Ersetzt implantierter RFID-Mikrochip bald Hausschlüssel?
Statt einem Schlüssel reicht diesem jungen Schweizer schon eine einfache Handbewegung, um seine Haustür aufzusperren. Um seinen Körper technisch aufzuwerten, ließ er sich zwei RFID-Mikrochips implantieren. Die Möglichkeiten der "Identifizierung mit Hilfe elektromagnetischer Wellen" sind noch begrenzt, doch kann sich Sandro Portner schon rühmen, Teil einer neuen Generation zu sein.
Türen öffnen oder das Smartphone bedienen - weitere Applikationen sollen folgen. Die reiskorngroßen Chips sind mit bioaktivem Glas ummantelt und haben, laut Hersteller, keinen Einfluss auf den Körper. Das Konzept zieht eine immer breitere Kundschaft an, wie zum Beispiel Tätowierer.
Deady Leemann, Tätowierer: "Im Moment sind es so 70 bis 80 Personen, die sich so einen Chip implantiert haben. Es kommt immer in Wellen. Manchmal kommt einer und macht das und dann kommen mehr aus diesem Umkreis." Sandro Portner, Chipträger: "Sie dachten, ich sei ein Freak. Am Ende gab es aber auch solche, die dachten, dass wenn der Chip noch mehr könnte, dann würden sie es auch machen lassen."
Für die Schweizer Anthropologin Daniela Cerqui stellt sich nach der Analyse die Frage nach der Nützlichkeit des Chips nicht mehr: "Die Vorstellung von Nützlichkeit entwickelt sich mit der Zeit. Die Konsumgesellschaft verlangt immer bessere Technik. Dinge, die uns heute als nutzlos erscheinen, können für uns morgen unentbehrlich sein."
Das Projekt regt zum Fantasieren an. Im Internet kursieren ebenfalls Gerüchte. 2011 verkündeten zahlreiche Webseiten, dass das Chiptragen in den USA im Zuge von Barack Obamas allgemeiner Krankenversicherung "Obamacare" verpflichtend werde. Es wird seither dementiert.
Patrick Mesterton, Mitgründer und Geschäftsführer des Epicenter Office, Stockholm, Schweden: "Man kann Türen öffnen, Dokumente drucken oder über das Handy kommunizieren, indem man seine Visitenkarte an Kunden und Partner verschickt."
Außerdem fügten die Chip-Entwickler hinzu, dass der RFID-Chip nicht wie ein Handy verfolgt werden könne und es dadurch zu keiner Verletzung der Privatsphäre kommen könne.
Möglichkeiten noch begrenzt
Sandro Portner, Chipträger: "Also ich denke nicht, dass man es unbedingt haben muss. Ich war immer schon technikbegeistert und habe es deshalb implantiert, um es zu testen, wie es so ist. Auch aus dem Grund, da ich weiß, dass es sehr schnell wieder entfernt werden kann."Türen öffnen oder das Smartphone bedienen - weitere Applikationen sollen folgen. Die reiskorngroßen Chips sind mit bioaktivem Glas ummantelt und haben, laut Hersteller, keinen Einfluss auf den Körper. Das Konzept zieht eine immer breitere Kundschaft an, wie zum Beispiel Tätowierer.
Deady Leemann, Tätowierer: "Im Moment sind es so 70 bis 80 Personen, die sich so einen Chip implantiert haben. Es kommt immer in Wellen. Manchmal kommt einer und macht das und dann kommen mehr aus diesem Umkreis." Sandro Portner, Chipträger: "Sie dachten, ich sei ein Freak. Am Ende gab es aber auch solche, die dachten, dass wenn der Chip noch mehr könnte, dann würden sie es auch machen lassen."
Für die Schweizer Anthropologin Daniela Cerqui stellt sich nach der Analyse die Frage nach der Nützlichkeit des Chips nicht mehr: "Die Vorstellung von Nützlichkeit entwickelt sich mit der Zeit. Die Konsumgesellschaft verlangt immer bessere Technik. Dinge, die uns heute als nutzlos erscheinen, können für uns morgen unentbehrlich sein."
Großer Nutzen in der Medizin
In der Medizin werden die Implantate zweifelsohne unentbehrlich. An der EPFL, Ecole Polytechnique de Lyon, in Lausanne wurde ein RFID-Mikrochip entwickelt, der Molekülwerte überwacht und die Medikamentendosis für den Patienten anpasst. Sandro Carrara, Forscher (Maître d'enseignement et de recherche) an der EPFL: "Grundsätzlich kann der Chip für mehrere Anwendungen dienen. In der Onkologie zum Beispiel kann er die Menge der Medikamente gegen Krebs genauer abmessen, die der Patient einnehmen muss. Eine genaue Kontrolle ist hier sehr wichtig."Das Projekt regt zum Fantasieren an. Im Internet kursieren ebenfalls Gerüchte. 2011 verkündeten zahlreiche Webseiten, dass das Chiptragen in den USA im Zuge von Barack Obamas allgemeiner Krankenversicherung "Obamacare" verpflichtend werde. Es wird seither dementiert.
Weitere Anwendungsgebiete
In einem Büro in Stockholm, Schweden, werden mit dem RFID-Chip Türen geöffnet, Kontakte ausgetauscht und Kopierer bedient. Die Entwickler wollen herausfinden, welche Möglichkeiten der Chip bietet und sehen, wie die Produkte und Services zu der Technologie verbessert werden können.Patrick Mesterton, Mitgründer und Geschäftsführer des Epicenter Office, Stockholm, Schweden: "Man kann Türen öffnen, Dokumente drucken oder über das Handy kommunizieren, indem man seine Visitenkarte an Kunden und Partner verschickt."
Gesundheit und Datenschutz nicht gefährdet
Nach Angaben der Entwickler gibt es kein Risiko bei Metalldetektoren, bei einer Kernspintomographie oder bei der Benutzung von Induktionsherden. Die Chips sollen auch nicht im Körper zerbrechen können, da sie ausreichend durch Haut und Muskelmasse geschützt sind. Lin Kowalska, Chipträgerin: "Es fühlte sich komisch an, aber gleichzeitig modern und sehr 2015."Außerdem fügten die Chip-Entwickler hinzu, dass der RFID-Chip nicht wie ein Handy verfolgt werden könne und es dadurch zu keiner Verletzung der Privatsphäre kommen könne.
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Ich finde die im Artikel beschriebene Aussage von Daniela Cerqui eigentlich ziemlich gut. Wer weiss, welche uns heute als Spielerei erscheinenden Dingen sich in Zukunft durchsetzen werden. Daher empfinde ich "nie im Leben" als voreilig, vielleicht wirst auch Du diese oder eine ähnliche Technologie und ihre Anwendung in 30 Jahren als normal erachten. Oder Du wirst von den jungen Leuten dann als in der Vergangenheit stehengebliebener Opa betrachtet werden (etwas, das es vermutlich in den meisten Generationen gibt, also nicht unbedingt aussergewöhnlich oder nicht mal unbedingt schlecht sein muss, sondern wohl einfach als "normal" gesehen werden kann) ;)
Die jungen Leute dagegen sind begeistert von den "Möglichkeiten", die dies bieten wird und können es kaum erwarten sowas zu haben... Und wenn ich dann in 50 Jahren als 80 jähriger Grantler zwischen all den Google Cars rumdüse, werden mich alle für "dämlich" halten :)
Ja, alles entwickelt sich weiter und ja, natürlich, wenn die Möglichkeiten da sind, wird man eben selbe Möglichkeiten auch möglichst alle ausprobieren.
Aber das heißt noch lange nicht, daß sich das durchsetzen wird, oder daß es die "bessere" Alternative als das Bisherige war, oder oder.
Wird sich zeigen müssen. Ich mein, eines steht natürlich fest: da RFID problemlos nachzuverfolgen geht, werden entsprechende Technologien natürlich möglichst unter die Leute gedrückt.
Dadurch dass dann intern deine PID mit Uhrzeit und Zahlungsort verknüpft werden kann hat man schon seine Bewegungsprofile.
Ausserdem ist das mit der Reichweite so ne Sache -- im Prinzip muss nur der "Scanner" empfindlich genug sein - die Speisung des passiven Tags kann dann vl in Zukunft wieder anders aussehen - gerade wo man ja jetzt daran arbeitet, aus Körperwärme und anderen Dingen geringe el. Ströme zu erzeugen die für so was allemal reichen würden.
"ACHTUNG, neue Masche, Betrüger reichen dir die Hand um RFID Daten auszuspähen!!! NIEMANDEM DIE HAND GEBEN! TEILEN TEILEN TEILEN!"
Zumindest gäbe es dann weniger Kollateralschäden was ja auch schon einiges wert wäre.
Und wenn man mal das System wechselt, kommt der nächste Chip unter die Haut ?
Ne danke. Ein wenig das Hirn einschalten sollte man schon noch.
Durch die fehlende beständige Funkverbindung mit grosser Bandbreite fällt die Möglichkeit weg exakte, ununterbrochene Bewegungsprofile von Chipträgern zu erstellen. Für präzise Profile fehlt zudem ein GPS im Chip. Auch das unbemerkte Abhören der Chipträger und von Gesprächen in der Umgebung eines Chipträgers dürfte mit einem Chip ohne Mikrofon unter der Haut schwierig sein, mit dem Mobiltelefon ist das hingegen gängige Praxis. Da man mit einem heutigen RFID-Chip auch nicht telefonieren kann, fällt selbst die Möglichkeit weg, automatisiert Telefongespräche mitzuschneiden und in Form von durchsuchbaren Text in Datenbanken zu speichern, wie es heute bei SmartPhones gemacht wird.
Noch dazu speichert der Nutzer keine persönlichen Daten über sich, seine Familie, Freunde und Bekannten oder seinen Arbeitgeber im RFID-Chip. Beim einem SmartPhone liest man das alles unbemerkbar für den Benutzer über die Funkverbindung aus, wenn der Benutzer nicht ohnehin ein Backup auf dem Server des Herstellers deponiert an das man noch schneller angebunden herankommt. Bei einem RFID-Chip kann man hingegen bestenfalls wenige Daten und dann oft nur so unnütze wie die zur Haustüröffnung auslesen. Eine gesamte Übersicht über die Kontakte eines Menschen zu anderen Menschen, seine Interessen, seinen Tagesablauf etc. kriegt man über einen implantierten RFID-Chip somit nicht.
Wer einen RFID-Chip somit aus Datenschutzsgründen ablehnt, aber ein Mobiltelefon benutzt, der sollte noch einmal neu nachdenken, denn offenbar hat er nicht begriffen, was er mit seinem Mobiltelefon alles über sich selbst und seine Verwandten und Freunde verrät. Dazu ist ein RFID-Chip gar nicht in der Lage. Insofern ist der RFID-Chip einem Mobiltelefon aus datenschutztechnischer Sicht vorzuziehen.