Mini-Desktop mit Tablet-Technik & Touchscreen nutzt Windows-Lizenztrick - Hands-On

Auf der Computex 2015 hatten wir erstmals Gelegenheit, uns einen Eindruck des neuen Pipo X8 zu verschaffen, bei dem es sich um eine kuriose Mischung aus Tablet und Mini-PC für Desktop handelt. Der Hersteller umgeht hier geschickt die Beschränkungen für die Kosten der Lizenzgebühren für Windows 8.1, um den Preis des kleinen Rechners möglichst niedrig zu halten. Der Kunde darf sich dabei freuen, denn er bekommt quasi ein Display umsonst dazu, während der Pipo X8 mit seinem kleinen 7-Zoll-Bildschirm insgesamt sogar weniger kostet als die ohne Display vertriebenen HDMI-Stick-PCs.

Der Pipo X8 stammt ursprünglich vom chinesischen Vertragsfertiger Nasda, der das Produkt auch auf der Computex zur Schau stellte. Das System nutzt im Grunde die gleiche Technik wie aktuelle Tablets, verzichtet aber auf einen Akku. Stattdessen gibt es eine breite Palette von Anschlussmöglichkeiten, die den X8 zu einem vollwertigen Deskop-PC für Office- und Unterhaltungsaufgaben machen. Nasda selbst wirbt für seinen kleinen PC als "Windows TV Box", die zum Streaming von Webinhalten genutzt werden soll.

Das 7-Zoll-Display ist hier leicht schräg im Gehäuse verbaut, so dass man die Inhalte gut ablesen kann und problemlos per Touch bedienen kann, wenn der Rechner auf einem Tisch steht. Das Panel löst mit 1280x800 Pixeln auf und nutzt die IPS-Technologie, um eine geringe Blickwinkelabhängigkeit zu garantieren. Darunter sitzt der Intel Atom Z3736F, also die mit 1,46 Gigahertz Basistakt und 2,14 GHz Burst-Frequenz etwas schnellere Version des aus Tablets bekannten x86-Vierkerners, die hier mit zwei Gigabyte Arbeitsspeicher, 16, 32 oder mehr Gigabyte Flash-Speicher verbaut wird. N-WLAN und Bluetooth gehören außerdem zur Ausstattung.

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Bei den Ports lässt sich Nasda nicht lumpen und verpasst seinem Mini-Rechner ganze vier USB-2.0-Ports, einen HDMI-Ausgang und einen MicroSD-Kartenleser, einen MicroUSB-Port und einen Ethernet-Anschluss. Die Stromversorgung erfolgt mittels eines externen Netzteils. Links und rechts sitzen jeweils kleine Lautsprecher in den Seiten des Gehäuses. Als kleine Hommage an Windows hat man die Belüftungsschlitze im Boden des X8 in Form des Logos von Microsofts Betriebssystem ausgeführt.

Der Trick mit dem Display

Nasda bzw. Pipo haben mit dem X8 einen interessanten Weg gefunden, um ihr Gerät möglichst günstig mit vorinstalliertem Windows anbieten zu können. Weil Microsoft die vergünstigte oder kostenlose Lizenz für Windows 8.1 mit Bing anscheinend nur für Geräte mit Touchscreen anbietet, verbaut man kurzerhand ein Touch-Display, ohne dass es sich bei dem kleinen PC um ein Tablet handelt. Dadurch kann das Gerät zum Beispiel per eBay bereits für knapp 150 Euro geordert werden (mit 2 GB RAM und 32 GB Flash, sowie Windows 8 und Android 4.4 vorinstalliert), während man für einen Intel Compute Stick bei gleicher Funktionalität aber eben ohne Display und all die Ports ebenso viel oder mehr auf den Tisch legen muss.

Die Rechnung ist dabei ganz einfach: rund sieben bis zehn Dollar werden für das Display fällig, während die Windows-Lizenz wohl für den Hersteller wegen seiner vergleichsweise geringen Stückzahlen mindestens 20 Dollar kostet. Durch die Integration des Displays holt Nasda hier also noch einmal ein paar Dollar mehr Marge aus dem Produkt und punktet gleichzeitig mit einem ungewöhnlichen Design das durchaus seine Reize hat.
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