Snowdens E-Mail-Provider:
Vertraut keiner US-Firma

Der E-Mail-Dienst Lavabit hat seinen Dienst quasi über Nacht komplett eingestellt. Offiziell werden dafür zwar keine Gründe genannt, alles deutet aber auf einen Zusammenhang mit dem aktuellen Überwachungsskandal hin.
Lavabit wurde unter anderem von Edward Snowden, der zahlreiche Dokumente über die Überwachungsmaßnahmen der westlichen Geheimdienste an die Öffentlichkeit brachte, genutzt, um während seines längeren Aufenthalts im Transitbereich eines Moskauer Flughafens per E-Mail mit Menschenrechtsorganisationen zu kommunizieren. Infolge dessen dürften die US-Behörden mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen das Unternehmen vorgegangen sein.

"Ich war zu einer schweren Entscheidung gezwungen: Entweder werde ich für Verbrechen am amerikanischen Volk mitschuldig gemacht oder ich nehme Abstand von zehn Jahren harter Arbeit und schließe Lavabit", erklärte der Gründer des Dienstes Ladar Levison. Er habe sich nach gründlicher Überlegung für letzteres entschieden.

Wie er weiter ausführte, würde er die rechtlichen Fragen gern öffentlich machen, allerdings liege dies außerhalb seiner Entscheidungsmacht. "Der erste Verfassungszusatz garantiert mir eigentlich, über Situationen wie diese sprechen zu können. Unglücklicherweise hat der Kongress Gesetze erlassen, die etwas anderes sagen", führte Levison aus.

Dies deutet darauf hin, dass er es mit einer FISA-Verfügung zu tun bekommen hat. Hier sieht die rechtliche Regelung vor, dass US-Sicherheitsbehörden sich einen Durchsuchungsbeschluss von einem nicht öffentlich tagenden, eigens dafür geschaffenen Gericht absegnen lassen. Die Person, gegen die der Beschluss erging, darf anschließend auch nicht öffentlich darüber sprechen. Immer wieder können die Behörden Internet-Dienstleister so dazu zwingen, persönliche Daten ihrer Nutzer herauszugeben, ohne dass die Betroffenen darüber informiert werden können.

Levison hatte Lavabit im Jahr 2004 als Reaktion auf Googles E-Mail-Dienst Gmail gegründet. Der Entwickler kritisierte den mangelnden Datenschutz bei dem Service des Suchmaschinenkonzerns, der die Inhalte von Nachrichten durchsucht, um passende Werbung anzuzeigen. Das Ziel Levisons bestand nun darin, einen sicheren Dienst aufzubauen, der den Usern verschiedene Features wie integrierte Verschlüsselungs-Funktionen bietet.

Doch alle Vorsichtsmaßnahmen reichen offenbar nicht aus, um die Nutzerdaten ausreichend zu schützen, wenn das Angebot in das Visier der US-Behörden gerät. "Die jetzt gemachten Erfahrungen haben mir eine sehr wichtige Lektion erteilt: Solange der Kongress nichts unternimmt oder es zu einem starken gerichtlichen Präzendenzurteil kommt, möchte ich jeden davor warnen, seine persönlichen Daten einem Unternehmen anzuvertrauen, das physisch mit den Vereinigten Staaten in Verbindung steht", erklärte der Lavabit-Gründer. Er will nun versuchen, seine Rechte vor einem Gericht zu verteidigen und sammelt dafür Spenden.
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