Auch tausende Ärzte verkaufen Daten von Patienten

Nicht nur Apotheker, auch Ärzte geben Daten ihrer Patienten für Geld an Marktforschungs­unternehmen weiter. Das haben Recherchen der Wochenzeitung Die Zeit (morgige Ausgabe) ergeben.
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Die Marktforschungsunternehmen verkaufen die Informationen dann ihrerseits unter anderem an die Pharmaindustrie weiter. Es handelt sich in der Regel um Angaben über Diagnosen, Behandlungen und Verschreibungen. Vor einiger Zeit war lediglich bekannt geworden, dass Apothekenrechenzentren im großen Stil Rezeptdaten verkaufen.

Nach den neuen Erkenntnissen sind auch Ärzte in das Geschäft verwickelt. Sie bekommen dafür entweder ein paar hundert Euro im Jahr - oder werden lediglich mit Marktanalysen entlohnt. IMS Health, der Marktführer unter den Marktforschungsunternehmen, spricht dabei von einer "üblichen Aufwandsentschädigung".

Für Kritiker ist dies noch deutlich schlimmer, als das Verhalten der Apotheker-Branche. "Es darf nicht sein, dass Ärzte für ein paar Hundert Euro ihr Berufsethos verkloppen", sagte der Jurist Thomas Giesen, der sich seit Jahrzehnten mit Persönlichkeitsrechtsfragen in der Medizin befasst. Er sieht in dem Handel mit Patientendaten einen Angriff auf die ärztliche Schweigepflicht.

IMS Health hat nach eigenen Angaben Direktverträge mit rund 2.500 Ärzten. Die Daten werden automatisch aus der Praxis heraus von einer Software an die Firma übertragen. Diese betont, dass die Daten noch in der Arztpraxis verschlüsselt würden und nicht auf einzelne Personen zurückzuführen seien. Datenschützer Giesen widerspricht dem aber. Er sei neulich Zeuge gewesen, als der Chef eines Unternehmens durch geschickte Suchmethoden einen Patienten identifiziert habe.

Auch viele Apotheken haben Direktverträge mit IMS Health. Der Zeit liegt ein solcher Direktvertrag vor. In diesem soll die Apotheke sich verpflichten, "IMS wöchentlich die Ein- und Verkaufsdaten sowie einmal monatlich die Lagerdaten ihres pharmazeutischen und nichtpharmazeutischen Sortiments" zu übermitteln. Zum Lohn soll die Apotheke Marktanalysen und 450 Euro im Jahr bekommen. Branchenexperten schätzen den Umsatz der Marktforscher mit Patientendaten in Deutschland auf jährlich 30 Millionen Euro.
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