Kindle: Revolutionärer Bücher-iPod von Amazon?

Hardware Am Sonntag berichteten wir darüber, dass der Online-Einzelhändler Amazon eine portables Lesegerät für digitale Bücher, so genannte eBooks, vorstellen will. Heute war es nun so weit und der Amazon-Chef Jeff Bezos präsentierte "Kindle". Der eBook-Leser kostet stolze 399 US-Dollar - ein symbolischer Preis, denn auch der erste iPod von Apple war zu diesem Preis erhältlich. Damals revolutionierte Apple den Vertrieb von Musik und krempelte die gesamte Branche um. Das plant jetzt auch Amazon, allerdings in der Welt der Bücher.

Drei Jahre haben die Entwickler an Kindle gearbeitet, sagte Bezos vorab gegenüber dem Magazin Newsweek. Der Mini-Computer könnte seiner Meinung nach die Art verändern, wie Menschen lesen. Die technischen Daten von Kindle sind nicht sonderlich beeindruckend: Der Speicherplatz ist mit 256 Megabyte knapp bemessen - das reicht aber noch immer für rund 200 Bücher.

Kindle verfügt über ein Graustufen-Display (15,2 cm Bildschirmdiagonale) und kann eine Auflösung von 600 x 800 Pixeln darstellen. Für die Darstellung setzt man auf E-Ink, eine Technologie, die auf einer papierähnlichen Grundlage basiert und einer Art Tinte als Beschichtung verwendet. Dadurch soll das Display einer gewöhnlichen Zeitung sehr ähnlich sein. Der interne Speicher kann mittels SD-Karten vergrößert werden. Ob darauf auch MP3-Dateien abgelegt werden können, die dann unterwegs über den Kopfhörerausgang wiedergegeben werden, war bisher nicht in Erfahrung zu bringen.


Trotz der eingestaubten Technik ist Kindle revolutionär - das Stichwort lautet "Whispernet". Egal wo man sich mit dem portablen eBook-Reader gerade befindet, man hat ständig Zugriff auf zahlreiche Inhalte, die über das Internet vertrieben werden. Zur Kommunikation nutzt Kindle das Mobilfunknetz sowie öffentliche WLAN-Hotspots. Die Gebühren für die Nutzung des Dienstes sind bereits im Kaufpreis enthalten.

Neben gewöhnlichen Büchern hat man auch die Möglichkeit, Tageszeitungen und andere Magazine zu abonnieren. So kommt beispielsweise das Wall Street Journal für monatlich 9,99 US-Dollar auf das Lesegerät. Der tägliche Gang zum Kiosk kann also entfallen, denn auf dem Weg zur U-Bahn kann man sich ganz einfach die neueste Ausgaben herunterladen.

Bisher musste man ähnliche Geräte immer an einen PC anschließen, um neue Inhalte herunterzuladen. Vor allem spontane Käufe werden dadurch begünstigt, beispielsweise wenn man unterwegs etwas nachschlagen möchte. Zum Start von Kindle sollen rund 88.000 Bücher zur Verfügung stehen, darunter die komplette Bestseller-Liste der New York Times. Gerade erschienende Bücher sollen für knapp 10 US-Dollar erhältlich sein, ältere Werke werden günstiger angeboten. Amazon setzt dazu auf das hauseigene Format "Mobipocket".

Das Whispernet umfasst aber auch noch andere Dienste. So hat man beispielsweise Zugriff auf die Online-Enzyklopädie Wikipedia sowie auf rund 250 Blogs, die bereits im Kindle-Format vorliegen. Für jedes Blog werden monatlich 99 US-Cent fällig. Außerdem ist an jedes verkaufte Gerät eine einzigartige Mail-Adresse geknüpft, über die man mit der Außenwelt kommunizieren kann (10 US-Cent pro Mail). Sogar das Empfangen und Öffnen von Word-Dokumenten und Fotos ist möglichen.

Ob Amazon mit Kindle Erfolg haben kann, wird von vielen Experten bezweifelt. Bisher war der Markt der digitalen Bücher mit rund 25 Millionen US-Dollar Jahresumsatz eher klein. Warum sollte man nun also 400 Dollar ausgeben, um unterwegs Bücher und Tageszeitungen lesen zu können? Außerdem gibt es viele andere Geräte, die sich für das Lesen von eBooks eignen, beispielsweise das iPhone von Apple, das ebenfalls für 399 US-Dollar erhältlich ist. Doch hinter Kindle steht mit Amazon der weltweit größte Online-Einzelhändler, der dank seiner Marktmacht für einen Erfolg sorgen kann.

Weitere Informationen: Amazon Kindle
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