom letzten Punkt nur für einen Sekundenbruchteil oder gar nicht erscheint, so ist das sehr ärgerlich, vor allem wenn man nach dem Todessturz ganze Sequenzen ein weiteres mal durchspielen muss.

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Kurz: Die Steuerung des bionischen Armes (im Vergleich zur restlichen Steuerung des Charakters, die eigentlich recht gut von der Hand geht) ist hakelig und unzuverlässig. Bei einem Spiel, welches anteilig einen dermaßen großen Wert auf den Effekt des Schwingens legt eigentlich unverzeihbar.

Ein weiterer Schwachpunkt, der dem Verfasser dieser Zeilen in ungläubiges Staunen versetzte, war das unvergleichliche Talent des Mr. Spencer, auch in hüfthohem Wasser zu ertrinken. Wenn nach harten Kämpfen ganze Horden von Mechs von unserem muskelbepacktem Helden besiegt wurden, er ein paar Schritte weiter mit theatralischem Gegurgel in einer Pfütze absäuft und der Lebensbalken (der merkwürdigerweise nur erscheint, wenn man ertrinkt) mit besorgniserregender Geschwindigkeit gen virtuellem Tod sinkt, mutet es schon etwas seltsam an. Meistens geschieht dies übrigens in Sichtweite zum nächsten Speicherpunkt...

Die Vielfalt an unterschiedlichen Gegnern ist überschaubar. Infanterietruppen sind feuerschwach, aber zahlreich, verschiedene Biomechs und Polycrafts erscheinen anfangs übermächtig, haben aber ihre Schwachpunkte, die es herauszufinden gilt. Darüber hinaus gibt es noch einige Levelendgegner, etwa stark gepanzerte Helikopter oder riesige Mech-Bohrwürmer, die eine echt harte Nuss darstellen, ungeduldige und/oder Ab-und-zu-Spieler werden spätestens bei ihnen in den Controller beißen.

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Die Gegner glänzen nicht gerade durch übermäßige Intelligenz, Infanterieeinheiten kann man leicht zu sich locken und einfach hinter der nächsten Ecke warten, bis einer nach dem anderen angedackelt kommt; Biomechs warten geduldig unter einer Brücke, während man ihnen mittels Special-move "Tod aus der Luft" immer wieder von oben auf den Kopf springen kann, bis sie traurig flötend auseinanderfallen.

Ansonsten spielt sich "Bionic Commando" recht flott und hat einen deutlichen japanischen Charakter. Es ist angenehm schnörkellos und konzentriert sich auf die reine Action.

Wunderbar ist die Atmosphäre des Spiels: die vier verschiedenen Schauplätze des Spiels Innenstadt, Fabrik-und Hafengebiet, der zerstörte Stadtpark von Ascension City, der durch Erdverwerfungen eher an begrünte Canyons erinnert und letztlich gigantische Höhlen unter der zerstörten Stadt sind allesamt liebevoll und detailreich gestaltet (...ohne jedoch an die umwerfende Grafikpracht diverser Locust-Shooter heranzukommen...). Nette Weitsicht und immer wieder überraschende Szenerien entschädigen den Spieler etwas für das massive Manko bei der Steuerung

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Die Innenstadt gefällt durch schiefe Wolkenkratzer und tief aufgeschlitzte Straßen, die nächtlichen Fabrik- und Hafenanlagen bestechen durch ihre düstere Stimmung, der (ehemalige) Park ist sonnendurchflutet und einfach schön, die Höhlen muten bombastisch an. Zumindest die Leveldesigner haben sich große Mühe gegeben.

Die Bewegungsfreiheit in den verschiedenen Arealen jedoch ist oftmals nur vorgegaukelt, entfernt sich der Spieler zu sehr von den vorgegebenen Wegen, latscht er unvermittelt in radioaktiv verseuchtes Gebiet und fällt ziemlich schnell tot um (oder von der Hauswand...). Gewässer gilt es sowieso IMMER zu meiden... So spielt sich "Bionic Commando" doch ziemlich linear.

Richtig spannend wird es, wenn Mr. Spencer in weiträumigen Arealen von Scharfschützen aus verschiedenen Richtungen anvisiert wird. Dann heißt es, mit Weitsicht, Vorsicht und viel Deckung zu agieren.

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Aufgelockert wird der Spielverlauf immer wieder durch ordentlich gemachte Zwischensequenzen, welche den Spielverlauf antreiben und der (zugegebenermaßen doch etwas dünnen) Story eine gewisse Tiefe verleihen. Die Gewaltdarstellung hält sich definitiv in Grenzen, auf Splattereffekte, Blutfontänen und Schädelspaltereien wurde rigoros verzichtet, eine Freigabe ab 16 Jahren hätte es vielleicht auch getan. Gewalttätiger als Lara Croft ist Mr. Spencer definitiv nicht.

Es lassen sich drei Schwierigkeitsstufen einstellen, wobei die leichteste (normal) den Gelegenheitsspieler schon desöfteren überfordern wird. Erwähnenswert ist noch die Tatsache, dass Mike Patton, seines Zeichens Sänger der Band "Faith No More" der Hauptfigur Nathan Spencer seine Stimme leiht.

Steuerung

Die Steuerung ist im Allgemeinen übersichtlich und leicht zu erlernen. Der bionische Arm fährt sich mit Druck auf die hinter linke Schultertaste aus und krallt sich so lange fest, bis man sie wieder loslässt. Mit der hinteren rechten Schultertaste wird geballert, wobei das Waffenarsenal überschaubar ist und keine Überraschungen bietet: Maschinenpistole, Shotgun, Scharfschützengewehr, Granat- werfer und Minen (Sparsamkeit bezüglich der Munition sei übrigens angeraten...).

Gegner lassen sich mit Druck auf den rechten Stick heran zoomen, mit dem Steuerkreuz wird die Waffe gewählt.

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Mit dem A-Button wird gehüpft, mit den B- und Y-Buttons wird geprügelt. Nach einem "genetischen Upgrade" im weiteren Verlauf des Spiels bewirkt das gleichzeitige Drücken von B- und Y-Button einen heftigen Krallen-Rundumschlag.

Linker und rechter Stick sind genretypisch mit Rundumsicht und Bewegung belegt, die vordere Schultertaste lässt den Helden bei starkem Bleiregen schneller ausweichen.

Sound

Wie die Grafik ist auch der Soundtrack episch, breit und passt sehr gut zum Spiel. Während der Actionsequenzen wird die Musik aufbrausend und unterstützt so auf gelungene Weise die Atmosphäre, wenn mal nichts passiert, plätschert sie angenehm vor sich hin.

Sehr faszinierend ist die Intromusik, klassisch angehauchte Klavierklänge überraschen hier den Spieler. Der Sound der Einheiten, die Sprachausgabe und andere Effekte sind mindestens ok, meistens aber gut umgesetzt.

Multiplayer

Einen Koop-Modus innerhalb der Story gibt es bei "Bionic Commando" nicht, jedoch lässt sich (bei der getesteten Xbox 360-Version) per System Link mit bis zu 8 Freunden spielen, ebenso wie bei Multiplayerpartien via Xbox Live, was auch recht gut funktioniert - es besteht kein Problem, jederzeit genügend Mitstreiter zu finden, um sich online den bionischen Arm um die Ohren zu hauen.

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Fazit

"Bionic Commando" hinterlässt ein zwiespältiges Gefühl. Es ist teilweise sehr liebevoll designt und atmosphärisch, bietet Abwechslung und recht gute Action. Andererseits eine nicht glücklich umgesetzte Steuerung, die einen ab und zu verzweifeln lassen kann. Für Fans dieses Genres sicher eine spaßige Sache.

Geduld und eine gewisse Bereitschaft, sich mit der Steuerung vertraut zu machen sind Voraussetzung. Gelegenheitsspieler sollten sich vor dem Kauf jedoch die Demo zu Gemüte führen.

Routinierte Spieler dürften das Spiel in etwa 12 bis 14 Stunden durchgespielt haben. Wir vergeben 7 von 10 Punkten. (Getestet auf Xbox 360)

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