Nutzer-Überwachung für Vodafone-Tochter wohl ein Millionen-Geschäft

Der Telekommunikationskonzern Vodafone ist offenbar stärker in die Überwachungsmaßnahmen der Geheimdienste verstrickt, als bisher bekannt war. Für eine Tochter des Unternehmens war es wohl ein gutes Geschäft, die Daten von Nutzern an den britischen GCHQ weiterzuleiten.
Geheimdienst, Großbritannien, Hauptquartier, GCHQ
In bislang noch nicht ausgewerteten Dokumenten aus dem Snowden-Archiv, die WDR, NDR, Süddeutsche Zeitung und der britische Fernsehsender Channel4 nun einsehen konnten, tauchte nun der Name "Gerontic" auf. Hinter diesem verbirgt sich der britische Carrier Cable & Wireless, das im Jahr 2012 von Vodafone übernommen wurde. Dessen Zusammenarbeit mit dem GCHQ sei in den fraglichen Unterlagen besonders gut dokumentiert, hieß es.

Aus internen Kalender-Einträgen des Geheimdienstes geht dabei hervor, dass es ein "gemeinsames Projektteam" von "Gerontic"-Mitarbeitern und Geheimdienstleuten gegeben haben soll. Darüber hinaus wird dokumentiert, dass sich "Gerontic"-Mitarbeiter und Geheimdienstleute zu einer Besprechung "möglicher Einsatzrisiken" trafen, die "Gerontic identifiziert hat". Hinweise deuten außerdem darauf hin, dass Angehörige des GCHQ als "integrierte Projektmitarbeiter" in der Belegschaft von Cable & Wireless tätig waren.

Das Unternehmen hat aber wohl nicht aus reinem Patriotismus so eng mit dem Geheimdienst zusammengearbeitet. Mehrfach finden sich in den Dokumenten nämlich auch Verweise auf erhebliche Geldflüsse zwischen dem GCHQ und "Gerontic". Stets gehe es dabei um Millionenbeträge.

Cable & Wireless hatte dabei wohl eine Schlüsselposition inne, wenn es um den Zugang des GCHQ zu den Datenflüssen im Internet geht. Immerhin handelt es sich bei dem Unternehmen um einen der größten Backbone-Betreiber. Im Jahr 2009 sollen rund 70 Prozent der Daten, die aus dem Netz dem Geheimdienst zugeleitet wurden, von Cable & Wireless gekommen sein. Das Programm unter dem Codenamen "Incenser" sei mindestens bis April 2013 gelaufen - also über die Zeit der Übernahme durch Vodafone hinweg.

Das BSI hat Zweifel

Von einem problematischen Verhalten der jetzigen Tochter will man bei dem Telekommunikationskonzern aber nichts wissen. Man gestatte "Geheimdiensten und staatlichen Behörden in keiner Form den Zugang zu Kundendaten" - es sei denn natürlich, man sei gesetzlich dazu verpflichtet, so die übliche Erklärung. Man habe dabei "keinerlei Hinweise auf Verhalten gefunden, das den Gesetzen in Deutschland, Großbritannien und der EU widerspricht", hieß es seitens Vodafones.

Allerdings hat man wohl selbst beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) Zweifel, was den ordentlichen Umgang des Unternehmens mit den Daten der Nutzer angeht. Das geht aus einem als Verschlusssache eingestuften Schreiben des BSI an das Bundesinnenministerium hervor, das WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung vorliegt.

"Die Selbstauskunft von Vodafone Deutschland lässt für mobile Kommunikation innerhalb des deutschen Rechtsraumes bislang keinen eindeutigen Schluss zu, ob der Zugriff auf bzw. die Ausleitung von Metadaten (bspw. Billing Informationen) oder SMS in ausländische Rechtsräume unterbleibt", heißt es in dem Papier. Das Bundesinnenministerium erklärte auf Anfrage, man zweifle nicht an der Einschätzung des BSI. Vodafone sagte dazu, man verstehe nicht, wie das BSI zu solch einer Einschätzung komme.
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