WhatsApp: Eine US-amerikanische Klischee-Karriere

Die Rekord-Übernahme des Messengers WhatsApp durch Facebook bestimmt gerade die Schlagzeilen - und der Weg dorthin ist an Klischees über den amerikanischen Traum kaum zu überbieten, wie folgende Geschichte zeigt.
Während früher noch Tellerwäscher zu Millionären wurden, hat der Firmenchef Jan Koum den nur wenig abweichenden Weg vom Regal-Einräumer im Supermarkt zum Milliardär genommen. Aber nicht nur dies. Der Mitbegründer des Unternehmens entfloh erst 1992 als 16-Jähriger mit Mutter und Großmutter den nicht gerade beschaulichen Lebensverhältnissen in der Ukraine.

Gegenüber dem US-Magazin Wired schilderte Koum, der die Öffentlichkeit nur selten an sich heranlässt, wie die Erfahrungen seines Lebens letztlich eine wichtige Grundlage für WhatsApp bildeten. Denn dass sein Unternehmen einen Messenger anbietet, der auf möglichst einfache Art viele Menschen miteinander verbindet, ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass sein Vater damals in der Ukraine zurückblieb und es schwierig war, überhaupt den Kontakt zu halten. Denn die klassischen Telefonverbindungen waren vor allem auf internationaler Ebene in den 1990er Jahren noch so teuer, dass sich die Familie, die nun in einer Sozialwohnung in Florida lebte und sich nur mühsam über Wasser halten konnte, sie nur sehr selten leisten konnte.

Aber auch andere Eigenheiten, die WhatsApp ausmachen, haben ihren Ursprung in Koums früherem Leben. So wuchs er als Kind in der Sowjetunion in einer Umgebung auf, in der es so gut wie keine Werbung gab. Diese Erinnerung lernte der Firmengründer wohl zu schätzen, als er seine Jugend dann in einer neuen Umgebung verbrachte, in der man aufdringlicher Reklame kaum entkommen kann. Und die Erfahrungen mit der Bespitzelung der Bevölkerung in der Ukraine sorgten auch dafür, dass die Nachrichten nicht auf den WhatsApp-Servern gespeichert werden.

Dass Koum einmal eine Karriere in der Internet-Branche hinlegen wird, war anfangs kaum zu erwarten. Zwar studierte er Informatik und Mathematik, doch war er "in beidem etwa gleich schlecht und gelangweilt", wie er über sich sagt. Eher zufällig kam er über seine verschiedenen Nebenjobs auch an eine Stelle, in der er bei Sicherheits-Checks bei der Wirtschaftsprüfung Ernst & Young mithalf. Im Rahmen dessen lernte er schließlich auf einer Konferenz den Yahoo-Mitbegründer David Filo kennen, was letztlich in einem Vorstellungsgespräch bei dem Portalbetreiber mündete. WhatsApp: Jan Koum und Brian ActonJan Koum und Brian Acton (Foto: Sequoia Capital) Bei Yahoo kam Koum in Kontakt mit Brian Acton, der schon länger bei der Firma tätig war und als Mitarbeiter Nummer 44 geführt wurde. Dessen bisheriges Leben spielte sich gänzlich anders ab: Aufgewachsen in besseren Verhältnissen und mit einem Golf-Profi als Vater hatte er die Gelegenheit, an der Elite-Universität Stanford Informatik zu studieren. Bei Yahoo arbeitete er vor allem an Projekten im Bereich Werbung und Shopping.

Koum und Acton verließen Yahoo letztlich zeitgleich am 31. Oktober 2007, um an eigenen Projekten zu arbeiten. Am 24. Februar 2009 registrierte Koum dann sein Unternehmen, das er doch nicht wie anfangs geplant "Zap", sondern "WhatsApp" nannte. Ein viertel Jahr später erschien schließlich die erste Version des Messengers, die praktisch nicht auf Interesse stieß.
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