Angespielt: Forza Motorsport 4 - Die vierte Runde
Doch plötzlich kommt ein Monstertruck daher und macht beide Sportwagen platt. Das Fahrzeug, das über beide Rennspiele hinwegrollt, heißt Forza Motorsport 4 und ist, wie unschwer zu erraten ist, der Nachfolger von Forza 3. Der vierte Teil des Xbox-360-exklusiven Rennspiels ist ein wahrer Traum für Fans des Genres - perfekt ist es allerdings auch nicht. Mehr dazu später.
Etwas grell, aber sehr schick
Die Grafik als ausgezeichnet zu bezeichnen, wäre eine Untertreibung. Hier hat Entwickler Turn 10 wirklich ganze Arbeit geleistet. Nicht nur weil die Optik des Spiels vor Detailreichtum nur so strotzt, sondern weil es technisch fast makellos umgesetzt wurde. Kein noch so minimaler Ruckler stört die Darstellung, die Framerate liegt bei butterweichen 60 Frames per Second. Auch sonst stört nichts das digitale Fahrvergnügen: kein Pop-Up, kein Tearing, kein gar Nichts.
Besonders beeindruckend sind die Schatten, die die Fahrzeuge auf die Straße werfen: Während Gran Turismo 5 mit ihrer Darstellung immer wieder zu kämpfen hatte und der Schattenwurf immer wieder unhübsch länger zum Laden brauchte, läuft deren Berechnung bei Forza 4 völlig einwandfrei. Was schon fast zu realistisch ist, denn in Rennen bei tief stehender Sonne irritieren die Schatten ein wenig, wenn sie auf der Straße vor einem auftauchen. Überhaupt ist das Thema Licht vorbildlich umgesetzt: Die Landschaft wird auf den glattpolierten Karosserien wunderbar reflektiert, wovon die Atmosphäre stark profitiert.
Der einzige Punkt der Grafik, der vielleicht einige stören wird, ist die doch eher grelle Farbpalette. Die Farben wirken schon sehr satt. Der eine oder andere Erdton hätte dem Realismus hier sicher nicht geschadet.
Was uns weniger gefallen hat, ist die Umsetzung des Schadensmodells. Während GT5 hier äußerst zurückhaltend ist und man bei brachialen Zusammenstößen kaum einen Kratzer sieht, übertreibt es Forza 4 ein wenig. Beim kleinsten Rempler scheint der halbe Lack von der Seite des Autos zu fliegen, als hätte der Lackierer vor dem Aufbringen der Farbe zuerst Wasser auf das Fahrzeug gespritzt. Herabfliegende Teile wie Stoßstangen sucht man dagegen vergebens. Der Autovista-Modus bietet einen nie gesehenen Detailreichtum Ein Fest für Autoliebhaber ist der neue Autovista-Modus. Der erlaubt es, in einige ausgewählte Karren "einzusteigen" und sich ausführlich innen, aber auch außen umzusehen. Da kann man förmlich das Leder im Innenraum riechen, so detailliert ist alles umgesetzt. Leider wurden nur 24 Modelle aufgenommen, alle so exakt zu digitalisieren wäre wohl zu aufwändig gewesen. Einen tieferen Sinn hat das nicht, Autoliebhaber werden dennoch begeistert sein.
Spürbar unterschiedliches Fahrverhalten
Der wohl wichtigste Aspekt eines Autorennspiels - mehr noch als die Grafik - ist das Fahrverhalten. Auch hier haben die Entwickler ganze Arbeit geleistet. Jedes Fahrzeug fährt sich spürbar anders. Und das sind immerhin rund 500 an der Zahl. So manche Karre fährt sich wie von selbst, weil das Fahrverhalten bestens ausbalanciert ist. Andere wiederum fahren sich zickig, meist auf ihre ganz charakteristische Art und Weise.
Ultrarealistisch ist das Fahrverhalten allerdings auch nicht. Selbst wenn man alle Fahrhilfen ausschaltet, ist ein ganz kleiner Restanteil Arcade nicht zu leugnen. Wie auf Schienen steuert sich Forza 4 deshalb aber noch lange nicht, man merkt jedoch, dass das Programm gelegentlich ein Auge zudrückt.
Puristen rühren die erwähnten Fahrhilfen ohnehin nicht an. Nicht nur, weil Siege dann weniger Geld einbringen, sondern weil Ideallinie, Traktionskontrolle, ABS und Co. den Realismus doch stark verwaschen. Denn die Forza-Reihe ist und bleibt schließlich eine Rennsimulation.
Das gilt allerdings nicht für den neuen Kinect-Modus, der optional am Anfang ausgewählt werden kann. Hier entfällt Gasgeben und Bremsen, beides erfolgt automatisch. Außerdem sind stets alle Fahrhilfen aktiviert, man muss also nur noch lenken. Das erfolgt mit der "typischen Handbewegung", wie diese aussieht, kann sich jeder denken, der schon mal ein Lenkrad gehalten hat. Mehr als eine Spielerei ist die Kinect-Integration nicht, da das Gameplay hier völlig anspruchslos ist.
Auch das so genannte Headtracking kann man getrost als Spielerei bezeichnen: Wählt man die Cockpit-Perspektive, kann man über die Erfassung der Kopfbewegungen durch Kinect seitlich rausgucken. Das ist zwar durchaus stimmungsvoll, aber trotzdem eher sinnlos bzw. irritierend, weil das Drehen des Kopfes unnötigen vom Bildschirm ablenkt.
Was leider nach wie vor fehlt, sind unterschiedliche Witterungsbedingungen. Man fährt zwar zu unterschiedlichen Tageszeiten (aber nicht in der Nacht) und mal ist es sonnig, mal wolkenverhangen, so etwas wie Regen oder Schnee gibt es in Forza 4 aber leider nicht. Schade, gerade für eine Rennsimulation wäre das eine gute Sache gewesen.
Viel zu leichte Karriere
Kommen wir zum bereits anfangs erwähnten Makel von Forza Motorsport 4. Dieser betrifft das Herzstück des Spiels, den Karriere-Modus, genauer gesagt die Schwierigkeit der Rennen. Die sind nämlich viel zu leicht ausgefallen, man kann den Grad auch nicht manuell einstellen.
Die Karriere, die einen auf einer ganz hübsch inszenierten Weltkarte von einem Event zum nächsten schickt, ist schlichtweg viel zu leicht. Eine Herausforderung sind die Rennen nur ganz selten bis nie. Auch in höheren Stufen benötigt man kaum mehr als eine Runde, um sich an die erste Position zu setzen, von da an ist es ein einsames Rennen. Denn ohne zu überholende Gegner hat man völlig freie Fahrt und wird außer bei einem groben Fehler auch nicht wieder von den KI-Gegnern eingeholt.
So sammelt man Sieg um Sieg und ist ziemlich schnell durch. Selbst wenn man die Zurückspulfunktion, mit der man seit dem dritten Teil Fahrfehler rückgängig machen kann, nicht nutzt, rauscht man durch die einzelnen Stufen der Karriere nur so durch. Das liegt vor allem am ängstlichen Fahrverhalten der Gegner. Die bremsen meist viel zu früh, so dass man sie locker in der Kurve überholen kann, wenn man nur ein klein wenig später als sie den Bremsvorgang initiiert.
Außerdem erlauben sich die KI-Fahrer völlig hanebüchene Ausflüge ins Kiesbett. Das ist zwar gut gemeint, schließlich wirken sie dadurch "menschlicher", in Zusammenhang mit ihrer allzu ängstlichen Fahrweise kommt man dadurch aber eben viel zu leicht auf den ersten Platz, den man später ohne viel Aufwand "nach Hause" fahren kann.
Grundsätzlich hat sich Turn 10 bemüht, Abwechslung in die Karriere zu bringen. So muss man nicht nur Rundenrennen fahren. Gelegentlich müssen auch möglichst viele auf der Strecke verteilte Kegel abgeräumt- oder Tore sauber passiert werden. Doch auch hier sind die Vorgaben (viel zu) leicht zu schaffen, so dass man auch diese an sich spaßigen Modi meist gleich beim ersten Versuch meistern kann.
Was außerdem stört, ist die Tatsache, dass man im Forza 4 selten bin nie Geldprobleme hat. Zwar muss man schon sparen, um sich die ganzen schicken teuren Flitzer kaufen zu können, abgesehen davon kommt man aber selten bis nie in Verlegenheit, nicht das passende Auto zur Verfügung zu haben. Das liegt zum Großteil daran, dass das Spiel mit Autos nur so um sich wirft. Ständig bekommt man irgendeine Karre als Belohnung spendiert, das zwar mühsame, aber doch motivierende Kohlescheffeln, wie sie Gran Turismo praktiziert (hat), entfällt hier völlig.
Das liegt auch daran, weil man sich nach nur wenigen erfolgreichen Rennen Upgrades von einem Hersteller gratis erschnorren kann. Mit jedem Sieg steigt nämlich die Sympathie des Herstellers, dessen Wagen man gerade fährt, damit verbunden sind Rabatte im Zubehörshop. Dabei ist man schnell auf 100 Prozent Sympathie, womit es die Upgrades in Folge für lau gibt.
Wer rempelt, gewinnt
Die Online-Rennen zeichnen sich durch eine Vielfalt an unterschiedlichen Modi aus. Neben den ganz normalen Jagden über die Pisten haben die Entwickler auch so etwas wie Minispiele integriert. Beim Auto(fuß)ball geht es ganz im Sinne von Stefan Raab darum, einen großen Ball mit Hilfe der eigenen Karre im gegnerischen Tor zu versenken.
Die Online-Modi bieten Platz für bis zu 16 Fahrer, öffentliche Rennen sollte man aber eher meiden. Denn im Gegensatz zu geschlossenen Gesellschaften findet sich in freier Online-Wildbahn fast immer ein "netter" Zeitgenosse, der rücksichtslos rempelt und drängelt. So etwas wie Zeitstrafen gibt es hier leider nicht. Wer ausschließlich mit Freunden unterwegs ist, hat definitiv mehr Spaß.
Sehr schön ist, dass Turn 10 auf die Fans gehört und die Autoclubs zurückgebracht hat. Das sind im Wesentlichen Clans, mit denen man auch gegen andere Autoclubs antreten kann. Der Fuhrpark wird hier gemeinschaftlich geteilt, so dass man sich ein Auto ausleihen kann, wenn man mal nicht den passenden Wagen in der Garage stehen hat.
Fazit
Zugegeben: Vielleicht ist das anfangs gezeichnete Bild vom Monstertruck etwas übertrieben. Forza Motorsport 4 hat nämlich einen platten Reifen namens Karriere. Vor allem wenn man bedenkt, dass viele Forza-4-Fans Stammkunden sind und der vierte Teil sicherlich nicht ihr erstes Forza ist. Und ob man es Gelegenheitszockern tatsächlich dermaßen einfach machen muss, ist auch fraglich.
Trotzdem ist das vierte Forza ein Fest für jeden Rennspielfan. Profis werden sich ohnehin vor allem online austoben und die Karriere höchstens nebenbei machen, um ein paar Erfolge abzustauben.
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