Der Hörfunk: 90 Jahre und kein bischen leiser

Heute vor 90 Jahren begann in Deutschland das Zeitalter des Rundfunks. Erstmals nahm damit ein Massenmedium den Betrieb auf, das Inhalte ohne ein physisches Trägermedium an viele Menschen verbreiten konnte.
Das Radio erfreut sich bis heute ungebrochen einer hohen Beliebtheit und nichts deutet darauf hin, dass sich daran so schnell etwas ändern würde. Ausgerechnet bei der jüngeren Zielgruppe von 14 bis 29 Jahren positionierte sich der Hörfunk in der aktuellen ARD/ZDF-Onlinestudie hinsichtlich der durchschnittlichen Nutzungsdauer am Tag sogar wieder vor dem Fernsehen.

Und dies hat seinen Grund: Reine Audio-Programme eignen sich in ihrer vielfältigen Form für zahlreiche Situationen und können allerhand Bedürfnisse abdecken. Ob es nun darum geht, dass der Nutzer im Hintergrund Musik laufen lassen oder konzentriert einem längeren Feature folgen will - das Radio hat für jeden etwas zu bieten. Hinzu kommt die Unabhängigkeit von einem festen Nutzungsort: Dem Radioprogramm kann man dank Empfängern in Stereo-Anlagen, im Auto oder im Mobiltelefon im Grunde fast überall folgen.

Das Ganze sah natürlich noch etwas anders aus, als am 29. Oktober 1923 in Berlin die erste Unterhaltungssendung ausgestrahlt wurde. Diese hatte offiziell eigentlich noch gar keine Zuhörer. Bis zu dieser Zeit war es Privatpersonen generell verboten, Funkempfänger zu betreiben. Dies hatte sich inzwischen geändert, allerdings bedurfte es einer Lizenz, in den Äther hineinhören zu dürfen. Wilhelm Kollhoff, der Betreiber eines Zigarettenladens, wurde der erste genehmigte Radionutzer - allerdings erst zwei Tage nach dem Start der ersten Sendung.

In den folgenden Jahren stiegen die Nutzerzahlen bereits relativ schnell an - auch wenn der Rundfunkempfang nicht gerade preiswert war. Dies änderte sich im Grunde erst, als die Nazis das Potenzial des Radios als Trägermedium für ihre Propaganda erkannten. Der vergleichsweise preiswerte "Volksempfänger" sollte dafür sorgen, dass die Hörerzahlen schnell stiegen.

Die Entwicklung hatte aus Sicht der Herrschenden aber auch eine unangenehme Seite. Denn anders als Druckerzeugnisse ließ sich die Verbreitung nicht einfach an Landesgrenzen weitgehend stoppen. Obwohl der Empfang ausländischer Stationen verboten war und verfolgt wurde, konnten mit dem neuen Medium erstmals auch staatliche Zensurmaßnahmen in größerem Stil umgangen werden.

Die Möglichkeiten, die der Rundfunk mit sich brachte, ließen auch schnell neue Ideen aufkeimen, was sich damit anstellen ließe. Eine der bekanntesten Visionen kam dabei von Bertolt Brecht, der hier eine Chance sah, vom klassischen Einweg- zum Kommunikationsmedium zu kommen. "Der Rundfunk wäre der denkbar großartigste Kommunikationsapparat des öffentlichen Lebens, ein ungeheures Kanalsystem, das heißt, er wäre es, wenn er es verstünde, nicht nur auszusenden, sondern auch zu empfangen, also den Zuhörer nicht nur hören, sondern auch sprechen zu machen und ihn nicht zu isolieren, sondern ihn auch in Beziehung zu setzen", formulierte er es in seiner Radiotheorie.

Dies zu verwirklichen wurde in verschiedensten Ansätzen versucht: Angefangen bei den legalen Varianten, wie etwa Sendungen, in denen Hörer anrufen konnten und direkt auf Sendung gingen, bis hin zu einer Vielzahl von Piratensendern, die heimlich und vorbei an jeder Frequenzregulierung ihre Sendungen verbreiteten. Die weitestgehende Realisierung von Brechts Idee dürfte sich inzwischen allerdings in Form des Internets realisiert haben.

Obwohl die offiziellen Rundfunkmacher versuchen, ihre Programme von den klassischen Übertragungswegen auf eigene Technologien wie DAB umzustellen, dürfte das Netz auch für das Radio das Verbreitungsmedium der Zukunft sein. Hier finden die Nutzer bereits heute Zugang zu Stationen, die aus aller Welt senden und ein noch breiteres Spektrum an Interessen und Geschmäckern bedienen. Aber nicht nur das: Auch immer mehr Amateure werden hier zu ihren eigenen Sendern und decken ein noch breiteres Feld ab - seien es kleine Webradios mit einer Musikauswahl für einen sehr speziellen Hörerkreis oder die zahlreicher werdenden Podcasts, die thematisch tief in alle denkbaren Nischen abtauchen.
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