Zu laut: Bürgerinitiative erstmals gegen Datenzentrum erfolgreich

Der hartnäckige Einsatz von Bürgerinitiativen hat in der Vergangenheit schon so manche Giftmüll-Deponie oder Flughafen-Erweiterung verhindert. Es dürfte aber ein bisher einmaliger Vorgang sein, dass eine solche Organisation erfolgreich gegen ein Datenzentrum vorgegangen ist.
Server, Datenzentrum, Hosting
SAP
Geschehen ist dies aktuell in Montreuil, einem Vorort von Paris. Dort hatte das Unternehmen Interxion, das eine ganze Reihe von Datenzentren unterhält, eine Betriebsgenehmigung für eine weitere Anlage erhalten. Im Jahr 2012 ging diese online. Seitdem ist die Firma aber mit dem Widerstand von Anwohnern konfrontiert, die sich in der Gruppe Urbaxion '93 zusammenschlossen und jetzt vor dem lokalen Verwaltungsgericht auch Erfolg hatten.

Die Gegner des Datenzentrums beklagten sich über den ständigen Geräuschpegel, der hier verursacht wurde. Da sie im direkten Umfeld wohnen, hören sie quasi ständig die Kühlsysteme - und gelegentlich springen auch die Backup-Generatoren an, die noch einmal für zusätzlichen Lärm sorgen. Weiterhin stören sich die Bürgerbewegten an den auf dem Gelände des Datenzentrums gelagerten 580.000 Liter Diesel-Kraftstoff für die Notstromanlage. Zu gefährlich für die Gegend, so das Argument laut einem Bericht von DatacenterDynamics.


Die Anlage setzt sich aus acht Hallen zusammen, in denen rund 9.000 Quadratmeter Stellfläche für Server-Racks vorhanden sind. Diese benötigen im Peak eine Energie von 76 Megawatt. Sollte die normale Versorgung vom Kraftwerk einmal ausfallen, können kurzfristig entsprechend starke Akkus einspringen, bis die Dieselgeneratoren hochgefahren sind.

Eine solche Anlage sollte nicht in unmittelbarer Nähe zu Wohnhäusern betrieben werden, hatte die Anwältin Roxiane Sageloli, die die Bürgerinitiative vertritt, vor Gericht argumentiert. Mit Erfolg hat sie die Betriebsgenehmigungen angefochten, indem sie eine Reihe von Formfehlern in den ihr vorausgehenden Prozessen ins Feld führte. So sei der Informationspflicht gegenüber den Anwohnern nicht ausreichend nachgekommen worden, da die Unterlagen einem normalen Bürger im Grunde im Unklaren darüber ließen, was hier auf die Gegend zukommt. Weiterhin äußerte man Zweifel, ob die behördlichen Genehmigungen auch die Lagerung so großer Kraftstoff-Mengen umfassen.

Interxion hat nun zwei Monate Zeit, die Entscheidung des Gerichtes anzufechten und in die nächste Instanz zu gehen. In der Branche gibt es nun außerdem die Befürchtung, dass das Beispiel Schule mache und noch andere Datenzentren vergleichbare Probleme bekommen - vor allem jene in Montreuil. Die Stadt gilt als das "Data Valley" von Paris und viele Anbieter von Online-Diensten nutzen die vorhandenen Anlagen, um Anwendungen mit hohem Datenaufkommen in unmittelbarer Nähe der französischen Hauptstadt zu betreiben.
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