HP Elite X3: Das Über-Smartphone mit Windows 10 Mobile
Business-Software und Business-Sicherheit
Hewlett-Packard kooperiert nach eigenen Angaben eng mit Microsoft, um das Elite X3 wirklich fit für die Nutzung durch Unternehmen zu bekommen. Neben all den Rugged-Features, der Top-Hardware und anderen Optimierungen wird in Sachen Software mehr Sicherheit geboten, als Windows 10 Mobile normalerweise ab Werk mitbringt. Neben der Bitlocker-Verschlüsselung ist ein TP-2.0-Modul integriert, es gibt einen Anti-Rollback-Schutz, das gesamte Betriebssystem-Image wird verschlüsselt und natürlich ist der Secure-Boot-Modus stets aktiv. Die Verschlüsselung erfolgt mittels der neuen Hardware-Features des Snapdragon-SoC.Darüber hinaus kann man bei Bedarf angeblich für jede einzelne App eine inviduelle und per SSL geschützte VPN-Anbindung herstellen. In Verbindung mit Windows 10 Mobile sind außerdem diverse weitere Sicherheits-Features geplant, wobei die IT-Abteilungen viele Möglichkeiten zur Einrichtung und Verwaltung diverser Funktionen bekommen sollen. HP installiert darüber hinaus sowohl SalesForce1 als auch die hauseigene Softwarelösung HP Workspace vor. Das Elite X3 soll bald auch mit Auflösungen weit jenseits der Full-HD-Grenze im Continuum-Modus betrieben werden können.
Selbst XP-Programme sind nutzbar - dank der Cloud & Continuum-Zubehör
HP Workspace soll Firmenkunden die Möglichkeit geben, ihre Mitarbeiter auch unterwegs per VPN auf Legacy-Anwendungen zugreifen zu lassen. Da diese vermehrt in der Cloud virtualisiert werden, kann man so auf Wunsch selbst Programme nutzen, die eigentlich für Windows XP oder ähnliche alte Betriebssysteme geschaffen wurden. Schließt man das Elite X3 an ein Continuum-Dock an, werden die alten Anwendungen dann auf einem großen externen Display zugänglich, so dass man sie wie gewohnt mit Maus und Tastatur bedienen kann. Auf diese Weise könnte das X3 nach Vorstellung von HP in vielen Firmen gleich ganz zum Ersatz für bisher genutzte Kombinationen aus Desktop, Laptop und Smartphone werden.Das Continuum-Dock ist es auch, bei dem HP auf einige bisher seltene Ansätze zurückgreift. So gibt es nicht nur das hauseigene sogenannte Desk Dock mit seinen zwei USB-3.0-Ports, einem USB Type-C- und Stromanschluss, Ethernet- und DisplayPort, sondern auch noch den sogenannten Mobile Extender. Was äußerlich wie ein 12,5-Zoll-Notebook mit extrem schmalen Display-Rand aussieht, ist in Wahrheit allein gar kein eigenständiger PC. Stattdessen beherbergt das Gehäuse neben dem matten Full-HD-Display nur noch Tastatur, Trackpad und einen 48-Wattstunden-Akku.
Hinzu kommen insgesamt drei USB Type-C-Ports, ein MicroHDMI-Ausgang, Kopfhöreranschluss und eine Batteriestandsanzeige in Form einer Reihe von LEDs. Einen Prozessor und Speicher enthält der HP Mobile Extender freilich nicht, denn das Gerät wird per Kabel oder Miracast-Drahtlosverbindung mit dem HP Elite X3 gepaart und nutzt dann den Continuum-Desktop unter Verwendung der Rechenleistung des Smartphones.
Riesenpotenzial und ein großes ABER
Bisher klingt das HP Elite X3 für manchen sicherlich nach dem absoluten Wunschtraum in Sachen Windows auf Smartphones. Das Ganze hat jedoch wie angedeutet einen großen Haken: das Gerät ist voll auf Business-Kunden ausgerichtet. Das bedeutet auch, dass die Preise entsprechend ausfallen und die Verfügbarkeit auch zum Launch nicht breit gegeben sein wird. Unternehmen können das X3 und die beiden Zubehörprodukte ab dem "Ende des Sommers" über die üblichen Vertriebswege für Firmenkunden erwerben, also die bestehenden Verträge mit HP nutzen, um neben ihren Notebooks auch das neue Smartphone zu beziehen.Ein Vertrieb im normalen Handel ist nach Angaben von HP bisher nicht vorgesehen, da das Gerät aufgrund seiner Ausrichtung wohl zu einem absoluten Premium-Preis vertrieben wird. Wie viel das Elite X3 genau kosten soll, wollte HP noch nicht verraten. Man deutete lediglich an, dass es für Firmen "günstiger als die bisher verwendete Kombination aus Smartphone, Laptop und Desktop-PC" sein soll. Vorsichtige Schätzungen angesichts derartiger Formulierungen lassen einen Preis von mindestens 1000 Euro vermuten - wobei natürlich noch nichts feststeht. Wer das HP Elite X3 übrigens als Privatkunde "um jeden Preis" erwerben will, bekommt genau eine einzige Möglichkeit: die Bestellung über den HP-Online-Store soll künftig möglich sein - bei Saturn, Amazon & Co soll das Gerät aber wie gesagt nicht auftauchen. Riese zum Riesenpreis? Immerhin soll das X3 günstiger sein, als die Geräte, die es ersetzen soll zusammen Wer sich jetzt fragt, wie und warum HP ein solches Produkt bauen will, dem sei gesagt, dass die Amerikaner nach ausführlichen Befragungen ihrer Firmenkunden davon ausgehen, dass es einen großen Markt für das Gerät gibt. 70 Prozent der vorab befragten Unternehmenskunden hätten Interesse gezeigt, während 75 Prozent der IT-Abteilungen das Gerät als Notebook-Ersatz einführen und rund 30 Prozent der Vertriebler es dann auch auf diese Weise nutzen würden.
Für HP sind Produkte wie das HP Elite X3 nach Angaben von Michael Park, der die Mobility-Sparte des US-Konzerns leitet, die "Zukunft des Business-Computing" - der Trend gehe aktuell vom Desktop-PC zum Notebook und in den kommenden Jahren vom Notebook zum Smartphone als Produktivmaschine, so der Manager. Aktuell sei HP Marktführer bei Business-Notebooks und in Zukunft wolle man deshalb auch nicht den Trend zu noch mobileren Geräten verpassen - und stellt sich deshalb schon jetzt entsprechend auf.
Ex-Nokia- und Motorola-Mitarbeiter ermöglichen schnelle Entwicklung
Möglich wird die überraschende und eigentlich kaum erwartete Vorstellung des HP Elite X3 übrigens auch deshalb, weil im Entwickler-Team einige äußerst erfahrene Mitarbeiter tätig sind, die im Zuge der Übernahme von Nokias Mobilgeräte-Sparte durch Microsoft ihren Job verloren. So ist der für die Entwicklung des X3 zuständige Produktmanager ein Ex-Nokianer, der sich nach eigenen Angaben sehr über die Möglichkeit freute, einmal ein absolutes Top-Smartphone von Grund auf neu zu entwickeln und dabei all seine Erfahrungen einzubringen. Einige andere Mitstreiter des Teams hinter dem X3 kommen von Motorola, jenem US-Hersteller, der vor nicht all zu langer Zeit durch Lenovo übernommen wurde und dabei ebenfalls diverse Mitarbeiter auf die Straße setzte. Natürlich dürfte auch noch einiges Wissen aus Palm-Zeiten vorhanden sein.Windows 10 Mobile bleibt das große Fragezeichen
Die große Hürde für den Erfolg des Über-Smartphones von HP bleibt unterdessen die Software. Windows 10 sei für die Nutzung auf dem Snapdragon 820 noch nicht optimiert, auch wenn Microsoft, Qualcomm und HP natürlich unter Hochdruck an der Umsetzung des Vorhabens arbeiten. Aktuell ist also zwar die Hardware bereits da, doch wie im Fall des Fingerabdrucklesers gibt es in Sachen Windows 10 Mobile noch sehr viel zu tun, bevor das Produkt wie erhofft "Ende des Sommers" 2016 auf den Markt kommen kann. Eines macht das Elite X3 jedoch schon jetzt deutlich: Windows 10 Mobile wird auch in Zukunft ARM-Plattformen unterstützen, schließlich würde sich HP sonst wohl kaum auf ein derart ambitioniertes Projekt einlassen.
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