Künstliche Intelligenz: Segen oder Fluch?

Könnten Roboter oder andere Formen künstlicher Intelligenz eines Tages die Kontrolle übernehmen? Die Gefahr besteht ohne einen klaren juristischen, politischen und ethischen Rahmen. So lautet die Warnung zahlreicher prominenter Forscher in einem kürzlich veröffentlichten offenen Brief.

Zu den Unterzeichnern zählen neben dem Physiker Stephen Hawking, auch Skype Mitgründer Jaan Tallinn und Unternehmer Elon Musk, sowie namhafte Vertreter der internationalen Forschergemeinde. Auch Francesca Rossi, die in Harvard und Padua Computerwissenschaft lehrt. Im Gespräch mit unserem Reporter-Kollegen Claudio Rocco erläuterte sie die Beweggründe für den offenen Brief: "Manche sagen, es bestünde kein Grund zur Sorge, Maschinen seien nie vollkommen intelligent. Andere sagen, Maschinen würden bald so intelligent wie ein Mensch sein, vielleicht sogar noch intelligenter und sich gegen den Menschen wenden. Weder das eine noch das andere ist angemessen. Tatsächlich sollte man eine konstruktive Haltung haben und versuchen, intelligentere Maschinen zu bauen, aber besondere Aufmerksamkeit auf ihre Sicherheit und die Kontrolle ihrer möglichen Verhaltensweisen legen. Dieser offene Brief und das dazugehörige Dokument wurden geschrieben, um konstruktiv zu sein und Forschungsarbeiten im Bereich der Künstlichen Intelligenz zu ermutigen, aber auch in anderen Disziplinen, wie Philosophie, Psychologie oder Wirtschaft, um intelligente Maschinen zu bauen, die außerdem sicher sind."

Claudio Rocco: "Die folgende Frage mag etwas nach Panikmache klingen. Aber wäre es denkbar, dass intelligente Maschinen eines Tages die Kontrolle über den Menschen, der den Gesetzen der Biologie unterliegt, übernehmen und ihn unterwerfen?"

Francesca Rossi: "Ich kann mir nicht vorstellen, wie sich ein solches Katastrophenszenario von ganz allein entwickeln soll. Maschinen werden dazu in der Lage sein, ihr Verhalten im Verlauf der Zeit zu verändern aber immer im Rahmen dessen, wozu sie anfangs programmiert wurden. Aber es sollten unbedingt intelligente Maschinen gebaut werden, die sich kontrollieren lassen."

Claudio Rocco: "Der romantische Science-Fiction Film "Her" von Spike Jonze beschrieb, wie sich ein einsamer Autor in die Stimme des Betriebssystems seines Computers verliebt. Ist eine solche Beziehung zwischen Mensch und Computer realistisch?"

Francesca Rossi: "Es gibt bereits Maschinen, die dazu fähig sind, mit dem Menschen zu interagieren. Zum Beispiel Roboter, die alten oder kranken Menschen Gesellschaft leisten. Indem sie auf eine ähnliche Weise mit anderen Menschen interagieren, entwickeln Maschinen so etwas wie Mitgefühl. Aber ich denke nicht, dass die in diesem Film gezeigte Entwicklung in naher Zukunft geschehen könnte."

Claudio Rocco: "Der offene Brief warnt auch, dass gesetzgeberische Anstrengungen notwendig sind, zum Beispiel im Bereich autonomes Fahren, noch bevor die fahrerlosen Autos auf unseren Straßen eine weite Verbreitung finden."

Francesca Rossi: "Stellen wir uns vor, die Technologie ist so weit und die autonomen Autos sind dazu imstande, auf der Straße zu fahren. Das könnte das Leben vieler Menschen retten, die heute aus Zerstreutheit in Autounfälle geraten. Was immer noch fehlt, sind die richtigen Regulierungen. Es ist wichtig zu wissen, wer für die Entscheidungen, die Maschinen treffen, verantwortlich ist, ganz gleich, was sie entscheiden."
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