Huawei gesteht nach "Skandal" um schlechteren Speicher Fehler ein

Der chinesische Smartphone-Hersteller Huawei hat derzeit mit einer vor allem in seiner Heimat China krontrovers geführten Diskussion um die Verwendung unterschiedlich leistungsfähiger Speichermodule in seinen aktuellen High-End-Produkten zu kämpfen. Nachdem man anfangs nichts von Problemen wissen wollte, hat Smartphone-Chef Richard Yu nun in einem internen Schreiben Besserung gelobt.
Smartphone, Huawei, P10
Lutz Herkner
Huawei geriet vor allem in China in die Kritik, weil man Geräte wie das Huawei P10 und P10 Plus sowie wahrscheinlich auch das Huawei Mate 9 und das Honor 8 Pro bzw. Honor V9 dort teilweise mit "schlechterem" Speicher verkauft. So wurde bekannt, dass Huawei in den Geräten nicht ausschließlich leistungsfähigen LPDDR4-Arbeitsspeicher und sehr schnellen UFS 2.1 Flash-Speicher verbaut, sondern teilweise auch auf LPDDR3-RAM und vor allem erheblich langsameren eMMC-Flash-Speicher zurückgreift.


Als Grund für dieses Vorgehen nannte Yu in einer früheren Stellungnahme zunächst Lieferengpässe und die enorm hohe Nachfrage bei den betroffenen Modellen. Man habe nicht mit dem UFS-2.1-Speicher geworben und bewerte die Leistung eines Geräts nicht nach der Performance einzelner Komponenten, sondern in der Gesamtheit. Dadurch sei gewährleistet, dass stets ein gewisses Niveau erreicht werde, auch wenn man aufgrund der Marktlage teilweise auf alternative Komponenten zurückgreifen müsse.

Kunden witterten Betrug, Huawei verwies auf Speicher-Engpässe

Bei den Kunden kam dies allerdings nicht gut an, weil sie sich getäuscht fühlten. So hatte Huawei zwar in keinem seiner Marketing-Materialien zu den erst kürzlich gestarteten neuen Top-Modellen P10 und P10 Plus von UFS-Speicher gesprochen, begann aber ausgerechnet kurz nach dem Aufkommen der ersten Kritik damit, Verweise auf den UFS-2.1-Speicher von seinen Produktseiten für das Huawei Mate 9 zu entfernen. Bei Tests hatten einige Kunden zuvor festgestellt, dass manche Geräte nicht die gleichen hohen Übertragungsraten erzielten.

Siehe auch: Huawei P10: "Skandal" um schlechteren Speicher in einigen Geräten

In einer jetzt an die Mitarbeiter des Unternehmens verschickten internen Stellungnahme erklärte Richard Yu, der das Smartphone-Geschäft von Huawei leitet, dass man sich zuletzt falsch verhalten habe. Man sei unter Druck geraten und habe sich zu unvorsichtigen Äußerungen hinreißen lassen, schrieb er. Dies sei unpassend gewesen und nicht mit dem Wunsch zu vereinbaren, stets das Wohl der Kunden in den Mittelpunkt zu stellen.

Smartphone-Chef: Neue Taskforce soll Probleme angehen

Huawei habe mit der Rückweisung der Beschwerden der Kunden arrogant reagiert und dabei die Gefühle seiner Kundschaft außen vor gelassen. Künftig müsse man deshalb mit Bescheidenheit agieren, schließlich hätten die Kunden "mit ihrem Vertrauen" bezahlt und ihre Forderungen seien eher eine Ermutigung, Fortschritt zu erzielen. Man könne sich deshalb nicht mit dem Verweis auf eigene Schwierigkeiten verteidigen - womit wohl die von Yu zuvor zitierten Lieferengpässe gemeint sind. Huawei P10 & Huawei Mate 9 DatenblätterRichard Yus interne Mail: Neue Taskforce soll Probleme angehen Stattdessen müsse man sich Gedanken darüber machen, ob Huawei in den letzten Jahren nicht zu schnell gewachsen sei und dabei seine ursprüngliche Vision und den Wunsch der Zufriedenstellung seiner Kunden aus den Augen verloren habe. Um besser auf die Forderungen der Kunden einzugehen habe er deshalb eine "Customer Listening Taskforce" gegründet. Diese soll nun auf Basis der Rückmeldungen der Kunden Maßnahmen ergreifen, um die Probleme in den Griff zu bekommen.

Er rief die Mitarbeiter von Huawei außerdem dazu auf, sich selbst in die Ladengeschäfte und Service-Stationen des Unternehmens zu begeben, um dort mit Kunden zu interagieren. Er selbst wolle zusammen mit dem Management-Team der Consumer Business Group einige Filialen aufsuchen, um dort "tief an die Service-Front zu gehen" und eng mit den Kunden zu kommunizieren. Letztlich soll sich dadurch die Einstellung der Mitarbeiter gegenüber den Kunden ändern, so seine Vorstellung.

Hierzulande ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kunde ein mit eMMC- statt UFS-Speicher ausgerüstetes High-End-Smartphone von Huawei erwirbt, wohl eher gering. Das Unternehmen bedient die westlichen Märkte aufgrund des harten Konkurrenzkampfes meist mit Geräten, bei denen die höchsten Ausstattungsvarianten zum Einsatz kommen, was auch beim P10 und P10 Plus der Fall sein dürfte. In seiner Heimat China, wo die Kunden in Sozialen Netzwerken schnell auch auf Grund von Gerüchten und wenigen Einzelfällen negativ auf die Aktivitäten eines Unternehmens reagieren, dürfte es hingegen deutlich mehr brauchen, um das Vertrauen der Käufer zurückzugewinnen.
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