WLAN- & Router-Tuning:
So holt man mehr aus der Netzverbindung

Entscheidende Kanalwahl

In Ihrer Routerkonfiguration werden Sie bestimmt schon mal über das Wort "Kanal" gestolpert sein, der meist auf Auto gestellt wurde. Die Versuchung ist groß, bei einem lahmenden Wi-Fi den Kanal zu wechseln und zu hoffen, dass die Daten wunderbar schnell durch die Leitung flitzen. Bevor Sie das tun, sollten Sie zunächst verstehen, was ein "Kanal" ist: Alle Wi-Fi bis einschließlich 802.11n funken auf den Frequenzen 2400 bis 2500 MHz. Innerhalb dieser 100 MHz gibt es 14 Kanäle, die jeweils mit Unterschieden von 20 MHz untereinander funken. Die Rechnung geht offensichtlich nicht auf, weshalb sich zahlreiche Kanäle (etwa 1 + 2) überlagern.

Ab 802.11n und 802.11ac ist eine Kanalüberlastung im 5 GHz Bereich deutlicher seltener anzutreffen, da sich hier 23 Kanäle anbieten, die sich nicht mehr so häufig in die Quere kommen. Je mehr moderne Router also im Umlauf sind und je mehr 802.11 b/g/n bzw. dessen 2.4 GHz-Funkstandard in den Ruhestand geschickt werden, desto seltener müssen wir zwischen Kanälen umstellen.

Die meisten Router scannen vor Erstinbetriebnahme die verfügbaren Kanäle und entscheiden, wo "am wenigsten los ist". Leider machen das nicht alle Geräte - und schon gar nicht immer zuverlässig! Zudem kann es sein, dass sich mit der Zeit neue Geräte in der Nähe anhäufen, die einen Kanal überlagern. Nicht alle Router passen sich dynamisch dieser neuen Datenverkehrssituation an, weshalb die manuelle Wahl kriegsentscheidend sein kann:
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inSSIDer zeigt, welche Kanäle noch frei sind. Öffnen Sie dazu das Netzwerk-Tab und klicken Sie den Channel-Header an, um die Liste nach Kanälen zu sortieren. Damit stellen Sie sofort fest, welcher Kanal am wenigsten beansprucht wird. Da sich die Kanäle oftmals überlagern (siehe unten), ist es empfehlenswert, entweder Kanäle 1, 6 oder 11 zu verwenden. Der sogenannte Link Score verrät Ihnen auf einer Punkteskala von 0 bis 100, wie stark das ausgewählte Netzwerk ist. Der Score wird aus Signalstärke, Kanalstärke und Anzahl überlagernder Kanäle ermittelt.

Download: InSSIDer Home - störende WLANs ausfindig machen

In meinem Beispiel wurde mir mithilfe der Programme schnell klar, dass sich mehrere Empfänger den Kanal 6 teilen. Da hatten die Router meiner Nachbarn wohl ähnliche Ideen wie meiner. Bei der geringen Anzahl der Geräte stellt das allerdings nur zu Stoßzeiten (z.B. Prime-Internetsurfzeit abends von 20 bis 23 Uhr) ein messbares Problem dar. Trotzdem half ein Umstellen und Wechsel auf das 5 GHz-Band mit bis zu 1300 Mbit (theoretisch). Und genau so sollten Sie verfahren: Suchen Sie sich den am seltensten genutzten Kanal aus und wählen Sie ihn in der Routerkonfiguration aus. Hier werden Sie meist auch eine höhere Frequenzbreite, etwa 40 oder 100 MHz, pro Kanal auswählen können: Dies bedeutet, dass ein Kanal eine breitere Frequenz (z.B. 40 MHz vs. 20 MHz bei 2.4 GHz oder gar über 100 MHz bei 5 GHz Bändern) nutzen kann und eine höhere Datendurchsatzrate erzielt wird.

Aber Achtung, damit funkt ihr Router in einen weiteren Kanal hinein, weshalb Sie bei einem erhöhten Frequenzbereich unbedingt einen Blick in die o.g. Tools werfen sollten, um sich zu vergewissern, nicht doch zu "breit" zu funken und mit zu vielen Kanälen der Nachbarn kollidieren.
Wlan und Routertuning Wlan und Routertuning
In der Konfigurationsoberfläche der meisten Router haben Sie die Möglichkeit, den Kanal und die Kanalbreite (in MHz) bequem einzustellen. Vorher sollten Sie jedoch wie beschrieben unbedingt überprüfen, welche Kanäle wie überlagert sind - und dann auf einem freien oder nicht allzu belegten Kanal funken. Auf Netgear-Routern geht das beispielsweise so: Öffnen Sie www.routerlogin.net, wechseln Sie nach Wireless (Drahtlos), unter Channel (Kanal) suchen Sie sich den evaluierten Kanal aus - und klicken auf Apply (Anwenden).

Einige Router wie die Fritzbox bieten gleich im Konfigurationsmenü eine schicke Übersicht der Kanalbelegung an, was die Nutzung von Zusatztools überflüssig macht. Diese finden Sie im Konfigurationsmenü unter WLAN und Funkkanal.
Wlan und RoutertuningAbschalten des Green Mode bei AVM-Routern

Green Modes auf AUS

Einige Router, etwa neuere Fritzboxen, aktivieren auf manchen Ports gern auch mal den Sparmodus ("Green Mode") und fahren mit reduzierter Geschwindigkeit. Dies sollten Sie nach Möglichkeit prüfen und abschalten, falls Sie die volle Geschwindigkeit auf allen Ports benötigen.

Kabel prüfen!

Verwenden Sie zur Verbindung zwischen DSL-Modem und Router (oder Repeater/Switch) nicht das Ethernet-Kabel, das Sie schon seit einem Jahrzehnt im Schrank aufbewahrt haben. Gut möglich, dass dies nur vieradrig ist - und so vielleicht nur 100 Mbit durchlässt. Prüfen Sie auch, dass das Kabel keinen "Knacks" hat (z.B. weil es unter dem Teppich mal eben durchgezogen wurde und jeden Tag jemand darüber latscht).
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Treiber auf neuestem Stand?

Klingt zunächst ein wenig esoterisch, aber nicht selten konnte ich Wi-Fi-Geschwindigkeitsbremsen oder Aussetzer auf neuen Geräten mit der Aktualisierung auf den neuesten Treiber lösen. Besonders bei neuen Wi-Fi-Chipsätzen passiert es nicht allzu selten, dass die Treiber noch nicht ausgereift sind. Leider genügt der Blick in Windows Update nicht immer, da Microsoft beileibe nicht immer die allerneuesten Treiber verteilt. Besser, Sie identifizieren den WLAN-Treiber selbst und schauen beim Hersteller nach aktuelleren Versionen.

  • Öffnen Sie dazu den Geräte-Manager und schauen Sie sich in der Netzwerkadapter-Kategorie nach dem Wi-Fi-Adapter um. Im Beispiel ist das ein Broadcom-Adapter.
  • In diesem Fall finden wir meist beim Hersteller eine neue Version oder, falls man dort nicht fündig wird, kann man auch mal in den optionalen Windows-Updates nach neueren Treibern schauen.
  • Die Installation erfolgt über den Geräte-Manager. Hier klicken Sie im Tab Treiber auf Aktualisieren und wählen die INF-Datei des überspielten Treibers aus - fertig!

Wlan und RoutertuningEingabeaufforderung 'cmd'

TCP-Stack resetten

Das TCP/IP-System von Windows ist ein kritischer Bestandteil der Netzwerk- und Internetkommunikation. Wenn Ihre Netzwerkverbindung von heute auf morgen nicht mehr die volle Geschwindigkeit hergibt oder Sie besonders häufig das verhasste gelbe Ausrufezeichen auf dem WLAN-Symbol im Tray sehen, sollten Sie den TCP/IP Stack resetten.

Klicken Sie dazu mit der rechten Maustaste auf den Startknopf und klicken Sie dann auf Eingabeaufforderung (Administrator). Tippen Sie jetzt den Befehl 'netsh int ip reset' ein. Bestätigen Sie mit Enter und starten Sie den PC neu.

Wenn nichts hilft, zurück zum Kabel

Selbst bei Sichtkontakt zum Router gibt es manchmal Probleme bei der Auslastung der vollen 100 Mbit meiner Telekom-Leitung. Da mir das bei der Arbeit nichts ausmacht (hier nutze ich nicht mal einen Bruchteil der Bandbreite), jedoch beim Spielen oder 4K-Streamen am Gaming-PC doch mal stören kann, habe ich diesen direkt per Gigabit-Ethernet an den Router angeschlossen. Hier gibt es keine Interferenzen und konstante Datenraten. Sprich: Wenn Sie auf 100% Datendurchsatz angewiesen sind, führt am Kabel noch kein Weg vorbei.

Quicktipp: Verbindung lahmt? Reset könnte helfen!

Kommt laut speedtest.net statt 100 oder 50 Mbit plötzlich nur noch ein Bruchteil durch die Leitung, liegt das möglicherweise gar nicht an Ihrer Netzwerkverbindung. Wenn die Geschwindigkeit dauerhaft leidet und keine der anderen Maßnahmen in diesem Artikel funktioniert, hilft nicht zuletzt ein Zurücksetzen und Neukonfiguration der Leitung.

Das lässt sich bequem an der Hotline beantragen und dauert in etwa 2 Minuten. Führen Sie in jedem Fall einen Traceroute (Windows-Kommandozeilenbefehl tracert) zu Ihrem Host durch, etwa www.telekom.de oder www.1und1.de. Wenn eines der Zielnetze nicht erreichbar ist, hilft das dem Kundensupport meist schon mal weiter. Auch ein einfacher Neustart des Routers kann gelegentlich schon Abhilfe schaffen.
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