Adblock Plus: Hat Google 25 Millionen Dollar bezahlt?

Zum wiederholten Mal erhebt der bekannte Blogger Sascha Pallenberg schwere Vorwürfe gegen den Werbeblocker Adblock Plus und dessen finanzielle Unterstützer, allen voran einen ganz Großen des Web-Geschäfts: Google.
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Hintergrund des Berichts des Chef-Bloggers von Mobilegeeks sind die so genannten Acceptable Ads, zu deutsch etwa "akzeptabele Werbung". Diese Anzeigen lässt Adblock Plus (ABP) standardmäßig per "Whitelist" durch, sofern dies der Nutzer nicht explizit deaktiviert hat.

Auch WinFuture wurde mit einer Werbefläche in diese Liste mit "akzeptablen Anzeigen" aufgenommen und bezahlt dafür auch nichts. Das ist aber nur bei kleineren Webseiten so, nach Angaben von Adblock Plus sind 90 Prozent in die Liste ohne finanzielle Gegenleistung aufgenommen worden.

Die Großen des Geschäfts müssen laut den Informationen von Sascha Pallenberg hingegen für eine Aufnahme in die Whitelist eine "Aufwandsentschädigung" (für die Pflege der Liste) in Höhe von 30 Prozent des durch die Freischaltung (neu) erzielten Werbeumsatzes bezahlen. Und zahlreiche Konzerne machen das auch, so Pallenberg. Er nennt Namen wie Amazon, Yahoo und Reddit, aber auch Google.

Und um den Suchmaschinenriesen dreht sich auch ein großer Teil der aktuellen Vorwürfe: Denn Google, das angeblich 887 Millionen Dollar pro Jahr durch Werbeblocker verliert (laut PageFair), soll 25 Millionen Dollar an ABP zahlen. "Nur" wohlgemerkt. Denn das kalifornische Unternehmen bezahlt, so Pallenberg, nur einen Bruchteil dessen, was man von kleineren Firmen verlangt. Für letztere sind die Praktiken von ABP "Wegelagerei" und "Erpressung".

Mobilegeeks wiederholt die bereits Mitte 2013 geäußerten Vorwürfe, wonach es ABP einzig und alleine um das Abgreifen von Werbegeldern gehe - und nicht etwa das angenehme Surf-Vergnügen des Nutzers. Darauf sollen auch die Verstrickungen der Hintermänner bzw. Macher von ABP (Eyeo GmbH) hindeuten: Die Vorwürfe richten sich vor allem gegen Tim Schumacher, Geschäftsführer der Sedo Holding AG, einer Tochter der United Internet AG (unter anderem GMX, Web.de, 1und1, AdLink, Affilinet und United-Domains).

Schumacher soll Eyeo Startkapital zur Verfügung gestellt haben (das hat Eyeo gegenüber WinFuture auch bestätigt), gleichzeitig aber auch als Werbevermarkter von den akzeptierten Anzeigen profitieren. Anzeigen Dritter werden geblockt, die eigene Werbung hingegen nicht. Kurz: Schumacher treibe ein "doppeltes Spiel", so Pallenberg.

Eine dubiose Rolle soll auch die Mozilla Foundation bzw. der Firefox-Browser spielen: Mozilla soll nämlich negative Bewertungen und Text-Kritiken kommentarlos löschen. Ob und wie die Firefox-Macher davon profitieren, ist aber unklar.

Auch Google soll in diesem Zusammenhang mit zweierlei Maß messen. So löschte der Suchmaschinen-Riese kürzlich zwei Chrome-Erweiterungen aus dem hauseigenen Store, da diese die vom User zuvor deaktivierten Funktionen selbstständig wieder einschalteten. Das sei aber eben bei ABP nicht der Fall gewesen und das, obwohl der Werbeblocker in der Vergangenheit bereits mehrfach die Acceptable Ads-Funktion ohne Zutun des Users wieder aktiviert hat. Nach Bekanntwerden dieses Verhaltens sprach man auf Seiten von ABP von einem Software-Fehler und beseitigte diesen.

In einem ersten Statement wollte sich die Eyeo GmbH, ein übrigens inzwischen 18 Köpfe zählendes Unternehmen aus Köln, nicht genauer zu den Vorwürfen äußern und verweist auf die "transparente" Offenlegung der Teilnehmer an bzw. Financiers von Acceptable Ads. Eine Auflistung welche Unternehmen für die Freischaltung von Werbeanzeigen Geld bezahlen mussten und welche nicht, gibt es allerdings nicht.

Google selbst kann man wohl keine Vorwürfe machen und womöglich darauf verweisen, dass der kalifornische Riese lediglich gut verhandelt habe. Die Behauptung von Sascha Pallenberg, dass Eyeo von anderen Firmen bis zu einem knappen Drittel des Umsatzes haben will, wiegt deutlich schwerer.

Denn eines klar: Auch wenn ABP "akzeptable" Werbung (unter welchen Umständen auch immer) durchlässt: Den Einsatz eines Werbeblockers rechtfertigt das nicht. ABP bedroht zahlreiche kostenlose und wie WinFuture ausschließlich werbefinanzierte Internetseiten. Durch ABP sieht der Besucher die Werbeanzeigen nicht und womöglich verschwinden dann auch viele Seiten, für die solche Werbeblocker eine Existenzbedrohung darstellen.

Die Gegner von ABP haben allerdings auch schon zum Gegenschlag ausgeholt: Man bemüht sich, mit diversen Maßnahmen ABP und Co. die technische Grundlage zum Blocken zu entziehen. Einige Anbieter wie das deutsche Startup AdDefend aus Hamburg versuchen das Ausfiltern von Werbung zu verhindern. Was Eyeo aber kalt lässt: In einem (kurz vor dem heutigen Bericht geführten) Gespräch mit WinFuture sagte Eyeo-Chef Till Faida, dass man solchen Versuchen gelassen entgegensehe und derartige Gegenmaßnahmen jederzeit aus dem Weg gehen könne. Eine funktionierende Lösung existiere bereits und ist bloß noch nicht eingebaut.

Es ist unwahrscheinlich, dass sich die Vorwürfe von Sascha Pallenberg bis auf das letzte Detail klären lassen. Eines können aber auch wir mit Nachdruck unterschreiben: Ohne Werbefinanzierung, die tatsächlich bei jenen ankommt, die das Geld am meisten nötig haben, droht vielen das Aus: Blogs, Nachrichtenseiten und sonstigen Content-Anbietern. Denn sie sind in einem Teufelskreis gefangen: Um die Aufmerksamkeit der Minderheit, die Werbung über den Browser überhaupt noch "empfangen" kann, wird mit allen (optischen) Mitteln gekämpft, was einen Zuwachs an blinkender und eben nervender Werbung zur Folge hat. Das wiederum bestärkt die Nutzer von Werbeblockern, dass sie diese Anzeigen ausblenden.

Auch wir bei WinFuture unternehmen alles Mögliche, um störende Werbung nicht auszuliefern oder ausliefern zu müssen. Und auch wenn das nur schwer zu vermitteln ist: Jeder Nutzer, der auf einen Werbeblocker verzichtet oder ihn wenigstens bei Seiten, die er gerne besucht, deaktiviert, sichert auch ihr Überleben. Das gilt für uns, aber auch die vielen anderen kleineren Portale.
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