Angespielt: Saints Row 3 - Gewalt! Action! Dildos!

Übertriebene Brutalität? Schmutziger Sex? Stundenlanger Spaß? Davon gibt es in Saints Row: The Third mehr als genug. Ein Sandbox-Spiel der besonderen Art.
Natürlich stellt sich einem gleich zu Beginn von Saints Row: The Third (SR3) die Frage, ob das Spiel ein Grand Theft Auto (GTA)-Klon ist oder nicht. Man kann sie ganz eindeutig mit Ja sowie Nein beantworten. Denn natürlich ist das grundsätzliche Prinzip der beiden Reihen ähnlich: Gangster, Verbrechen und schnelle Autos, SR3 ist schließlich wie GTA ein Open-World-Spiel.


Dennoch ist Saints Row gleichzeitig eine völlig andere Baustelle. So grandios GTA 4 auch war, die Rockstar-Reihe hat sich inzwischen eindeutig in eine realistischere Richtung entwickelt. GTA 4 hat sich auf eine erwachsene Story konzentriert, war nicht mehr ganz so bunt und hatte auch deutlich weniger Nebenbeschäftigungen zu bieten.

Saints Row ist dagegen mit dem dritten Teil mehr denn je so etwas wie der völlig durchgeknallte kleine Bruder von GTA. Der nimmt LSD, steht auf Gummimasken und riesige Brüste, verprügelt gerne Menschen in Hot-Dog-Kostümen und jagt mit größter Freude Dinge in die Luft.

Gang-Sitz, erste Reihe fußfrei
Das Tempo geben bereits die ersten Passagen des irrwitzigen Intros vor: Da hängt man an einem Hubschrauber, die Kugeln fliegen einem um die Ohren und man ballert was das Zeug hält. Wenig später stürzt man sich aus einem Flugzeug, schießt im freien Fall auf die Gegner, kracht durch die Frontscheibe des Fliegers, fliegt durch eben jenen durch und hinten wieder raus.

Die Story ist schnell erzählt, da sie letztlich nur Beiwerk ist: Man übernimmt die Gang Saints Row, da ihr bisheriger Anführer Johnny Gat vom "Syndikat" getötet worden ist. Es gilt die Kontrolle über eine neue Stadt (Steelport und nicht mehr Stilwater) zu übernehmen. Viel mehr gibt es dazu aber auch nicht zu sagen.


Die eigene Figur ist (wie so vieles in diesem Spiel) völlig individualisierbar: Will man eine üppige Blondine in Superhelden-Kostüm spielen? Ein Muskelpaket in Cheerleader-Uniform? Alles kein Problem. Geht nicht, gibt's nicht.

Die Hauptwährungen von SR3 sind Respekt und natürlich Geld. Erstes bekommt man für so ziemlich alles, was man im Spiel tut: Missionen, Nebenaktivitäten, abgeknallte Gegner, neue Klamotten, waghalsige Autoaktionen und, und, und. Der Respekt ist nichts anderes als der Level des Spielcharakters. Damit kann man sich so genannte "Perks" freischalten und kaufen, dazu zählen Dinge wie diverse Waffenverbesserungen, mehr Lebensenergie, unbegrenzter Sprint, etc.

Welche Drogen nehmen die Entwickler eigentlich?
Das Arsenal an Waffen ist ebenso durchgeknallt wie jenes an Fahrzeugen, ganz zu schweigen von den Nebencharakteren und Gegnern. Ein besonderes Highlight sind die unterschiedlichsten Nebenaufgaben. Hier steht eine schier endlose Auswahl zur Verfügung, Abwechslung wird dabei großgeschrieben: Man stiehlt Autos, führt Auftragsmorde aus, nimmt an einer TV-Spielshow teil, eskortiert Nutten oder Drogendealer, fährt einen Tiger im Cabrio spazieren, richtet in einem Panzer sitzend möglichst viel Zerstörung an, rast brennend in einem Feuerschutzanzug steckend auf einem Quad von Checkpoint zu Checkpoint, um möglichst viel Chaos anzurichten oder wirft sich zwecks Versicherungsbetrug vor Autos.


Abwechslung hat sich Entwickler Volition auch in Sachen (Haupt-)Missionen groß auf die Fahnen geschrieben. Kaum ein Einsatz gleicht dem anderen, an vielen Stellen wird man mit Ideen überrascht, bei denen man sich ernsthaft fragt, welche Drogen eigentlich bei der Produktion des Spiels genommen worden sind. Ein Beispiel? Eine Mission, bei der man einen BDSM-Klub besucht, endet mit einer ungewöhnlichen Verfolgungsjagd: Als Fahrzeuge dienen hier "Pferdekarren", die jeweils von Sado-Maso-Sklaven gezogen werden.

In Farbe. Und bunt.
Die Technik von Saints Row: The Third ist definitiv nicht schlecht. Mit einem GTA 4 kann sie aber dennoch nicht mithalten. Die sehr farbenfrohe Aufmachung des Spiels kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der SR3-Schauplatz Steelport nicht denselben Detailgrad bieten kann wie ein Liberty City (also GTA 4). Dazu kommen etwas verwaschene Texturen und eine nicht immer stabile Bildrate - das gilt aber vor allem für die Konsolenversionen.

Die SR3-Stadt selbst bietet optisch nicht besonders viel Abwechslung. Die einzelnen Stadtteile unterscheiden sich kaum voneinander, was die Orientierung nicht unbedingt erleichtert. Allerdings steht einem stets eine GPS-Funktion zur Verfügung, diese wird (wie viele andere Funktionen) über das Handy der Spielfigur aktiviert.

Die Gegner-KI kann man auch nicht unbedingt loben. Die Kontrahenten rennen mehr oder weniger blind auf einen zu, Deckung ist für sie ein Fremdwort. Kurz gesagt: Hier gibt's Masse statt Klasse. Das macht aber letztlich nicht viel, SR3 will vor allem unkomplizierte Baller-Action bieten und tut dies auch. Immerhin hält die Spielfigur ungewöhnlich viele Treffer aus, da kann man schon mal stehenbleiben und einfach drauf los ballern.

Und was sagt die USK dazu?
Angesichts der ganzen Gewalt mag sich der eine oder andere vielleicht fragen, wie ein Spiel wie SR3 überhaupt in Deutschland erscheinen kann. Darauf gibt es zwei Antworten: Zum einen scheint die USK inzwischen deutlich entspannter geworden sein. Vor noch wenigen Jahren wäre SR3 (wie viele andere Titel der letzten Zeit) nie und nimmer freigegeben worden.

Zum anderen liegt es aber auch an der Präsentation des dritten Saints-Row-Teils: Witz, Ironie und Satire sind hier unübersehbar, es ist geradezu unmöglich, das Spiel ernst zu nehmen. Es ist also durchaus vorstellbar, dass die Damen und Herren von der USK selbst ein riesiges Vergnügen hatten, mit einem violetten Riesendildo feindliche Gangmitglieder zu vermöbeln.

Saints Row: The ThirdSaints Row: The ThirdSaints Row: The ThirdSaints Row: The Third

Die einigen wenigen Schnitte, die THQ in der deutschen Version machen musste, sind praktisch nicht relevant. Man kann beispielsweise keine Passanten als Geiseln nehmen. Wenn man einen Unbeteiligten überfährt, dann aktiviert das sofort eine Polizei-Fahndungsstufe. Was letztlich auch egal ist, weil man ohnehin ständig verfolgt und beschossen wird.

Das einzig Gravierende der mit BRD gekennzeichneten Version ist die Tatsache, dass sie nicht mit allen anderen (internationalen) Ausgaben kompatibel ist. Man kann damit also praktisch nicht außerhalb Deutschlands Multiplayer spielen. Was aber bei einem Spiel, das seine Stärken ohnehin im Singleplayer hat, durchaus zu verschmerzen ist.

Fazit
Gewalt in Videospielen ist sicherlich kein Small-Talk-Thema für einen CSU-Parteitag. Im Falle von Saints Row: The Third ist sie aber vor allem eines: ein Spaßgarant. Das ist der Tatsache zu verdanken, dass man sich schon sehr viel Mühe geben müsste, um das Spiel ernst zu nehmen. Wer die Ironie hier nicht sieht, der sollte lieber Bingo spielen.

Saints Row: The Third ist deshalb mehr als nur ein Lückenfüller bis zum Erscheinen von Grand Theft Auto 5. Klar, es ist nicht perfekt, vor allem technisch gibt es doch so manche Schwäche zu entdecken. Viel wichtiger ist jedoch, dass es schlichtweg kurzweilig ist, weil es einem eine Absurdität nach der anderen an den Kopf wirft.

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