Streitpunkt Jugendschutz und Online-Pornographie

Forschung & Wissenschaft Auf den derzeit stattfindenden Medientagen München befasste sich eine Podiumsdiskussion unter Experten auch mit dem Thema Pornographie und Jugendschutz im Internet. Die Standpunkte dazu sind durchaus vielfältig. Die Jugendschutz-Relevanz von pornographischen Inhalten ist seit einiger Zeit ein viel diskutiertes Thema: Seit das Magazin 'Stern' im Jahr 2007 in dem Artikel "Voll Porno" das düstere Bild einer Generation Jugendlicher beschrieben hat, die wegen ihres praktisch unbegrenzten Zugangs zu Pornographie im Internet in die sexuelle Verwahrlosung abdriftet, greifen immer mehr Medien das Thema auf.

"Zu analogen Zeiten war Pornographie nur unter dem Ladentisch oder über Videotheken erhältlich. Man musste also sein Interesse eindeutig artikulieren. In digitalen Zeiten dagegen pornographiert sich der Alltag mit einer ganz anderen Selbstverständlichkeit", sagte Verena Weigand, Stabsstellen-Leiterin der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM).

Das habe aus Sicht der KJM eine äußerst fragwürdige Folge: Pornographie wird gesellschaftsfähig, so Weigand. Man müsse von der Annahme ausgehen, dass Pornokonsum - oder beispielsweise auch der Konsum von Porno-Rap - negative Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen haben könne. "Es besteht ein extrem hoher Handlungsbedarf - gerade in Bezug auf den Jugendschutz im Netz", folgerte Weigand.

Anders sah das der Leipziger Soziologe und Sexualwissenschaftler Prof. Dr. Kurt Starke: "Man kann nicht sagen, wenn einer auf Pornos steht, wird er automatisch versaut. Wer so argumentiert, unterschätzt die Souveränität von Kindern und Jugendlichen", hielt er dem entgegen.

Auch die Professorin Petra Grimm, die in ihrer Studie "Gewalt im Web 2.0" auch den Pornographiekonsum von Kindern und Jugendlichen erforscht, kann keine "monokausale Wirkung von Pornographie" feststellen. Der Konsum führe also nicht direkt in die viel beschworene sexuelle Verwahrlosung.

Grimm sieht aber eine andere Problematik: "Kinder werden durch Pornographie mit Dingen konfrontiert, die sie - aufgrund ihrer noch nicht vorhandenen sexuellen Erfahrung - noch nicht einordnen können: Sie wissen nicht, ob das Gezeigte der Realität entspricht." Außerdem habe sie bei jungen Pornographienutzern vielfach ein "rückwärtsgewandtes Geschlechterrollenbild" feststellen können.

Rechtsanwalt Marko Dörre, dessen Mandanten Anbieter von Pornographie sind, vertrat die Auffassung: "Keiner kann verhindern, dass Pornographie im Netz zunimmt. Deshalb sollte man nicht über Verbote für Kinder und Jugendliche diskutieren, sondern Eltern und Pädagogen in die Verantwortung nehmen."

Dies wollte der KJM-Vorsitzende Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring so aber nicht stehen lassen: "Medienpädagogik ist wichtig. Aber sie kann den gesetzlichen Jugend- schutz keinesfalls ersetzen", sagte er. Aus der Tatsache, dass es schwierig ist, Regelungen im Internet durchzusetzen, dürfe man nicht den Schluss ziehen, es dann ganz zu lassen.
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