Wand vs. Leinwand: So groß sind die Unterschiede bei UST-Beamern

Ultrakurzdistanz (UST)-Projektoren sind eine attraktive Alternative zum klassischen Beamer. Die Hersteller werben gern damit, dass die Geräte aus einer herkömmlichen Wand einen "Mega-Screen" machen würden. In der Praxis erweist sich dies allerdings als schwierig: Denn die Wand muss dann möglichst glatt sein, um Unebenheiten im Bild zu vermeiden - deutlich besser ist der Einsatz in Kombination mit einer Leinwand, wie sich im Vergleich zeigt.

Die Wand

Grundsätzlich ist die Projektion auf eine weiße oder graue Wand möglich. Die Bildqualität ist in diesem Fall aber stark davon abhängig, wie sauber die Wand gestrichen wurde. Gerade bei Text können Wellen in der Darstellung entstehen und stören. Die Projektion kann zwar betrachtet und Text gelesen werden, allerdings mindert ein Wandmuster gerade in hellen Szenen das Heimkino-Erlebnis. Alles in allem sollte man nur auf eine Wandfläche zurückgreifen, wenn man nach der Beamer-Anschaffung zunächst kein weiteres Budget für eine Leinwand hat.

Der klare Vorteil einer Wandprojektion sind die geringen Material- und Folgekosten: Wird auf eine Leinwand verzichtet, müssen keine Löcher in die Wand gebohrt und später gestopft werden. Wer vor allem ein großes Bild priorisiert, aber weniger Ansprüche an diese stellt, findet in der Kombination UST-Projektor und Wand immer noch eine günstigere Alternative im Vergleich zu einem herkömmlichen 120 Zoll (ca. 3 Meter) Fernseher. Ohne Leinwand sind der tatsächlichen Größe des Bildes auch weniger Grenzen gesetzt: Hier kann man im Grunde die ganze Fläche ausnutzen.
UST-Projektoren: Wand vs. Leinwand UST-Projektoren: Wand vs. Leinwand UST-Projektoren: Wand vs. Leinwand

Die günstige Leinwand

Unser Kollege Timm Mohn hat im Sommer dieses Jahres die Bomaker FFS-100-Leinwand in seinem Wohnzimmer installiert. Diese wird vom Hersteller explizit für die Nutzung mit einem UST-Projektor beworben. Nicht nur auf den ersten Blick macht die günstige Leinwand aus China einen guten Eindruck: Farben wirken in abgedunkelten Räumen intensiv und deutlich besser als bei der Projektion auf eine weiße Wand. Das Leinwandtuch wird sehr straff gespannt, sodass keine Unebenheiten im Bild zu sehen sind. Günstige Leinwände bringen allerdings auch einige Nachteile mit sich: Je nach Position an der Wand kann es passieren, dass die Leinwand einen Lichtschatten an die Decke wirft. Gerade während der Wiedergabe farbintensiver Spiele oder Filme ohne Letterbox kann der Effekt durchaus störend sein. Des Weiteren musste durch den dicken Rahmen zwingend die Keystone-Funktion verwendet werden, um Schatten im Bild zu vermeiden.

Vor dem Kauf ist es auch ratsam, sich mehrere Leinwände mit unterschiedlichen Tüchern anzusehen. Im Test fällt auf, dass die Darstellung auf der Celexon Motor Professional Plus V2 deutlich besser aussieht, als auf der Bomaker FFS-100 - obwohl beide Leinwände mit einem weißen Tuch daherkommen.

Unser Kollege Timm Mohn hat selbst einige Wochen mit einer Hauswand sowie der oben genannten Bomaker-Leinwand geschaut und sich schließlich dafür entschieden, doch auf eine ALR-Leinwand umzusteigen. Die Kosten für die Anschaffung der ersten Leinwand, sowie deren Auf- und Abbau hätten eingespart und direkt für die Celexon-Leinwand verwendet werden können. Diese ist beim Hersteller in der 100 Zoll Variante für 999,99 Euro verfügbar. Als Zwischengröße bietet Celexon die UST-Hochkontrast-Rahmenleinwand in 110 Zoll für 1.499,99 Euro an. Der Preisunterschied zur nächst größeren Variante fällt moderat aus: Diese wird für 1.599,99 Euro gehandelt.

Die Kurzdistanz-Leinwand

Denn es gibt Leinwände, die ganz klar für den Einsatz mit UST-Projektoren entwickelt wurden. Hier sollte man darauf achten, dass der Rahmen möglichst dünn ausfällt. Dies ist beispielsweise bei der Celexon UST-Leinwand der Fall. Diese kommt mit einem sehr dünnen Rahmen daher und ist deswegen gut für den Xgimi Aura geeignet. Das Bild ist außerdem frei von Störungen, da das Leinwandtuch sehr fest gespannt wird. In jedem Handbuch wird beschrieben, dass UST-Leinwände vor einfallenden Sonnenlicht geschützt werden sollen. Bei unserem Kollegen Timm Mohn erweist sich dies als schwer. Starkes Sonnenlicht auf der Leinwand kann diese erwärmen. Im Langzeittest konnte sich allerdings zeigen, dass die Leinwand auch nach einem Jahr keine Beschädigungen aufweist. Eine Projektor-Nutzung am Tag ist mit einer ALR-Leinwand auch möglich, wenn durch die Fenster Licht in den Raum oder sogar auf die Leinwand fällt, die Inhalte bleiben gut sichtbar.

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Das Fazit

Ob Leinwand oder nicht, ob ALR-Leinwand oder weiße Leinwand - und ob Discounter- oder Markenausführung - die Entscheidung ist immer ganz individuell. Die Unterschiede zwischen Wand, Leinwand und ALR-Leinwand sind jedoch nicht zu unterschätzen. Gerade im Dunkeln könnte man meinen, dass die Darstellung auf einer typischen Hauswand nur wenig Nachteile gegenüber einer Leinwand haben dürfte. Aber auch in diesem Szenario sind Wandmusterungen teils deutlich in der Projektion zu sehen. Die Qualitätsunterschiede der Projektion werden größer, je heller der Raum im Tagesverlauf wird. Zwar scheint nicht in jedem Raum dasselbe Maß an Sonne, im Allgemeinen ist das retroreflektive Projektionstuch von ALR-Leinwänden allerdings ein großer Zugewinn im Heimkino. Die Betrachtung mit einer Wand kann eine Möglichkeit sein, um die Zeit bis zur Anschaffung einer ALR-Leinwand zu überbrücken. Die Investition in eine günstige weiße Leinwand sollte allerdings direkt übersprungen werden.

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