Umstellung auf freie Versionierung:
Windows größtes Git-Repo der Welt

Microsoft hat vor einiger Zeit begonnen, statt einer hauseigenen Lösung auf die aus der Linux-Welt stammende Versionsverwaltung Git zu setzen, um seine Produkte damit zu entwickeln. Jetzt gab ein Mitarbeiter Einblick in die beim Wechsel zu überwindenden Hürden, stellte klar, dass Windows das "größte Git Repository der Welt" ist und wie viele Mitarbeiter in Microsofts Windows-Team eigentlich tätig sind.
Microsoft, Redmond, Campus, Headquarter
Getty Images / Microsoft Presse
Wie Brian Harry von Microsoft in seinem MSDN-Blog verlauten ließ, hat man den Wechsel des Windows-Teams auf Git beziehungsweise die intern als Git Virtual File System (GVFS) bezeichnete Plattform inzwischen weitestgehend abgeschlossen. Git, GVFS und eine Reihe von Anpassungen ermöglichen es Microsoft laut Harry, riesige Repositories anzulegen, indem man sowohl die .git-Ordner als auch den Arbeitspfad virtualisiert. Statt also das ganze Repository herunterzuladen und mit allen Dateien zu hantieren, werden nur die jeweils benötigten Dateien geholt.

Innerhalb der letzten drei Monate sei die Umstellung des Windows-Teams bereits fast vollständig abgeschlossen worden. Die Windows Code-Basis besteht dabei aus gut 3,5 Millionen Dateien, wobei daraus ein Git-Repository von rund 300 Gigabyte Größe entsteht. Allein dies macht schon deutlich, in welchen Maßstäben Microsoft hier arbeitet und warum Windows das größte Git-Repo der Welt ist.

4000 Entwickler arbeiten an Windows

Nach Angaben des Microsoft-Mitarbeiters arbeiten derzeit rund 4.000 Entwickler im Windows-Team, wobei das sogenannte OneCore-Team, welches den gemeinsamen Systemkern der verschiedenen Varianten entwickelt, aus rund 2.000 Mitarbeitern besteht. Diese habe man sehr zügig im Laufe eines Wochenendes von der zuvor verwendeten Lösung "Source Depot" auf Git umstellen können, was erstaunlich problemlos erfolgt sei.

Das Entwicklungssystem für Windows produziert laut Harrys Statistiken derzeit jeden einzelnen Tag 1760 sogenannte "Lab Builds", also interne Testversionen, die von den rund 440 internen "Branches" zur Arbeit an den ihnen anvertrauten Features verwendet werden. Die Branches sind kleinere Teams von Mitarbeitern, die sich mit einem bestimmten Thema befassen, so dass sie zunächst eigene Builds zur Erprobung generieren können, bevor ihr Code in den Haupt-Entwicklungs-Strang einfließt.

Mit Git sei es gelungen, den gesamten Code in einem einzigen Repository unterzubringen, was angesichts des enormen Maßstabs laut Harry durchaus nicht selbstverständlich ist. So hatte man zuvor den Code im "Source Depot" auf mehr als 40 einzelne Depots verteilt, weshalb ein spezielles Tool zum Umgang mit den verschiedenen Ablageorten verwendet werden musste.

Überraschend wenige Probleme

Angesichts der Größe des Depots sei der Wechsel auf Git erstaunlich glatt gelaufen. Natürlich gab es Probleme, schließlich seien durch die Größe des Teams und die Art der Entwicklungsarbeit häufig Code-Merges mit zehntausenden Veränderungen und tausenden Konflikten an der Tagesordnung. So habe man schnell feststellen müssen, dass die Benutzeroberfläche für Pull-Anfragen und den Umgang mit Merge-Konflikten nicht mit der riesigen Anzahl von Veränderungen klarkam. Innerhalb einer Woche konnte auch dieses Problem jedoch gelöst werden.

Nachdem in den letzten Wochen immer wieder neue Entwickler-Teams in Wellen umgestellt wurden, sind aktuell rund 3500 der 4000 Windows-Entwickler bereits auf Git umgezogen. Wenn die verbleibenden Teams ihre Umstellungspläne erfolgreich durchführen, soll es innerhalb der nächsten Monate zu einem Abschluss des Umzugs kommen.

In den letzten vier Monaten habe es mehr als 250.000 Reachable Git Commits in der Historie des Repositoies, durchschnittlich 8421 Pushes pro Tag, 2500 Pull-Requests und 6600 Code-Reviewer pro Tag gegeben. Darüber hinaus bestünden 4352 "aktive Topic-Branches". Aufgrund seiner internen Erfolge habe sich Microsoft nun entschieden, das GVFS auch für Dritte zugänglich zu machen, so dass praktisch jedermann damit arbeiten kann, um so selbst mit großen Codemengen umzugehen.
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