Nokia X Test: Android, aber nicht für Deutschland

Ein Nokia-Smartphone mit Android steht bei so manchem Technik-Enthusiasten ganz oben auf der Liste der Traum-Produkte. Mit dem Nokia X gibt es jetzt genau das, doch kann die künftige Microsoft-Tochter mit dem Einsteiger-Gerät wirklich eine Alternative zur etablierten Android-Konkurrenz und den eigenen Windows Phones bieten?
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Wir haben das Nokia X vor einigen Wochen in Polen bestellt, doch inzwischen bieten einzelne Händler das Dual-SIM-Smartphone auch in Deutschland an. Der WinFuture-Preisvergleich nennt Preise ab knapp 120 Euro, man bewegt sich also wirklich am unteren Ende des Marktes. Warum das Nokia X von seinem Hersteller wohl bewusst nicht offiziell in Deutschland vertrieben wird, wollen wir in unseren folgenden Ausführungen erläutern. Nokia X TestNokia X: 4 Zoll, 2 Kerne, 1 Android

Design

Das Nokia X bietet solide Einsteiger-Hardware in dem für Nokia typischen Design. Optisch verbindet das Gerät diverse Elemente der Feature-Phones der Nokia Asha-Serie und den Windows Phones der Nokia Lumia-Reihe.

Kräftige Gehäusefarben, eine abnehmbare Rückseite, die das Gerät komplett umschließt, ein einzelner Touch-Button auf der Front und eine insgesamt sehr eckige und nicht gerade dünne Bauform machen von vornherein klar, dass es sich um ein Low-End-Gerät handelt.


Stabil ist das Nokia X in jedem Fall und es wirkt trotz dem Verzicht auf die Merkmale der höherpreisigeren Geräte der Finnen wie etwa einer ordentlichen Kamera oder einem kratzfesten Display sehr wertig. Die Qualität erfüllt also die Erwartungen an ein Nokia-Produkt, auch wenn merkbar gespart wurde, um die Kosten so gering wie möglich zu halten.

Die Hülle sitzt perfekt und die wenigen vorhandenen Tasten funktionieren einwandfrei. Obwohl das Nokia X mit Android läuft, hat sich der Hersteller bemüht, sich sowohl bei der Oberfläche, als auch den Äußerlichkeiten möglichst stark vom Rest des Marktes abzuheben. Das Interface wurde stark angepasst und der einzelne "Zurück"-Button macht die Zugehörigkeit zu Nokias Low-End-Flotte mehr als eindeutig.

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Hardware

Technisch ist das Nokia X im Vergleich zu anderen günstigen Android-Smartphones nur auf den ersten Blick ebenbürtig. Es kommt ein inzwischen schon etwas altbackener Qualcomm Snapdragon S4 Play MSM8225 zum Einsatz, dessen zwei Kerne mit einem Gigahertz takten.

Die Leistung dieses Chips reicht im Grunde vollkommen aus, doch es gibt inzwischen aktuellere Qualcomm-Chips, die das Gleiche kosten und immerhin die neuere Adreno 302 Grafikeinheit bieten, während der MSM8225 mit der ebenfalls nicht mehr aktuellen Adreno 203 daherkommt.

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Hinzu kommen schmale 512 Megabyte Arbeitsspeicher und ebenso spärliche vier Gigabyte interner Flash-Speicher, was angesichts der etwas behäbigen Oberfläche und der Größe aktueller Android-Spiele dann doch etwas knapp bemessen ist. Auch hier zeigt sich wieder Nokias Sparpolitik, doch in diesem Preissegment kann man eigentlich auch nicht mehr erwarten.

Immerhin kann der interne Speicher bequem erweitert werden und der Akku ist mit 1500mAh ebenfalls ausreichend dimensioniert, denn das Telefon läuft bei moderater Nutzung problemlos den ganzen Tag und manchmal auch noch einen Zweiten, bevor es wieder an die Steckdose muss. Nokia X TestNokia X: Standard-Schrift wirkt teilweise unscharf Die Display-Auflösung des Nokia X reicht bei den vier Zoll Diagonale durchaus und das Panel kann auch im Freien recht gut abgelesen werden. Die Blickwinkelabhängigkeit ist allerdings nicht ganz so gut wie bei anderen IPS-Panels und es gibt zwar kräftige Farben, aber einen recht geringen Kontrast. Außerdem hat unser Modell einige Lichthöfe, die Display-Beleuchtung scheint also an einigen Stellen durch. Hier bieten andere Geräte Besseres.

Software

Das auf einer AOSP-Build von Android 4.1.2 "Jelly Bean" basierende Betriebssystem wird vom Hersteller als "Nokia X Software Platform" bezeichnet. Die Finnen haben das Interface heftig modifiziert und setzen auf ein Windows Phone recht ähnliches Design, das auch in Sachen Funktionsweise an Microsofts mobiles Betriebssystem erinnert.

Grelle Farben, der Verzicht auf die typischen Android-Buttons und die sogenannte Fastlane als Ersatz für das normalerweise bei Googles OS enthaltene Benachrichtigungs-Center machen sehr deutlich, dass es sich eben nicht um ein normales Android handelt. Die Anpassung an Windows Phone hält sich allerdings auch noch in Grenzen und ist auf die Optik begrenzt.

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Wo man bei Windows Phone beim Wischen nach links in der Liste der installierten Programme landet, hat Nokia seine Fastlane platziert. Dort landen nicht nur Benachrichtigungen, sondern auch alle zuletzt verwendeten Apps, der Wecker, aufgenommene Fotos und vieles mehr, so dass man auf diesem Weg nicht nur zwischen mehreren Apps wechseln, sondern auch auf viele andere Inhalte zugreifen kann.

Im Grunde ist die Fastlane eine gute Idee, man sollte sie jedoch regelmäßig entleeren, da sonst schnell der Überblick verloren geht. Nokia macht so den normalen Multitasking-Button von Android überflüssig, erschwert aber gleichzeitig den Umgang mit mehreren Apps unnötig. Außerdem hat man keine Möglichkeit, Apps effektiv zu beenden, um den knappen Speicher zu leeren, sondern muss auf das Speicher-Management des Betriebssystems vertrauen.

Funktional ist der gekachelte Homescreen der Nokia X Software-Plattform leider reichlich beschränkt. Die Tiles lassen sich nur in zwei verschiedenen Größen anzeigen und bieten nicht die von Windows Phone bekannte Möglichkeit, Inhalte aus den jeweiligen Apps anzuzeigen, so dass sie letztlich auch nur den Zugriff auf die verschiedenen Apps erlauben. Weil das Interface noch nicht ausreichend optimiert ist, ruckelt es beim Scrollen hin und wieder.

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Auch das Laden von Apps dauert teilweise recht lange, gerade wenn es sich um Software von Drittanbietern handelt. Hinzu kommt, dass Nokia komplett auf die Google-Services verzichtet und diese weitgehend durch eigene Lösungen ersetzt.

Dies sorgt dafür, dass man eben nicht alle Android-Apps einfach so installieren kann, weil deren Entwickler zunächst Anpassungen vornehmen müssen. Dies ist zwar sehr einfach, doch der Nutzer profitiert erst davon, wenn die Entwickler die entsprechenden Änderungen auch umgesetzt haben.

Nokia installiert seinen eigenen Store, der bisher aus oben genannten Gründen noch eine vergleichsweise beschränkte Auswahl bietet. Zwar gibt es viele wichtige Apps bereits, doch in manchen Fällen bleibt nur der Umweg über andere App-Stores oder Sideloading.

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Hat der Nokia Store eine App nicht auf Lager, verweist die Suche automatisch auf andere App-Stores wie etwa von dem russischen Anbieter Yandex, über die viele Apps alternativ heruntergeladen werden können. Dies klappt zwar ganz gut, aber man hat eben keine Garantie, dass die jeweilige App dann auch läuft.

Positiv anzumerken sind die Nokia-eigenen Apps wie etwa Mixradio und gerade die Kartendienste der HERE-Sparte. Man bekommt mit HERE eine vollumfängliche Navigations- und Karten-Software, die auch die Sprachnavigation und Routenplanung enthält.

Weil Nokia die Karten kostenlos auch zum Download und damit zur Offline-Nutzung anbietet, kann das Nokia X auch zur Auto-Navigation verwendet werden, ohne dass Kosten für eine Datenverbindung entstehen, was gerade im Ausland ein Vorteil ist. Allerdings muss man sich gut überlegen, welche Karten man herunterladen will, denn der interne Speicher ist wegen seiner geringen Kapazität schnell gefüllt.

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Begrüßenswert sind auch die "Banner" für die Anzeige von Benachrichtigungen auf dem Lockscreen und das von der Lumia-Serie übernommene Feature "Glance Screen". Bei diesem werden die Uhrzeit und gegebenenfalls auch Benachrichtigungen über verpassten Anrufe, eingegangene SMS oder Mails auch im Standby angezeigt, allerdings nur, wenn man das Gerät gerade deaktiviert hat.

Während die teureren Nokia-Geräte mit Windows zum Aktivieren des Glance Screen den Abstands- oder Lichtsensor nutzen, fehlt dies beim Nokia X, was den eigentlichen Nutzen hinfällig macht. Auch der Doppel-Tipp zum Aufwecken aus dem Standby ist beim Nokia X möglich, doch muss man das Telefon sehr kräftig bearbeiten, weil wohl der Beschleunigungssensor verwendet wird und nicht der Touchscreen. Nokia X TestNokia X: Eigenwilliger Homescreen Insgesamt braucht die Nokia-Variante von Android ganz offensichtlich noch einiges an Arbeit, bevor sie wirklich konkurrenzfähig ist. Längere Ladezeiten, häufige Ruckler und diverse Inkonsistenzen überwiegen bisher leider gegenüber den eigentlich durchaus innovativen Konzepten, die Nokia teilweise verfolgt, wie etwa die Fastlane. Auch das beschränkte App-Angebot hilft der neuen Plattform nicht, doch dies ist bei neuen Smartphone-Betriebssystemen ein häufiges Problem. Ob man sich mit der Einführung eines weiteren neuen Software-Ökosystems einen Gefallen getan hat, darf bezweifelt werden.

Auf der nächsten Seite geht es mit der Kamera weiter und der Frage, ob das Nokia X für deutsche Kunden empfehlenswert ist.
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