Facebook-Gründungsstory hierzulande unmöglich

Wer erfolgreich ein neues IT-Unternehmen auf den Weg bringen will, muss damit rechnen erst einmal viel Geld in die Neugründung stecken zu müssen. Der Investitionsbedarf steigt in der ersten Zeit rasant an.
IT-Branche, Kopf, Statue
W&V
In ein IT-Startup fließen in den ersten vier Jahren durchschnittlich fast 700.000 Euro. Dabei müssen die Gründer bereits im Gründungsjahr knapp 70.000 Euro aufbringen, in den Folgejahren wächst der Finanzbedarf dann kräftig bis auf gut 277.000 Euro im dritten Jahr nach Gründung. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung des IT-Branchenverbandes BITKOM hervor.

Der Grund hierfür liegt in einer wichtigen Besonderheit des IT-Bereiches: Verglichen mit anderen Branchen müssen junge IT-Unternehmen deutlich häufiger und deutlich mehr in Forschung und Entwicklung (FuE) investieren. Bereits im Gründungsjahr liegen die FuE-Investitionen im IT-Bereich 50 Prozent höher als in anderen Branchen.

Erschwerend kommt hinzu: "Banken, Venture Capital und öffentliche Zuschüsse spielen bei der Finanzierung von IT-Startups in Deutschland so gut wie keine Rolle", erklärte BITKOM-Präsident Dieter Kempf. "Neu gegründete Unternehmen finanzieren sich von Beginn an primär über Einnahmen aus der eigenen Geschäftstätigkeit und das Eigenkapital der Gründer."

Schon im Gründungsjahr kommt fast die Hälfte des eingesetzten Geldes (48 Prozent) aus ersten Geschäftseinnahmen, rund ein Drittel (35 Prozent) steuern die Gründer aus eigenen Mitteln bei. Fremdfinanzierung wie Darlehen von Banken und Sparkassen (6 Prozent) oder öffentliche Kredite und Zuschüsse (3 Prozent) haben dagegen nur eine Randbedeutung. Auch Beteiligungskapital (Venture Capital) kommt gerade einmal auf 5 Prozent.

In den ersten drei Geschäftsjahren verstärkt sich dieses Bild der fehlenden Fremdfinanzierung weiter. 88 Prozent des Finanzbedarfs wird nun aus den Erlösen des laufenden Geschäfts gedeckt. Der Anteil von Bankdarlehen und öffentlichen Krediten sinkt auf je 2 Prozent und auch der ohnehin geringe Anteil von Beteiligungskapital fällt weiter, ebenfalls auf 2 Prozent. Dies erklärt zum Teil, warum die Startup-Szene in Deutschland deutlich kleiner ausgeprägt ist, als beispielsweise in den USA, wo ständig neue Firmen aus dem Boden sprießen. Da ohnehin nur ein kleiner Teil von diesen den großen Durchbruch schafft, sind in Deutschland vergleichsweise wenige namhafte Unternehmen zu finden.

"Wenn wir Start-ups in Deutschland groß machen und zu weltweit erfolgreichen Unternehmen aufbauen wollen, dann muss sich die Finanzierungssituation dringend verbessern", führte Kempf aus. "Global Player lassen sich nicht mit dem Sparbuch der Gründer aufbauen." Dabei lassen sich Banken und private Geldgeber durchaus Chancen auf gute Gewinne entgehen, wenn sie einen Bogen um IT-Startups machen. Immerhin 60 Prozent der IT-Gründungen sind nach fünf Jahren noch am Markt und refinanzieren so die getätigten Investitionen.

München und Berlin sind derzeit die IT-Gründerhauptstädte Deutschlands. Bezogen auf die Einwohnerzahl werden nirgendwo sonst so viele IT-Unternehmen neu aufgebaut wie in der bayerischen Landeshauptstadt, Berlin liegt auf Platz zwei. Das Rhein-Main-Gebiet mit Frankfurt sowie Hamburg folgen auf den Rängen drei und vier.

Die Untersuchung räume auch mit einer ganzen Reihe von Klischees über die Gründerszene auf, so Kempf. So werden nur die wenigsten Unternehmen von Uni-Absolventen gegründet, die gerade ihren Abschluss in der Tasche haben. Das Durchschnittsalter von IT-Gründern liegt demnach in Deutschland aktuell bei 38 Jahren, sie verfügen über 17 Jahre Berufserfahrung, davon 11 Jahre in der Branche. Gleichzeitig besitzt nur die Hälfte der Gründer (52 Prozent) überhaupt einen Universitätsabschluss. "Gründungsstorys wie bei Facebook sind in Deutschland eher noch die Ausnahme", so Kempf.
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