Opera: 'Wir werden für Fehler von Microsoft bestraft'

Software Nachdem der norwegische Browserhersteller Opera in der letzten Woche die Einreichung einer Beschwerde bei der EU wegen Microsofts angeblich wettbewerbsbehindernder Bündelung des Internet Explorer mit Windows bekannt gab, versucht das Unternehmen nun die Gründe für die Beschwerde klar zu stellen. Microsoft hatte Operas Beschwerde als grundlos bezeichnet, weil die Anwender ja nach eigenem Gutdünken einen Browser ihrer Wahl installieren könnten. Opera hatte Microsoft vorgeworfen, seine Marktmacht mit der Bündelung seines Browsers mit Windows und die Missachtung von etablierten Webstandards zu missbrauchen.

Im Gespräch mit ComputerWorld hat Opera nun weitere Einblicke in die Hintergründe der Beschwerde gewährt. Nach Angaben von Operas Chief Technical Officer Hakon Wium Lie, entstehen für sein Unternehmen diverse Probleme, weil Microsoft sich nicht an sein Versprechen hält, aktuelle Standards zu respektieren.

Durch die Missachtung der Standards seien Entwickler in der ganzen Welt dazu gezwungen, ihre Webseiten für die Nutzung mit dem Internet Explorer anzupassen. Dies zieht nach Meinung von Lie eine Reihe von Problemen nach sich, die auch andere Browserhersteller betreffen. So sei Opera ständig gezwungen, Fehler des Internet Explorer zu replizieren, um eine ordnungsgemäße Darstellung diverser Websites im eigenen Browser zu gewährleisten.

Da die für den Internet Explorer angepassten Websites dennoch nicht immer optimal angezeigt werden, verliert Opera laut Lie teilweise Anwender an die Konkurrenz von Microsoft. Viele Nutzer würden zwar Opera bei der Internet-Nutzung bevorzugen, müssten dann aber wieder auf den Internet Explorer wechseln, weil die von ihnen besuchten Seiten nicht richtig dargestellt werden, so Lie.

Er argumentiert deshalb, dass Webentwickler nicht dazu gezwungen sein dürften, ihre Projekte für Microsofts Browser anzupassen. Schließlich gebe es Standards, an die sich alle Anbieter halten müssten. Wenn nun aber ein Unternehmen mit der Marktmacht von Microsoft die Standards missachte, würden die Anbieter praktisch bestraft, die sich an die Vorgaben halten, sagte er weiter.

Microsofts mögliche Ausrede, dass es technisch unmöglich sei, den Internet Explorer entsprechend der Standards zu verändern, will Lie unterdessen nicht gelten lassen. Die Redmonder hätten schließlich die Entscheidungen für die in den Spezifikationen enthaltenen Vorgaben mit getragen, die Richtlinien seien also bekannt und von Microsoft akzeptiert worden.

Lie wies auch Unterstellungen zurück, wonach Opera die Beschwerde bei der EU nur deshalb eingereicht habe, weil man im freien Markt sonst nicht bestehen könnte. Man habe im Bereich der mobilen Anwendungen mit Opera großen Erfolg, im Desktop-Sektor sei der mangelnde Erfolg allerdings auf das Fehlen eines fairen Wettbewerbs zurückzuführen.

Alles was man mit der Beschwerde bei der EU erreichen wolle, seien gleiche Bedingungen für alle Browserhersteller, so Lie abschließend. Operas Browser wird nach Angaben der Marktforscher von Net Applications von weniger als einem Prozent der Surfer verwendet. Microsofts Internet Explorer wird noch immer von 77 Prozent der Nutzer eingesetzt, musste aber in der letzten Zeit immer mehr Marktanteile an den freien Browser Firefox abgeben.
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