Steve Jobs: Ein Visionär nimmt seinen Hut

Rund um die Jahrtausendwende war es die Diskussion, ob nun Linux oder Windows das beste Betriebssystem sei, die für erhitzte Gemüter und seitenlange Streitgespräche in Online-Communitys gesorgt hat. Steve Jobs hat es geschafft, von diesem Ur-Streit der IT-Welt abzulenken, indem er einen neuen Konflikt schuf. Heute ist man entweder Apple-Hasser oder Apple-Liebhaber - eine neutrale Position scheint es nur selten zu geben.
Kaum ein anderer Firmenchef schaffte es in den letzten Jahren, bei seinen Auftritten derart viel Aufmerksamkeit zu erregen. Sobald Steve Jobs eine Bühne betrat, hörte ihm das Publikum gespannt zu. Einerseits lag das daran, dass er Produkte wie das iPhone und iPad vorstellte, mit denen er eine ganze Branche umkrempelte und eine andere schuf. Zum anderen ist Steve Jobs einer der letzten Visionäre einer Generation, zu der auch der Microsoft-Gründer Bill Gates gehört.

Jobs und Gates haben die Fähigkeit, ihre Vorstellungen von der Zukunft glaubhaft zu vermitteln. Als der Apple-Boss das erste Mal von einer Post-PC-Ära sprach, in der Tablets und Smartphones zu den wichtigsten Geräten gehören werden und der PC lediglich bei der Schaffung neuer Inhalte eine zentrale Rolle spielen wird, schüttelten zunächst viele Menschen mit dem Kopf. Inzwischen stellt der weltgrößte PC-Hersteller HP Überlegungen zum Verkauf seines PC-Geschäftes an. Zwar verkaufen sich die Desktop-Systeme und Notebooks noch sehr gut, doch der Trend geht eindeutig in die Richtung der Tablets.

Es sind die Visionen von Steve Jobs gewesen, die Apple zu dem Erfolg gemacht haben, den es heute darstellt. Ein Unternehmen, das Hard- und Software aus einer Hand anbietet, ist inzwischen wertvoller als jede andere Firma auf dieser Welt. Angefangen hatte es 1976, als Steve Jobs und Steve Wozniak das Unternehmen Apple gründeten. 1984 brachten sie den Macintosh auf den Markt, den ersten kommerziell erfolgreichen Computer mit einer grafischen Benutzeroberfläche. Anschließend kam es zu einem internen Machtkampf, der dazu führte, dass Jobs das Unternehmen verließ. Steve Jobs Erst 1996 kehrte Jobs durch die Übernahme seines neuen Unternehmens NeXT durch Apple in die Firma zurück. Apple war finanziell angeschlagen und spielte auf dem Markt keine nennenswerte Rolle. Das von Jobs entwickelte Betriebssystem NeXTStep wurde zum bekannten Mac OS X weiterentwickelt und stellte später die Software-Grundlage des iMac dar. Mit dem ersten iMac meldete sich Jobs 1998 offiziell zurück. Der iMac sorgte dafür, dass Apple wieder Gewinne einfahren konnte.

In den folgenden Jahren schuf Jobs einen Markt für digitale Lifestyle-Produkte. Es begann mit dem überaus erfolgreichen MP3-Player iPod, der dazugehörigen Software iTunes, dem iTunes Store zum Erwerb digitaler Inhalte und später auch das iPhone und iPad. All diese Produkte entstanden unter der Führung von Steve Jobs - in den Patenten diverser Technologien, die in den Geräten Verwendung finden, wird er als Erfinder genannt.

In seinem Privatleben hatte Jobs nicht ganz so viel Glück, denn in seiner Bauchspeicheldrüse bildete sich ein Tumor, der 2004 operativ entfernt werden musste. Eine Hormonerkrankung ließ ihn in den folgenden Jahren viel Gewicht verlieren. 2009 benötigte er eine weitere schwere Operation - er bekam eine neue Leber. Es folgten weitere gesundheitliche Probleme, die der Öffentlichkeit nicht im Detail bekannt sind, jedoch dafür sorgten, dass Tim Cook Anfang 2011 kurzzeitig die Leitung von Apple übernehmen musste.

Im November 2011 wird die offizielle Biografie von Steve Jobs in den Handel kommen. Sein heutiger Rücktritt als CEO von Apple wird darin sicherlich eine Rolle spielen. Zudem dürfte die überraschende Nachricht für eine noch größere Auflage sorgen.

"Wer nach vorne blickt, weiß nie, was wirklich Sinn ergibt. Nur im Rückblick erscheint etwas logisch."
Steve Jobs

Nachtrag: Vic Gundotra, Googles Vice President, der für die gesamte Entwicklung verantwortlich ist, hat zum Rücktritt von Steve Jobs eine interessante Anekdote veröffentlicht.

An einem Sonntag im Januar klingelte während eines Gottesdienstes das Handy von Gundotra - die Nummer des Anrufers war unterdrückt. Nach dem Kirchenbesuch fand der Google-Manager eine SMS von Steve Jobs vor, in der er um um einen Rückruf auf seine private Rufnummer bat. Er rief umgehend zurück, schließlich war er zum damaligen Zeitpunkt für die Google-Apps zuständig und vermutete ein Problem.

"Hey Steve - hier ist Vic. Entschuldige bitte das ich dich nicht früher angerufen habe. Ich war in einem Gottesdienst und die Rufnummer wurde nicht angezeigt, weshalb ich nicht abnahm", sagte Gundotra am Telefon. Steve lachte. "Vic, solange der Anrufer nicht Gott heißt, solltest du niemals während eines Gottesdienstes an dein Telefon gehen", sagte Jobs.

Steve Jobs erklärte ihm daraufhin, dass es sich um eine dringende Angelegenheit handelt, um die er sich sofort kümmern will. "Ich habe bereits jemandem aus meinem Team gesagt, dass er dir helfen soll, ich hoffe du kannst den Fehler morgen beseitigen", so Jobs. "Ich habe mir das Google-Logo auf dem iPhone angeschaut und bin mit dem Icon unzufrieden. Das zweite 'o' in Google hat nicht den richtigen gelben Verlauf. Es ist einfach falsch und deswegen wird Greg das gleich morgen beheben. Ist das ok für dich?"

Nur wenige Minuten später erhielt Gundotra eine E-Mail von Steve Jobs. Der Betreff lautete "Icon Ambulance". Darin wurde er mit Greg Christie zusammengebracht, um das fehlerhafte Icon zu korrigieren.

"Wenn ich über Mitarbeiterführung, Leidenschaft und Detailverliebtheit nachdenke, erinnere ich mich an den Anruf von Steve Jobs, den ich an einem Sonntagmorgen im Januar erhielt. Ich habe dadurch etwas gelernt, das ich nie vergessen werden. CEOs sollten sich mit den Details beschäftigen. Auch wenn es nur verschiedene Gelbtöne sind. An einem Sonntag", schrieb Vic Gundotra bei Google Plus.
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