Kommentar zur deutschen Microsoft-Partnerkonferenz

Kommentar von Axel Oppermann zur deut­schen Microsoft-Partnerkonferenz, die in dieser Woche in Kassel stattfand. Seit über 10 Jahren ist Axel Oppermann im IT/TK Beratungsumfeld aktiv.
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Microsoft & Partner - wenn Omnivoren auf Vegetarier treffen
Zentraler ging es nicht: Kassel, als aufstrebender geografischer Mittelpunkt der Republik, bot das Bühnenbild und war Aus­tragungsort der für Microsoft wichtigsten Partnerveranstaltung in Deutschland. Diese Veranstaltung hat auch direkte Auswirkungen auf Anwenderunternehmen.

Unter dem Motto "Zukunft im Blick - Aufbruch in eine neue Ära", hatte Microsoft Deutschland in diesem Jahr zur Deutschen Partnerkonferenz in die hessische Metropole und inoffiziellen IT-Cluster geladen. Ziel war es, mit dieser Veranstaltung die über 38.000 Partner in Deutschland im Jahr 1 nach dem größten Launch-Jahr der Unternehmensgeschichte zu unterstützen, weiterhin die Transformation auf die neuen Anforderungen des Marktes, sowie denen von Microsoft selbst, zu beschleunigen.

Microsoft Partner Conference 2012Microsoft Partner Conference 2012Microsoft Partner Conference 2012Microsoft Partner Conference 2012

Es galt aber auch, den über 1.500 Teilnehmern unmissverständlich klarzumachen, wie Microsoft sich als "Service- und Device"-Company definiert, wo die Reise hingeht und was von Partnern erwartet wird. Vielleicht war auch deshalb die Stimmung, mit einigen Ausnahmen, wie bei der hervorragend choreografierten Abschluss-Keynote, überwiegend entspannt im prächtigen Kongress Palais Kassel. Die historischen Gemäuer haben schon so einiges erlebt und wurden nun Zeitzeugen intensiver Gespräche der Speerspitze der deutschen Microsoft Partner.

Microsoft präsentierte die eigene Geschäftsstrategie im Kontext der zentralen Gesellschafts- und Branchentrends - darunter Mobile Internet, Cloud Computing, Big Data / Machine Learning und Social - und stellte die Perspektiven für die eigenen Partner in den Vordergrund. Neben den großen Trends zählen Windows 8, Tablets, Apps und Phone sowie die Collaboration- und Communication-Lösungen von Office 365 zu den Prioritäten für das aktuelle Geschäftsjahr von Microsoft. Im Kontext hierzu steht insbesondere die Wettbewerbssituation zu Google, VMware und AWS (Amazon).

Dabei gilt zweifelsohne zu konstatieren, dass Microsoft in den zentralen Bereichen - sei es Cloud oder Big Data - gut bis sehr gut aufgestellt ist, in anderen Bereichen wie Mobile Computing oder Social auf einem guten Weg ist. Fraglos ist allerdings auch, dass viele Fehleinschätzungen von Trends, oder falsche Weichenstellungen in der Vergangenheit, heute ein massives Gegensteuern erfordert.

Als gesichert kann auch die Erkenntnis angesehen werden, dass die Partner in den vergangenen Jahren - und aktuell - sehr gutes Geld mit und durch Microsoft verdienen. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass trotz aller ideeller und monetärer Unterstützung seitens Microsofts eine Vielzahl von Partnern gegen massive Ressourcenprobleme - namentlich fehlendes Personal - kämpfen muss.

Was gesagt werden muss
Was aber an dieser Stelle gesagt werden muss: Eine Herde von "Vegetariern" ist in einem von "Omnivoren" (Allesvertilgern) gemieteten Saal fehl am Platz. Das heißt, Systemhäuser und Dienstleister, die sich weiterhin ausschließlich im klassischen Microsoft On-Premise-Geschäft tummeln, und keine - aber auch wirklich keine Ambitionen haben, kleinste Veränderungen mitzumachen, sollten sich weiterhin auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und den Platz für neue oder andere Unternehmen freimachen.

Es gilt die Devise "beerdigt die Toten - sie Verpesten die Bar."

Ich will hiermit nicht zu blindem Gehorsam aufrufen. Und nicht alle Ziele, Strategie oder Vorhaben von Microsoft sind zielführend oder stiften für Dritte (Partner, etc.) einen Nutzen. Auch will ich nicht verharmlosen, dass für Microsoft und die Partner das klassische Kerngeschäft von enormer Bedeutung ist. Hier wird noch auf absehbare Zeit der dominierende Teil des Umsatzes und des Profits erarbeitet und nicht zuletzt die Transformation durch angepasste Lizenzierung und erhöhte Preise finanziert. Aber wenn Microsoft nicht wie andere einstige IT-Größen grandios scheitern will, muss das Credo "Aktion statt Reaktion" vorherrschen.

Integratoren und Softwareentwickler im Microsoft-Universum müssen bei ihren Betrachtungen gewahr sein, dass Deutschland trotz des relativ (und absolut) hohen Umsatz für Microsoft nicht der Nabel der Welt ist. Trotz hoher Erträge im Kerngeschäft sind neue Märkte, die im Zukunftsgeschäft stark wachsen, lukrativer und strategisch relevanter. Und vor diesem Hintergrund können schnell einmal einige Marketing-Millionen, die heute noch Projekten zur Ausbildung von Menschen in Deutschland oder Dialogkampagnen der Partner zugutekommen, nach Asien oder Südamerika verschoben werden. Microsoft Partner Conference 2012Microsoft Partner Conference 2012 Partner sollten in diesem Kontext auch einmal reflektieren, dass bereits heute eine Vielzahl der in Deutschland erzielten Microsoft-Erlöse anderen Ländern zugewiesen werden. Das heißt, der Umsatz (aus Anwendersicht die Beschaffung) der Lizenzen erfolgt in Deutschland, der Einsatz allerdings in China, Brasilien oder Burma. Somit ist heute schon Deutschland aus Sicht einer Microsoft eher ein Markt, der Absatz generiert, als Deployment bewirkt. Beide aufgezählte Beispiele haben direkte und indirekte Auswirkungen auf die Partner in Deutschland.

Es muss deshalb klar sein, dass genauso wie eine Mutter kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn sie nicht stillen kann oder will, wird Microsoft eher früher oder später auch kein Problem damit haben, Partner, die die aktuelle Linie nicht verfolgen, "abzustillen". Für den Channel übersetzt bedeutet dies: Die Zitze Microsoft wird für diejenige versiegen, die beißen.

Was bleibt
Stellen Sie sich einmal vor: Sie leben in einem Land, in dem Unternehmen nahezu problemlos polnische Facharbeiter einstellen, spanische Raumpfleger anheuern oder griechische Köche in ihren Kantinen beschäftigen können. Allerdings ist es in diesem Land - nennen wir es mal Deutschland - nicht möglich, auf europäischer Ebene Daten so zu speichern und zu routen, dass alle Anforderungen an Datenschutz, steuerliche Vorgaben und sonstige Vorschriften aus Abgabenordnung & Co. erfüllt werden - respektive die Entscheider in den Unternehmen das Gefühl hätten, dem wäre so.

Und stellen Sie sich nun vor, Ihnen wird vorgegeben, genau diese Aufgabe, nämlich den Verkauf von Cloud-Lösungen zu forcieren. Zum neuen Kerngeschäft zu machen. Mit Sicherheit keine angenehme Aufgabe. Axel OppermannAxel Oppermann, Analyst, Sprecher & Autor Oder stellen Sie sich vor, sie wären ein Pferd im Zirkus und könnten nur einen Trick. Zum Beispiel durch einen Reifen springen. Entwickeln Sie diesen Gedanken weiter: Stellen Sie sich nun vor, sie bekommen vom Zirkusdirektor die Aufgabe, zukünftig auf einem Hochseil zu tanzen. Würden Sie es schaffen? Würden Sie es machen?

Ich glaube, die wenigsten würden sich so demütigen lassen. Sie sind ja immerhin Black Beauty - oder denken es jedenfalls. Sie haben dem Zirkus in den letzten 20 Jahren nicht nur zahlende Zuschauer geliefert, sondern Sie sind der Kern der Show!

Allerdings: Die Konsequenzen müssen klar sein. Kein Kunststück auf dem Seil bedeutet für das Pferd, auch kein Zucker-Leckerli - und mittelfristig die Reise zum Abdecker. Übertragen auf die Analogie mit den Omnivoren auf Vegetariern: Wer kein Fleisch will, bekommt auch keine Milch.

Aktuelle Partner von Microsoft, die den eingeschlagenen Weg von Microsoft nicht mitgehen wollen, wird empfohlen, sich nach Alternativen umzuschauen. Hierzu zählt die Forcierung des aktuellen Kerngeschäfts, Sicherung der Kundenbeziehungen und Bindung der Mitarbeiter.

In diesem Kontext darf aber nicht vergessen werden, dass sich nicht nur die Anforderungen der Anbieter wie Microsoft ändern. Vielmehr werden Kunden in drei bis fünf Jahren ganz andere Anforderungen haben, die es zu befriedigen gilt. Und talentierte Entwickler wollen regelmäßig am Puls der Zeit agieren. Somit sind mindestens zwei der drei zentralen Aufgaben der Sicherung der Produktivität des eigenen Unternehmens massiv gefährdet.
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