Snowden: US-Presse vor Nationalismus eingeknickt

Der Whistleblower Edward Snowden hat ein Interview mit der US-Tageszeitung New York Times genutzt, um die Presselandschaft in seiner Heimat scharf zu kritisieren - und seine jetzigen Partner zu loben.
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Reuters
Für die Veröffentlichung der Dokumente, die er während seiner Arbeit beim US-Geheimdienst NSA kopieren konnte, wählte er die Dokumentarfilmerin Laura Poitras und den Guardian-Journalisten Glenn Greenwald aus. Die großen US-amerikanischen Presseorgane habe er ganz bewusst außen vorgelassen, führte Snowden auf eine entsprechende Nachfrage aus.

"Nach dem 11. September haben viele der wichtigsten Nachrichtenmedien aus Amerika ihre Rolle als Kontrollinstanz der Mächtigen aufgegeben", erklärte der Whistleblower seine Entscheidung. Seiner Ansicht nach habe hier einerseits die Angst davor eine Rolle gespielt, in dieser Zeit als unpatriotisch aufzufallen, andererseits habe es in einer Zeit des verstärkten Nationalismus auch einen entsprechenden wirtschaftlichen Druck auf die Verlage gegeben.

Dies sei für ihn aus geschäftlicher Perspektive nachvollziehbar, doch es hat der US-Presse letztlich die Vertrauenswürdigkeit gekostet. "Die großen Nachrichtenmedien beginnen gerade erst, sich davon wieder zu erholen", führte Snowden aus.

Poitras und Greenwald hätten sich hingegen in der kleinen Gruppe jener hervorgetan, die auch während dieser Zeit verschiedene Themen sehr kontrovers beleuchteten, auch wenn sie dafür häufig persönlich unter Beschuss kamen. Das habe letztlich so weit geführt, dass Poitras selbst zum Ziel der Überwachungsprogramme geworden sei, über die die von Snowden herausgeschleusten NSA-Dokumente informieren.

"Sie hat bewiesen, dass sie die Courage, die Erfahrung und die Fähigkeiten besitzt, die im Umgang mit der wohl gefährlichsten Aufgabe, die man einem Journalisten geben kann, nötig sind", sagte Snowden. Immerhin sei es darum gegangen, die geheimen Missetaten der mächtigsten Regierung der Welt offenzulegen. Die Filmemacherin hat bereits eine Reihe von kritischen Dokus gedreht und wurde deshalb auch vom US-Heimatschutzministerium als besonderes Risiko eingestuft.
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