Seitens der Telekom wird der Schritt vor allem mit einem besseren Schutz der Nutzer vor Überwachung begründet. Durch das Peering in Frankfurt sollen die Kunden des Konzerns bei der Kommunikation mit vielen in Deutschland betriebenen Diensten nun über direkte Verbindungen geleitet werden. So sollen weniger Datenpakete einen Umweg über die USA machen, wo die NSA direkten Zugriff hat.
Das ist allerdings fadenscheinig und folgt im Grunde dem gleichen Gedanken wie dem so genannten Schengen-Routing, mit dem Europa seinen Datenverkehr gegenüber den US-Diensten abschotten sollte. Vor geheimdienstlicher Überwachung werden die Anwender durch eine solche Maßnahme keineswegs besser geschützt - denn in Frankfurt hängen bekanntlich die deutschen Dienste - mit Hilfe eines großen deutschen Providers - in der Leitung, die eng mit ihren Partnern auf der anderen Seite des Atlantik kooperieren.
Wahrscheinlicher ist hier, dass der Datenschutz ein willkommener Vorwand ist, damit die Telekom nicht rechtfertigen muss, warum sie sich erst jetzt für das Peering am DE-CIX öffnet. An dem Knoten schalten sich die Netzbetreiber für gewöhnlich kostenneutral zusammen, was für die Nutzer auf allen Seiten Vorteile bietet. Die Telekom versuchte bisher hingegen, aus dem Peering ein Geschäft zu machen - immerhin verfügte man ja über die vielen deutschen Kunden, zu denen die Diensteanbieter Zugang haben wollten. DSL-Kunden des Konzerns mussten diese Haltung unter anderem immer wieder mit mangelhaften Verbindungen zu YouTube büßen.
2015-02-02T11:58:00+01:00Christian Kahle
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