Angespielt: "The Witcher 3: Wild Hunt" - Spiel mir das Lied vom Tod

Das wohl größte Rollenspielprojekt des Jahres und vielleicht sogar der vergangen paar Jahre ist nun da und, soviel kann man vorneweg gleich sagen, es enttäuscht nicht. Ganz im Gegenteil: The Witcher 3: Wild Hunt setzt einen neuen Standard. Perfekt ist es nicht, aber das muss es auch nicht sein. Wir haben es ausführlich angespielt.
Rollenspiel, CD Projekt RED, The Witcher 3, Geralt
CD Projekt Red

Die durch die Hölle gehen

Wie viele ganz große Spielprojekte hatte auch Witcher 3 mit dem einen oder anderen Problem während der Entwicklung zu kämpfen. Das führte zu einer Verschiebung von Herbst 2014 auf dieses Frühjahr. Das Internet reagierte reflexartig: CD Projekt Red hat sich übernommen, Witcher 3 ist eine Blase, alle(s) doof.

In der Tat gab es auf dem Papier den einen oder anderen Grund zur Sorge, allen voran die Ankündigung einer offenen Spielwelt sowie die Grafikqualität, die schon auf den Vorab-Screenshots (zu?) atemberaubend aussah. Letzteres war auch der offizielle Grund, warum das polnische Entwicklerstudio sich ein halbes Jahr mehr Zeit nehmen musste, man wollte die Optik so hinbekommen wie versprochen.


Und die Befürchtungen waren unbegründet, fast jedenfalls. Ja, auch The Witcher 3: Wild Hunt hatte (und hat) kurz nach Launch noch das eine oder andere technische Problem (Bugs, Balance und einiges mehr), doch angesichts der Dimension des Spiels wird man diese verschmerzen können oder müssen. Viele sind auch schon per Patch in den ersten ein oder zwei Wochen behoben worden.

Der dritte Mann

Der wahrscheinlich wichtigste Aspekt - trotz aller Vielfalt im Gameplay - ist die Story von Witcher 3. Über diese wollen wir uns nicht im Detail auslassen, da Spoiler in diesem Fall besonders schwer wiegen.

Generell kann man aber sagen, dass es wohl keine Übertreibung ist, wenn man CD Projekt Red als das neue oder besser gesagt alte BioWare bezeichnet. Denn das, was die Kanadier in den vergangenen Jahren etwas (bis sehr) verlernt haben, machen die Polen richtig: Sie liefern Tiefe und Tiefsinn.
The Witcher 3: Wild HuntDüster und deprimierend... The Witcher 3: Wild Hunt...aber auch wunderschön

No Country for Old Men

Welt und Geschichte von The Witcher 3 liefern nämlich eine Atmosphäre, die man in vielen generischen Rollenspielen der letzten Jahren so nicht erleben konnte: Das gesamte Setting ist düster, ja deprimierend. Denn hier gibt es keine liebliche Fantasy-Welt, sondern eine "harte" und schmutzige. The Witcher 3: Wild HuntDie Spuren des Krieges sind omnipräsent Hintergrund ist der Feldzug des Kaiserreichs Nilfgaard gegen den Norden. Die Spuren und Narben des Krieges und der Schlachten sind an allen Ecken erkennbar. Man begegnet ständig Zerstörung und Grauen, gehenkte Menschen sind ein omnipräsentes Bild. Das ist ein starker Kontrast zur an sich eher farbenfrohen Grafik des Spiels.

Story und Setting orientieren sich generell an den modernen Vertretern der Fantasy, also etwa George RR Martin, Steven Erikson und Joe Abercrombie und nicht an Genre-Oldies wie JRR Tolkien oder Robert Jordan.

Das zeigt sich etwa an einer der allerersten Sidequests, die Geralt von Rivia zu absolvieren hat (Mini-Spoiler, wem auch das zu viel ist, der springt zum nächsten Absatz): So soll der Witcher eine Brandstiftung aufklären, nach der Invasion der Truppen von Nilfgaard halten Dorfbewohner einen Zwerg-Schmied für einen Kollaborateur. Geralt kann den Schuldigen ausmachen, dieser ist aber eher ein verwirrter Trunkenbold. Nachdem ihn der Hexer ausfindig gemacht und enttarnt hat, meldet der Schmied ihn (je nach zuvor getroffenen Entscheidungen) an die Besatzer. Und da diese den Brandanschlag als Kriegs-relevante Sabotage sehen, wird er gehenkt - andere Spiele hätten es bei einer Verhaftung belassen, hier knallt man dem Spieler gleich die vollen Konsequenzen vor den Latz. Und ja, man muss da ein wenig schlucken. The Witcher 3: Wild HuntZur Story nur so viel: Diese Dame spielt eine wichtige Rolle Derartig moralisch ambivalente Quests und Folgen ziehen sich durch das gesamte Spiel, zumeist kann Geralt mehrere Entscheidungswege einschlagen, die auch unterschiedliche Ergebnisse liefern. Mehr sei zur Geschichte an dieser Stelle nicht verraten, da die Story in The Witcher 3 eben eine zu große Rolle spielt.

Der einzige kleine Kritikpunkt, den man in Sachen Story anmerken muss, betrifft das Vorwissen: Wer den Vorgänger nicht gespielt und die Bücher nicht gelesen hat, der wird sich immer wieder am Kopf kratzen. Vor allem die mitunter vorausgesetzte Kenntnis der Buchvorlage von Andrzej Sapkowski ist etwas zu viel des Guten, eine echte Spielspaßbremse ist das aber auch nicht.

The Witcher 3: Wild HuntThe Witcher 3: Wild HuntThe Witcher 3: Wild HuntThe Witcher 3: Wild Hunt

Jäger des verlorenen Schatzes

Wie bereits erwähnt ist die Spielwelt erstmals "offen", allerdings nicht durchgängig, da man zwischen den einzelnen Gebieten reisen muss. Das ist aber alles andere als schlimm, da man auf diese Weise allzu lange Reisewege vermeidet und gleichzeitig landschaftliche Abwechslung bieten kann. Groß genug sind die einzelnen Regionen allemal, Längen bzw. Langeweile erlebt man dabei kaum bis gar nicht. Mit einem klassischen Open-World-Setting lässt sich Witcher 3 schwer vergleichen, auch wenn es sicherlich Parallelen gibt.

Die größte Ähnlichkeit betrifft die Möglichkeit, an allen möglichen Stellen etwas entdecken zu können. Das Spiel markiert die meisten Points of Interest mit einem Fragezeichen, diese "arbeitet" man am besten auf dem Weg zu einer Quest ab. Hinter den Fragezeichen verstecken sich meist Bosse, Banditenlager, von Monstern bewacht Schätze, Monsternester und Machtsteine, die einem Boni und Skillpunkte bringen. Nebenquests erhält man meist an den Anschlagtafeln in den Dörfern, immer wieder bekommt man Zusatzaufgaben auch bei NPCs, das können Einzel-Events sein, aber auch mehrstufige Quests. The Witcher 3: Wild HuntGeld ist vor allem am Anfang äußerst knapp

The Sixth Sense

Doch auch abseits von ausgewiesenen Aufgaben gibt es jede Menge zu entdecken. Essentiell ist hier der Einsatz des Hexersinns, dieser lässt relevante Gegenstände und Gefallene gelb leuchten, Quest-Relevantes ist rot. Und es ist gerade anfangs essentiell, Zeug anzusammeln. Denn vor allem in der ersten Phase des Spiels ist das Geld mächtig knapp. Das kann auch durchaus ärgerlich sein, wenn man mal knapp bei Kasse ist und seine (etwas zu schnell verschleißende) Ausrüstung nicht reparieren (lassen) kann.

Auch das Crafting erfordert viel Material, das man zum einen einzeln findet, zum anderen durch das Zerlegen gefundener Ausrüstung erhält. Geralt kann dabei nur Alchemie selbst durchführen, für Rüstungen und Schwerter benötigt der Hexer NPC-Profi-Hilfe. Die Möglichkeiten sind beim Herstellen vielfältig, allerdings führt das auch dazu, dass man schnell sehr sehr viel Zeug mit sich rumschleppt, weil man sich nicht sicher ist, ob und wann man etwas noch braucht.

Folge: Man ist schnell überladen, es empfiehlt sich deshalb bald in Satteltaschen zu investieren, diese erhöhen den Inventarplatz (über das Maximal-Gewicht). Es wäre aber wünschenswert gewesen, klarer zu deklarieren, was Junk ist und was nicht, denn selbst die eigentlich unnützen Dinge können für Crafting-Material zerlegt werden.
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